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Nahost-NewsblogIsraels Armee nimmt Finanzstruktur der Hisbollah ins Visier

Lesezeit 4 Minuten
Rauch steigt nach Luftschlägen der israelischen Armee in einem südlichen Vorort von Beirut auf.

Rauch steigt am 20. Oktober nach Luftschlägen der israelischen Armee in einem südlichen Vorort von Beirut auf.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Montag, 21. Oktober

Alles zum Thema Nahostkonflikt

+++ Israels Armee nimmt Finanzstruktur der Hisbollah ins Visier +++

Israels Militär weitet den Krieg im Libanon auf Finanzeinrichtungen der proiranischen Hisbollah aus, die ein wichtiger Machtpfeiler der Schiiten-Miliz sind. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete am Abend von erneut heftigen Luftangriffen in den als Dahija bekannten Vororten der Hauptstadt Beirut und anderen Landesteilen. Ins Visier gerieten diesmal auch Zweigstellen der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan, einer Art Bank der Hisbollah.

„In den kommenden Tagen werden wir aufdecken, wie der Iran die terroristischen Aktivitäten der Hisbollah finanziert, indem er zivile Einrichtungen, Verbände und Nichtregierungsorganisationen nutzt“, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Abend. Er forderte alle Menschen in der Nähe von Standorten des Hisbollah-Finanzinstituts in Beirut sowie anderen Landesteilen auf, sich umgehend von dort zu entfernen.

Kurz darauf schlug die Luftwaffe los. Die libanesische NNA meldete mindestens elf aufeinanderfolgende Angriffe in Beiruts Vororten. Auch ein Gebäude in unmittelbarer Nähe des einzigen internationalen Flughafens im Land sei getroffen worden. Auf Bildern in sozialen Medien war zu sehen, wie dunkle Rauchwolken vor den Landebahnen südlich von Beirut in den Himmel stiegen.

Das Hauptziel der Angriffe auf die Al-Kard Al-Hassan bestehe darin, „das Vertrauen zwischen der Hisbollah und einem großen Teil der schiitischen Gemeinschaft zu erschüttern, die diese Vereinigung als Bankensystem nutzt“, zitierte das „Wall Street Journal“ einen israelischen Geheimdienstmitarbeiter. Einem Bericht des US-Finanzministeriums aus dem Jahr 2021 zufolge fungiert die Vereinigung unter dem Deckmantel einer Nichtregierungsorganisation (NGO) wie eine Bank der Hisbollah, die ohne Zulassung und behördliche Aufsicht Bankautomaten betreibt und Kredite vergibt.

+++ US-Vermittler zu Gesprächen im Libanon +++

US-Vermittler Amos Hochstein ist am Montag zu Besuch im Libanon und wird sich um eine Deeskalation zwischen der Miliz und Israel bemühen. Hochstein führt in Beirut Gespräche mit dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten des Libanons, Nadschib Mikati, und dem Parlamentssprecher und Hisbollah-Verbündeten Nabih Berri, wie Regierungskreise der dpa bestätigten. Seit der ersten Wahl nach Ende des Bürgerkriegs 1992 ist die Hisbollah, die politisch und militärisch vom Iran unterstützt wird, im Parlament vertreten. Sie engagiert sich karitativ, besitzt aber auch einen militärischen Arm, dem nach Schätzungen Zehntausende Kämpfer angehören. Dieser wird von der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft. In Deutschland gilt seit 2020 ein Betätigungsverbot für die gesamte Hisbollah.

Sonntag, 20. Oktober

+++ UN-Truppe im Libanon wirft Israel Zerstörung von Beobachtungsturm vor +++

Die UN-Friedensmission im Libanon (Unifil) hat Israel die absichtliche Zerstörung eines ihrer Beobachtungstürme vorgeworfen. Ein Bulldozer der Armee habe einen Zaun und den Turm einer UN-Stellung in Marwahin im Südlibanon zerstört, erklärte die Unifil am Sonntag.

Die Unifil betonte, die Blauhelmsoldaten würden „trotz des Drucks, der ausgeübt wird“, auf all ihren Stellungen bleiben. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte die UNO kürzlich aufgefordert, die Mission aus dem Kampfgeschehen abzuziehen.

+++ Israelischer Brigadekommandeur und fünf weitere Soldaten tot +++

Die Hamas im Gazastreifen ist extrem geschwächt und ihr Chef tot. Aber gefährlich ist sie immer noch. Und auch die Hisbollah im Libanon fügt Israel Verluste zu.

Die israelische Armee hat den Tod eines Brigadekommandeurs bei Kämpfen im Gazastreifen und fünf weiterer Militärs im Südlibanon mitgeteilt. Oberst Ehsan Daxa sei bei Gefechten in Dschabalia im Norden des Gazastreifens gefallen, teilte die Armee weiter mit.

+++ Israel greift nach Hisbollah-Drohne über Netanjahu-Residenz massiv im Libanon an +++

Nach der Zerstörung einer Hisbollah-Drohne über der Privatresidenz von Regierungschef Benjamin Netanjahu hat Israel seine Angriffe auf den Libanon nochmals verstärkt. Unter anderem griff die Armee nach eigenen Angaben am Sonntag ein Hisbollah-Geheimdienstzentrum in Beirut an.

Netanjahu hatte zuvor den Drohnenangriff der Miliz als Attentatsversuch bezeichnet und mit Vergeltung gedroht. Die Behörden im Gazastreifen meldeten derweil mehr als 70 Tote infolge eines israelischen Luftangriffs.

Samstag, 19. Oktober

+++ Drohne in der Nähe von Netanjahus Haus eingeschlagen +++

Eine im Libanon gestartete Drohne ist nach Angaben des israelischen Militärs in ein Gebäude in der Stadt Caesarea eingeschlagen, wo auch ein Wohnhaus von Regierungschef Benjamin Netanjahu liegt. Israelischen Medienberichten zufolge war zunächst unbekannt, ob sich Netanjahu zur Zeit des Angriffs in dem Küstenort am Mittelmeer aufgehalten hatte. Nach Armeeangaben wurde niemand verletzt. Zwei weitere unbemannte Flugobjekte wurden demnach abgefangen.

Luftalarm gab es auch in der weiter südlich gelegenen Küstenmetropole Tel Aviv. Dort sei eine Drohne im Anflug auf den Stadtteil Glilot gewesen, wo das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad und eine andere Geheimdienstzentrale liegen. Die Sirenen heulten nach Armeeangaben auch in zahlreichen Orten Nordisraels wie etwa der Stadt Tiberias am Westufer des Sees Genezareth.