Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Erneute Nazi-BeleidigungMoskau attackiert Merz – Putins Presse setzt Europa auf die „Speisekarte“

Lesezeit 5 Minuten
Dmitri Medwedew zusammen mit Kremlchef Wladimir Putin. Der ehemalige russische Präsident hat Friedrich Merz mit Joseph Goebbels verglichen. (Archivbild)

Dmitri Medwedew (r.) zusammen mit Kremlchef Wladimir Putin. Der ehemalige russische Präsident hat Friedrich Merz mit Joseph Goebbels verglichen. (Archivbild)

Ex-Kremlchef Dmitri Medwedew pöbelt gegen CDU-Chef Merz. Moskau verschärft den Ton in Richtung Europa zuletzt drastisch.

Moskaus Ton gegenüber Europa bleibt radikal: Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew hat den vermutlich nächsten deutschen Kanzler Friedrich Merz (CDU) mit einem Nazi-Vergleich attackiert. „Der künftige Bundeskanzler Merz wirft Russland vor, in Europa Krieg zu führen und Deutschland mit Brandstiftung, Auftragsmorden und Desinformation zu schädigen“, schrieb der nunmehrige Vizechef des russischen Sicherheitsrates auf der Plattform X am Donnerstagvormittag.

Dann schlug Medwedew wie bereits häufig seit Kriegsbeginn radikale Töne an: „Du bist noch nicht an der Macht, lügst aber schon wie Goebbels“, schrieb der Ex-Kremlchef und spielte damit auf Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels an, einen der engsten Vertrauten Adolf Hitlers. „Nazi-Deutschland hat uns von 1941 bis 1945 genauso angegriffen. Wir wissen, wie es endete. Schlechter Start, Fritz!“, fügte Medwedew an.

Dmitri Medwedew vergleicht Friedrich Merz mit Joseph Goebbels

Zuletzt setzte Moskau vermehrt auf Nazi-Vergleiche und eine radikale Rhetorik gegenüber Europa und deutschen Politikern. So bezeichnete Außenminister Sergej Lawrow EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zuletzt als „Führer Ursula“, der französische Präsident Emmanuel Macron musste sich unterdessen Vergleiche mit Napoleon Bonaparte gefallen lassen.

Auch den möglichen Wechsel von Außenministerin Annalena Baerbock zu den Vereinten Nationen lehnte Russland in dieser Woche unter Verweis darauf ab, dass der Großvater der Grünen-Politikerin ein Nazi gewesen sei.

Radikale Botschaften aus Russland passen ins Bild

Die radikalen Botschaften aus Russland passen unterdessen ins Bild, das insbesondere seit Beginn der Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin ersichtlich wird. Während Moskau zuvor stets die USA als Hauptfeind betrachtet und benannt hatte, milderte sich der Ton gegenüber Washington angesichts der Annäherung zwischen Trump und Putin deutlich ab. Russische Exil-Medien berichteten über eine entsprechende Anweisung des Kremls.

Gleichzeitig verschärfte sich der Ton gegenüber Europa drastisch. „Im Speisesaal sind nur Russland und Amerika vertreten. Auf der Speisekarte: leichte Vorspeisen – Brüsseler Kohl, britische Fish and Chips und Pariser Hähnchen. Als Hauptgericht gibt es Kotelett nach Kiewer Art“, hatte Medwedew bereits nach dem Telefonat von Putin und Trump in dieser Woche geätzt.

Vulgäre Worte auch von Moskaus Außenministerium

Medwedew, der sich in den sozialen Medien stets viel Häme, Spott und Anspielungen auf seinen Wodka-Konsum für seine verbalen Entgleisungen anhören muss, ist die schrillste Stimme des antieuropäischen Kurses Moskaus. Das russische Außenministerium hat seine Attacken allerdings ebenfalls deutlich verschärft, nimmt dabei aber vor allem die ukrainische Regierung ins Visier.

Nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in dieser Woche erklärt hatte, die Ukraine sei „kein Salat oder Kompott, der auf der Speisekarte“ stehe, antworte Moskaus Außenamtssprecherin Maria Sacharowa am Mittwoch ebenfalls mit vulgären Worten: Selenskyj habe „nicht gelogen“, die Ukraine sei tatsächlich „das, was der Inhalt des Menüs nach der Verdauung wird“, erklärte Sacharowa.

