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Unzufrieden mit Deutscher BahnBaustellen und Personalnot führen in NRW zu Zugausfällen

Lesezeit 3 Minuten
17.06.2023
Köln
Der Kölner Hauptbahnhof ist aufgrund der Zweiten Baustufe des elektronischen Stellwerk (ESTW) Köln Hbf tagsüber wegen Umrüstungsarbeiten für Fern- und Regionalverkehr geschlossen.
Foto: Martina Goyert

Auch Baustellen mit Streckensperrungen wie hier Mitte Juni am Kölner Hauptbahnhof sorgen bei der DB Regio NRW immer wieder für Zugausfälle.

Drei NRW-Verkehrsverbünde haben einen Protestbrief an die Vorstandsvorsitzende von DB Regio geschickt.

Der Personalmangel bei Lokführern und Fahrdienstleitern und die vielen Baustellen in NRW haben auch in den Sommerferien dazu geführt, dass im Regional- und S-Bahnverkehr der Deutschen Bahn immer wieder Züge ausfallen oder auf wenigen Linien der Betrieb ganz eingestellt werden muss.

Vor allem im Ruhrgebiet kommt es zu Einschränkungen. So fährt die Regionalbahn 40, die zwischen Essen und Hagen über Bochum und Witten pendelt und wichtige Zubringerfunktionen erfüllt, seit dem 15. Juli nicht.

Im Rheinland vereinzelte Ausfälle bei der S-Bahn

Erst am kommenden Montag soll der Betrieb wieder aufgenommen werden. Nach eigenen Angaben ist es dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erst nach intensiven Gesprächen mit der Bahn gelungen, dass wenigstens einige Fernverkehrszüge für Pendler freigegeben wurden.

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Auch im Rheinland komme es immer wieder aus Personalmangel zu einzelnen Ausfällen bei der S-Bahn, teilte ein Sprecher von go.Rheinland – das ist der ehemalige Nahverkehr Rheinland (NVR) – mit. Weitere Probleme entstünden durch die zahlreichen Baustellen vor allem in Köln, zwischen Köln und Aachen sowie Richtung Eifel und für den Rhein-Ruhr-Express zwischen Köln, Düsseldorf und Dortmund. „Aus unserer Sicht sind die Arbeiten absolut notwendig, um die Schieneninfrastruktur fit für die Zukunft zu machen“, so der Sprecher.

Die drei großen Verkehrsverbünde in NRW haben in einem gemeinsamen Schreiben an die Vorstandsvorsitzende der DB Regio AG, Evelyn Palla, vor kurzem erneut auch die „nicht zufriedenstellende Qualität der Leistungserbringung der DB Regio in Nordrhein-Westfalen“ hingewiesen und darum gebeten, bundesweit die notwendigen Ressourcen bei DB Regio zugunsten von NRW zu verschieben.

DB Regio NRW räumt Personalprobleme ein

DB Regio NRW räumt die Personalprobleme zwar ein, verweist aber zugleich auf die erfolgreichen Bemühungen, neue Mitarbeitende einzustellen. Im ersten Quartal 2023 habe man allein in NRW 100 neue Lokführer und Lokführerinnen ausgebildet. Die Kapazitäten für die Aus- und Weiterbildung seien in den letzten drei Jahren verdoppelt worden.

Mit Beginn des neuen Ausbildungsjahrs werden 225 Nachwuchskräfte bei der Bahn starten. Überdies sollen 2023 rund 100 Quereinsteiger mit Lehrgängen für den Beruf des Lokführers fit gemacht werden.

„Trotzdem kommt es punktuell zu einer angespannten Personalsituation, denn auch eine flexible und vorausschauende Personalplanung kann die aktuelle Lage nicht immer ausgleichen“, sagte ein Bahnsprecher von DB Regio NRW.

Wo Zugverbindungen ganz gestrichen werden müssen, gebe es in aller Regel parallellaufende Verbindungen und alternative Angebote wie einen Schienenersatzverkehr. Die DB unternehme „alles, um die Auswirkungen so gering zu halten“.

Kurzfristiger Personalersatz nur schwer aufzufangen

Bei erkrankten Mitarbeitenden sei es nicht leicht, kurzfristigen Ersatz zu finden, weil sowohl Lokführer und Instandhalter als auch Fahrdienstleiter für bestimmte Strecken, Baureihen und Techniken eine Spezialausbildung erhielten. „Da kann bei einem kurzfristigen Ausfall nicht immer ein Kollege oder eine Kollegin aus einer anderen Region einspringen“, sagte der Bahnsprecher. „Wir bedauern die Einschränkungen für unsere Fahrgäste sehr und tun alles, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.“

Nach Angaben von Fokus Bahn NRW, einem Zusammenschluss von elf Eisenbahnverkehrsunternehmen und den drei Verkehrsverbünden, lässt die „Kombination aus Infrastrukturschäden, Fahrzeugstörungen und Personalmangel nahezu jeden Betriebstag für Nahverkehrsbahnen und ihre Fahrgäste zu einer Herausforderung werden“.

Die Instandhaltung der Infrastruktur sei spätestens nach den Hochwasserschäden im Sommer 2021 zum Kraftakt geworden. Der immer größere Umfang und die Komplexität notwendiger Baustellen machten die Organisation von Schienen- und Schienenersatzverkehren immer aufwändiger.

Fehlende personelle Ressourcen verschärften die Problematik, insbesondere in Grippe- und Erkältungszeiten. So waren laut Fokus Bahn im Herbst und Winter 2022 zwischen 37 und 55 Prozent der nicht vorhersehbaren Ausfälle dem Fachkräftemangel geschuldet.