AboAbonnieren

„Raus aus der Tabuzone“Frauen mit Lipödem werden oft falsch behandelt – Weiterbildung für Mediziner gefordert

Lesezeit 2 Minuten
Frauen mit Lipödem-Erkrankung. Eine chronische Fettverteilungsstörung führt zu massiver Volumenzunahme vor allem an Beinen, und auch Armen, und geht meistens einher mit Schmerzen.

Die Lipödem-Erkrankung führt bei Frauen zu massiver Volumenzunahme vor allem an Beinen, und auch Armen.

Wenn Frauen zu dick erscheinen, hat das nicht unbedingt mit falscher Ernährung zu tun. Oft steckt eine Krankheit dahinter.

Rund zehn Prozent der Frauen leiden laut Statistik am Krankheitsbild Lipödem, bei der es zu einer Störung der Fettverteilung und zu einer deutlichen Disproportion zwischen Körperstamm uns den Extremitäten kommt. Die Betroffenen werden oft als „zu dick“ stigmatisiert, Ärzte raten zum Abnehmen, weil sie fälschlicherweise Adipositas diagnostizieren.

Diät und Sport helfen bei Lipödem nicht

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) soll jetzt die Weichen dafür stellen, dass erkrankten Frauen besser geholfen wird. „Wir müssen das Krankheitsbild aus der gesellschaftlichen Tabuzone holen, Aufklärung, Versorgung und Forschung stärken“, sagt Susanne Schneider, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP im Landtag, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Die Vorstellung, dass ein bisschen Diät und Sport das Problem einfach wegschmelzen lasse, sei ein Irrglaube. „Beim Lipödem hilft nicht der Gang ins Fitnessstudio oder die nächste Wunderdiät. Wir reden über eine ernsthafte Erkrankung, die tiefgreifend das Leben der Betroffenen beeinträchtigt“, so Schneider.

Krankheit aus der Tabuzone holen

In einem Antrag der Liberalen, über den der Landtag diskutieren soll, wirbt die ehemalige Krankenschwester dafür, dass das Land Lipödem-Selbsthilfegruppen unterstützt. „Wir müssen die Stigmatisierung stoppen und Verständnis fördern. Es ist höchste Zeit, dass wir die Augen nicht länger verschließen“, so Schneider.

Die Diagnostik soll durch ein gezieltes Weiterbildungsangebot für Mediziner verbessert werden. Zudem sollen die Krankenkassen den Betroffenen neben Schmerztherapien auch eine psychosoziale Beratung ermöglichen.

Bei gesetzlich Versicherten werden die Behandlungskosten meist erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium übernommen. Das müsse sich ändern. „Nur so können wir den betroffenen Frauen wirklich helfen“, sagt die Abgeordnete.