Russische Staatsmedien sehen Europa bald auf der „Speisekarte“

Die größte staatliche russische Nachrichtenagentur Tass verbreitete die Aussagen prompt weiter. Die Ukraine stehe tatsächlich auf der „Speisekarte“, hieß es unterdessen in einer Kolumne der Nachrichtenagentur Ria Novosti. Man dürfe jedoch nicht verschweigen, „dass dort auch ein weitaus kalorienreicheres Gericht auftauchen könnte: Europa“, hieß es weiter. 

Trump und Putin hatten sich zuvor in ihrem Gespräch auf eine 30-tägige Waffenruhe für Angriffe auf Energieanlagen geeinigt, obwohl der US-Präsident von Moskau eigentlich einen bedingungslosen und allumfassenden Waffenstillstand gefordert hatte. Den lehnte Putin ab und knüpfte einen dauerhaften Frieden erneut an inakzeptable Bedingungen, die einer ukrainischen Kapitulation gleichkommen.

Kremlkritiker: „Gespräch mit Putin war eine geheime Absprache“

Ein Moskauer Sondergesandter sprach danach von einem „perfekten Anruf“, lobte die Bemühungen des Amerikaners und setzte damit den freundlichen Kurs gegenüber Washington fort. Auch Trump äußerte sich entsprechend: Es sei ein „sehr gutes und produktives“ Gespräch mit dem Kremlchef gewesen, erklärte der US-Präsident. 

Bei Kremlkritikern wie dem ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow sorgte das für eindeutige Urteile: „Falls es noch Zweifel daran gab, dass Trumps ‚Gegner‘ die Ukraine und nicht Russland ist, sind diese nun ausgeräumt“, schrieb Kasparow nach dem Telefonat bei X und fügte an: „Dieses Gespräch mit Putin war eine geheime Absprache mit Russland gegen die Ukraine, gegen Europa, gegen die freie Welt – nichts anderes.“

Russlands populärster Faschist sieht Trump auf Putin-Kurs

Dafür, dass Moskau derzeit Europa feindlicher gegenüber steht als den USA, sprechen unterdessen auch die jüngsten Aussagen des russischen Faschisten Alexander Dugin, der in der Vergangenheit oftmals als „Putins Gehirn“ oder „gefährlichster Philosoph der Welt“ bezeichnet worden war. An seinem tatsächlichen Einfluss auf den Kremlchef gibt es jedoch einige Zweifel.

Dennoch gehört Dugin zu den radikalsten Kriegsunterstützern und einer Annäherung an Trump in der russischen Öffentlichkeit. Bereits mehrfach rief der Ultranationalist, dessen Tochter Daria im Laufes des Krieges bei einem Autobombenattentat getötet worden war, zum Genozid an Ukrainern auf.

Anti-europäischer Kurs Moskaus deutlich sichtbar

Auf die Frage des US-Senders CNN, ob Trump mittlerweile Putin näherstehe als den amerikanischen Verbündeten in Europa, erklärte Dugin in dieser Woche: „Das ist offensichtlich.“ Trump befürworte ebenso wie Putin den „Patriotismus der Nation“, der für eine „Weltordnung der Großmächte“ stehe, führte der Faschist aus. „Putin und Trump akzeptieren dieses Modell einstimmig anstelle des liberalen Globalismus.“

Während die Aussagen als weitere Beleg für den anti-europäischen Kurs des Kremls dienen, sorgte das Vorgehen von CNN für Ärger in der Ukraine. Der Sender hatte Dugin in seiner Berichterstattung lediglich als „russischen Philosophen“ bezeichnet.

„Glückwunsch, CNN! Ihr habe einen ‚prominenten Philosophen‘ interviewt, der dafür berühmt ist, Ukrainer als ‚degenerierte Rasse‘, die einen Genozid verdient hat, bezeichnet zu haben“, kritisierte der ukrainische Diplomat Olexander Scherba das Vorgehen des US-Senders.