Das Ampel-Aus und die umstrittene Abstimmung im Bundestag sorgen für eine politische Mobilisierung. In NRW jubeln Linke und Grüne über Eintrittswellen.
Rekordzahlen bei ParteieintrittenEintrittswelle in NRW – Linke und Grüne jubeln über „Mitgliederboom“
Die Linke hat ihre Mitgliederanzahl nach eigenen Angaben seit dem Austritt von Sahra Wagenknecht im Oktober 2023 fast verdoppelt.
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Das Aus der Ampel-Koalition und die umstrittene Abstimmung über einen Migrationsantrag von CDU/CSU im Bundestag haben den Parteien in Nordrhein-Westfalen eine Welle von Neueintritten beschert. Vor allem die Grünen und die Linke jubeln über einen regelrechten Mitgliederboom.
„Mitgliederboom in NRW“: Linke kann Mitgliederzahl fast verdoppeln
Die Linke NRW erlebt nach eigenen Angaben einen „Mitgliederboom“: Ihre Mitgliederzahl konnte sie demnach seit dem Austritt von Sahra Wagenknecht im Oktober 2023 von 7575 auf 13.032 Anfang Februar 2025 fast verdoppeln. Allein seit Ende Januar, als die Union im Bundestag einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchgesetzt hatte, verzeichnete die Linke NRW fast 2.250 Neueintritte.
Auf Bundesebene zählt die Linke nach einer beispiellosen Eintrittswelle in den vergangenen Wochen 81.200 Mitglieder – nach Parteiangaben so viele wie nie zuvor seit ihrer Gründung 2007.
„Zu Jugendbewegung geworden“ – Großteil der Neumitglieder jünger als 30 und weiblich
Der Großteil der Neumitglieder sei jünger als 30 Jahre und mehr als die Hälfte Frauen. „Unser Landesverband ist in Teilen zu einer Jugendbewegung geworden, die bereit ist, sich zu engagieren und Veränderungen voranzutreiben“, sagt der Landesvorsitzende Sascha H. Wagner. Im NRW-Landtag ist die Linke seit Jahren nicht mehr vertreten.
Und auch auf Bundesebene liegt das Durchschnittsalter der seit Anfang Januar neu eingetretenen Menschen nach Parteiangaben bei 28,7 Jahren, knapp 53 Prozent der Neuen seien Frauen. Damit liegt das Durchschnittsalter aller Mitglieder den Angaben zufolge nun bei 43,31 Jahren und der Frauenanteil bei gut 42 Prozent.
Fast 10.000 Parteieintritte nach Ampel-Aus: Auch Grüne in NRW jubeln über Mitgliederrekord
Die Grünen in NRW freuen sich über aktuell 35.000 Mitglieder – so viele wie noch nie. Seit dem Ende der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP Anfang November verzeichnete die Partei fast 10.000 Neueintritte. Nach der Migrations-Abstimmung im Bundestag seien mehr als 2.000 Menschen den Grünen beigetreten, teilte die Landespartei mit.
„Das Zeichen dieses Mitgliederbooms ist klar: Die Menschen wollen eine Partei in der nächsten Bundesregierung, die die Fragen unserer Zeit angeht, die für Aufbruch statt für Rückschritt steht“, so Raoul Roßbach, politischer Geschäftsführer der Landespartei.
„So viele Grüne wie noch nie“: Rekordzahlen der Grünen auch auf Bundesebene zu verzeichnen
Auf Bundesebene haben die Grünen nach eigenen Angaben seit dem Bruch der Ampel-Koalition am 6. November einen ebenso erheblichen Schub an Neueintritten verzeichnet. „Insgesamt zählt unsere Partei jetzt über 168.000 Mitglieder. Damit sind wir so viele Grüne wie noch nie“, sagte die Politische Bundesgeschäftsführerin Pegah Edalatian der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Neueintritte machten Frauen aus. Der oder die Durchschnittsgrüne war zuletzt 49 Jahre alt, etwas älter als ein Jahr zuvor. Auch das Durchschnittsalter der Neumitglieder ist gewachsen und lag bei knapp 46 Jahren.
Neueintritte auch bei SPD und CDU in NRW
Seit dem Ampel-Aus haben auch die großen Parteien SPD und CDU im bevölkerungsreichsten Bundesland größeren Zulauf. Seit Anfang November zählte die SPD in NRW mit zuletzt rund 86.500 Mitgliedern mehr als 2.000 Neueintritte. Allein in der Woche nach der umstrittenen Bundestagsabstimmung gingen nach Parteiangaben gut 450 Beitrittsgesuche online ein.
Die SPD spüre auch „weiterhin ein hohes Interesse an der SPD-Mitgliedschaft“, so ein Sprecher. Er hat noch eine weitere Erklärung für den Zulauf: „Dieser Trend ist in Bundestagswahlkämpfen durchaus üblich.“
Die CDU als mit Abstand größte Partei in Nordrhein-Westfalen hat im Januar 1.004 neue Mitglieder aufgenommen. Daraus ließen sich aber noch keine Rückschlüsse auf die aktuellen Entwicklungen ziehen, sagte ein Sprecher. Denn Mitglieder, die im Januar in die Statistik aufgenommen wurden, hätten ihren Antrag im Dezember gestellt. Insgesamt hatte die CDU in NRW Ende vergangenen Jahres fast 111.000 Mitglieder.
Auch die FDP wächst in NRW leicht
Bei der FDP NRW haben nach Parteiangaben seit dem Ende der Ampel-Koalition fast 900 Menschen einen Mitgliedsantrag gestellt. Seit Ende Januar seien fast 190 Aufnahmeanträge eingegangen. Beide Werte lägen über dem üblichen Durchschnitt an Parteieintritten. Ende 2024 hatten die Freien Demokraten in NRW rund 17.500 Mitglieder.
Die AfD NRW machte zunächst keine Angaben über die aktuelle Mitgliederentwicklung. Ende 2024 hatte die AfD in NRW rund 7.000 Mitglieder. Etwa 1.500 Mitgliedsanträge würden noch bearbeitet, hieß es damals. Auf Bundesebene spricht die AfD von einer „nie dagewesenen Eintrittswelle“. (vxr mit dpa)