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Kommentar zur NRW-CDULaschet leitet Ende der Selbstgeißelung ein

Lesezeit 3 Minuten
Laschet und Wüst

Armin Laschet (l.) und Hendrik Wüst 

Die NRW-CDU und ihr neuer Parteivorsitzender Hendrik Wüst wissen, was auf dem Spiel steht. In sieben Monaten sind Landtagswahlen. Es droht nur vier Jahre nach dem überraschenden Wahlsieg wieder der bittere Gang in die Opposition. Deshalb sendete der Parteitag ein Signal der Geschlossenheit aus. Wir sind eine Mannschaft. Wir sind etwas Besonderes. Wir sind einig und stark. Bloß nicht wie in Berlin.

Die 660 Delegierten bereiteten einem sichtlich erleichterten Armin Laschet einen großen Abschied. Der gab sich nach vielen verunsicherten Auftritten, nach der Häme und den Anfeindungen aus den eigenen Reihen und der Schwesterpartei CSU zum ersten Mal seit Wochen wieder kämpferisch.

Noch vor einer Woche hatte Laschet beim Bundesparteitag der Jungen Union die alleinige Verantwortung für das Desaster bei der Bundestagswahl übernommen. In Bielefeld war Schluss mit der Selbstgeißelung. Auch weil unter den Delegierten alle jene saßen, die sich Hoffnungen machen, sein Erbe als CDU-Bundesvorsitzender anzutreten: Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn, Norbert Röttgen, Friedrich Merz, Fraktionschef Ralph Brinkhaus und der als großes Nachwuchstalent gehandelte Carsten Linnemann. Alle kommen aus Nordrhein-Westfalen und durften sich anhören, die CDU müsse „die Tassen im Schrank lassen“. Welcher Wähler gebe einer Partei seine Stimme, die sich selbst in der größten Krise seit 1945 sieht und als Sanierungsfall bezeichne?

Alles zum Thema Hendrik Wüst

NRW-CDU muss auf Landesthemen setzen

Bei aller Aufbruchstimmung, die von Bielefeld ausging: Vor Hendrik Wüst, der wohl schon am Mittwoch zum neuen NRW-Ministerpräsidenten gewählt wird, steht eine schwierige Aufgabe. In nur sieben Monaten den Abwärtstrend zu stoppen, während die Bundes-CDU noch nicht einmal damit begonnen hat, sich neu zu sortieren, scheint im Mutterland der SPD mit starken Grünen eine schier unlösbare Aufgabe.

Sie kann nur gelingen, wenn die NRW-CDU sich aus den Machtkämpfen in Berlin möglichst heraushält und konsequent auf Landesthemen setzt. Wüst hat keine Zeit zu verlieren, schlug deshalb schon am Wochenende die ersten Pflöcke ein.

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Die Alltagssorgen der Menschen müssten wieder der Kompass der Partei sein. Dass es in NRW davon genug gibt, ist nicht neu. Der sich immer weiter verschärfende Wohnungsmangel, die Frage der Sicherung des Industriestandorts bei einer beschleunigten Energiewende und explodierenden Energiepreisen, die nur schleppende Digitalisierung, die Bewältigung der Folgen der Flutkatastrophe und der Corona-Pandemie.

Schon in der kommenden Woche will die CDU unter dem Slogan „Du zählst“ mit dem Wahlkampf im bevölkerungsreichsten Bundesland beginnen. Man werde sofort damit anfangen, den Menschen zuzuhören, kündigte Wüst noch in Bielefeld an. Die Zeit des Wundenleckens ist vorbei. Und viel Zeit zum Zuhören bleibt auch nicht. Die Menschen erwarten Lösungen.