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Repräsentative UmfrageEltern berichten von Unterrichtsausfall in großem Stil an NRW-Schulen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Kind hebt in einem Klassenzimmer die Hand, um sich zu melden.

Eltern berichten von regelmäßigen Unterrichtsausfällen ihrer Kinder.

Bei mehr als ein Fünftel der Kinder fällt demnach jede Woche der Unterricht aus. Die SPD fordert Konsequenzen von der Schulministerin.

Der Unterricht an Schulen in NRW fällt laut der Mehrheit der Eltern mehrmals im Monat aus. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der SPD-Landtagsfraktion, die am Dienstag vorgestellt wurde. 22 Prozent der 500 befragten Eltern berichten sogar, dass der Unterricht ihrer Kinder mehrmals wöchentlich ausfällt. Das sorgt laut Umfrage für Sorgen und Ängste bei den Eltern.

Die SPD in NRW fordert deshalb von der schwarz-grünen Landesregierung und dem CDU-geführten Schulministerium unter anderem, Lehrkräfte zu entlasten, Seiteneinstiege zu vereinfachen und zu verbessern.

Köln überdurchschnittlich stark von Unterrichtsausfällen betroffen

Die Umfrage zeigt auch, dass mit 66 Prozent besonders viele Ausfälle in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte vorkommen. Zwar gäbe es keine konkreten Zahlen für einzelne Regionen, die das belegen, dennoch meinte der neue SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Ott, dass laut Rückmeldungen die Lage in Köln sowie dem Ruhrgebiet besonders besorgniserregend sei. „Die Anzahl an Unterrichtsausfällen und Klassenauslastungen ist in Köln überproportional hoch“, sagte Ott.

Alles zum Thema Jochen Ott

Besonders betroffen von den Ausfällen sind laut Civey-Umfrage vor allem die Hauptfächer Deutsch (28,2 Prozent), Englisch (26,9 Prozent) und Mathematik (25 Prozent). Gut die Hälfte der Eltern sorge sich demnach, dass ihre Kinder wichtige Lerninhalte verpassen. Bei Eltern, deren Kinder mehr als einmal im Monat von Ausfällen betroffen sind, sorgen sich sogar 84,1 Prozent. Knapp weniger als die Hälfte der Befragten – und sogar mehr als zwei Drittel der häufiger Betroffenen – berichtet, bereits negative Folgen des Unterrichtausfalls bei ihren Kindern bemerkt zu haben. Vor allem bei den Fähigkeiten im Rechnen und Schreiben falle das auf.

Hauptfächer fallen am häufigsten aus

„Das sind nicht nur Beobachtungen der Eltern“, sagte Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, „sondern das wird auch von mehreren Studien wie der Iglu-Studie unterstützt“. Es zeige sich deutlich, dass Schülerinnen und Schüler unter den Unterrichtsausfällen leiden.

„Die Umfrageergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, den Unterrichtsausfall zu erheben und wirklich zu messen“, erklärt Engin. Schulministerin Dorothee Feller will genau das wieder tun. Am Montag kündigte die CDU-Politikerin an, die Unterrichtsstatistik zum Schuljahr 2023/24 wiederaufzunehmen, nachdem sie coronabedingt im Frühjahr 2020 ausgesetzt worden war.

Die Detailerhebung nach den Sommerferien fragt unter anderem die Gründe für den Unterrichtsausfall oder Vertretungsmaßnahmen ab und ist für alle öffentlichen Grund-, Förder- sowie weiterführende Schulen in NRW verpflichtend. „Auf dieser Grundlage können wir weitere Schritte unternehmen, um unsere Schulen zu unterstützen“, hieß es aus dem Schulministerium.

SPD-Fraktion fordert scharfes Monitoring des Unterrichtausfalls

Die SPD forderte die Ministerin auf, schnell Maßnahmen auf den Weg zu bringen, um Unterrichtausfälle zu reduzieren. Demnach sollten Seiteneinstiege vereinfacht und verbessert werden. Fortbildungen sollen Abhilfe leisten, aber auch ein vorgezogener Berufseinstieg bei Mangelfächern, sobald ein Fach und seine Didaktik abgeschlossen sind.

Außerdem müssten die Lehrkräfte laut Sozialdemokraten entlastet werden. „Wir haben ein massives Problem, dass Lehrkräfte überfordert sind und das Schulsystem verlassen“, so Dilek Engin, „Das dürfen wir uns nicht erlauben“. So müsse die Schule ein attraktiverer Arbeitsort werden, zum Beispiel durch tatsächliche Teilzeitangebote. Den Lehrkräften müsse auch vertraut werden, einzuschätzen, welche Inhalte und Themen Vorrang haben und was weggelassen werden kann.

Die Unterrichtsversorgung zu verbessern, habe für die Landesregierung höchste Priorität, hieß es aus dem Schulministerium auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir haben deshalb bereits im Dezember des vergangenen Jahres ein Handlungskonzept vorgelegt, das mit kurz-, mittel- und langfristig wirkenden Maßnahmen alle personalwirtschaftlichen und dienstrechtlichen Bereiche in den Blick nimmt und in weiten Teilen bereits umgesetzt wird“, hieß es weiter. An weiteren Maßnahmen werde bereits gearbeitet, weil der Lehrkräftemangel bundesweit zu den größten Herausforderungen für die Schulen zähle.