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Mosel monatelang gesperrtDiese Folgen hat der Schleusenunfall in Rheinland-Pfalz für die Schifffahrt

Lesezeit 3 Minuten
Rheinland-Pfalz, Müden: Mitarbeiter des Wasser-und Schifffahrtsamtes haben begonnen, die Schleuse in Müden zu reparieren.

Die demolierte Schleuse in Müden: Sie noch bis mindestens Ende März 2025 für die Schifffahrt gesperrt.

Durch einen Unfall ist derzeit eine der meistbefahrenen Wasserstraßen Deutschlands blockiert. Auswirkungen sind auch in Köln spürbar.

Nach einem Unfall an einer Schleuse in Müden nahe Koblenz bleibt die Mosel für die Schifffahrt monatelang gesperrt. Der Unfall hat auch Auswirkungen auf die Schifffahrt auf dem Rhein, denn die Mosel ist eine der am meisten befahrenen Flüsse in Deutschland. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist passiert?

Am Sonntagmittag fuhr ein Frachter, beladen mit 1500 Tonnen Schrott, mit hoher Geschwindigkeit ins geschlossene Schleusentor. Die Unfallursache ist noch unklar, die Wasserschutzpolizei ermittelt. Alle Insassen des Frachters blieben unverletzt. „Am Schleusentor ist jedoch ein Totalschaden entstanden“, sagt Albert Schöpflin, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn. Nicht nur der Stahlbau wurde bei dem Unfall zerstört, auch die Hydraulikanlage, die Steuerung und der Beton nahmen Schaden. Die Schleuse ist für die Schiffe nicht mehr befahrbar.

Was geschieht nun mit den Schiffen auf der Mosel?

Auf der Mosel stauen sich nun die Frachter bis ins Saarland und nach Frankreich. 70 Schiffe hängen fest, sagt Schöpflin. „Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, um sie schnellstmöglich aus dem Gewässer herauszukriegen.“ Eine erste Maßnahme könnte sein, die Schiffe zu entladen und die Ware auf Lkw oder über Schienen weiterzutransportieren.

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Am Mittwoch erreicht ein 500 Tonnen schwerer Kran die Unfallstelle: Damit werden Arbeiter versuchen, die demolierten Schleusentore aus dem Wasser zu ziehen. Anschließend muss der Schaden neu begutachtet werden. „Wir wollen etwas probieren, was in dieser Form vermutlich noch nie gemacht wurde“, sagt Schöpflin. Mit einem speziellen Verfahren könne man versuchen, die Schiffe durch die kaputte Schleuse zu transportieren. Allerdings würde dieser Schleusen-Vorgang pro Schiff drei bis sechs Stunden dauern, anstatt der üblichen 20 Minuten.

Wie ist der Zeitplan?

Schöpflin hofft, bis zum Jahreswechsel alle 70 Schiffe aus der Flusspassage herauszuholen. Die Schleuse bleibt anschließend noch bis mindestens Ende März 2025 für die Schifffahrt gesperrt. „Dieser Zeitplan ist sportlich, aber wir wollen ihn einhalten“, sagt Schöpflin. Allerdings hängt dieser Plan auch von den Witterungsbedingungen ab: Wenn die Anlage bei Hochwasser absäuft, könnte dies die Arbeiten verzögern.

Wer haftet für den Schaden?

An der Schleuse ist ein Schaden im einstelligen Millionenbereich entstanden. Für diesen Schaden haftet der Unfallverursacher, also der Frachter, der am Sonntag in die Schleuse rammte, beziehungsweise seine Versicherung. Ob für den wirtschaftlichen Schaden der Schifffahrtsunternehmen eine Haftung übernommen wird, die nun auf der Mosel feststecken, ist noch unklar. Schöpfling bezweifelt es jedoch. „Deshalb ist unser Ziel, die Schiffe schnellstmöglich dort herauszukriegen“, sagt er.

Welche Bedeutung hat die Mosel als Schifffahrtstraße?

Allein im vorigen Jahr wurden 7,8 Millionen Tonnen an Gütern über den Fluss transportiert. Aus Frankreich kommen viele landwirtschaftliche Produkte wie Getreide über die Mosel nach Deutschland. Luxemburg bezieht fast 20 Prozent seines Kraftstoffverbrauchs über die Mosel, so Schöpflin. Wenn die Schleuse bis Ende März ausfalle, müssten nach ersten Berechnungen 4000 Sattelzüge mit Kraftstoff in Richtung Luxemburg fahren.

Welche Auswirkungen hat der Unfall auf der Mosel in Köln?

Die Hafen- und Güterverkehr Köln AG (HGK) teilte auf Anfrage mit, dass eines der 70 Schiffe im Stau auf der Mosel zu ihr gehört. Es handelt sich demnach um einen Gas-Tanker, der jedoch keine Ladung mehr hat. „Darüber hinaus hängen drei Partikuliere fest, also private Schifffahrtsunternehmen, die in unserem Auftrag fahren“, so ein Sprecher. „Für sie kann diese Situation wirtschaftlich existenzbedrohend sein.“

Auch auf dem Rhein in Köln habe die HGK Auswirkungen gespürt: „Gestern sind Schiffe bei uns angekommen, die nun halten und normalerweise weitergefahren wären“, sagt der Sprecher. „Es kann sein, dass Schiffe zu uns kommen und abladen, um auf anderen Wegen die Waren zum Zielort zu bringen.“