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Streit um WirtschaftsförderungBremst Schwarz-Grün den Boom in der Luftfahrtbranche aus?

Lesezeit 2 Minuten
Ein Flugzeug der Eurowings startet auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Viele Flugzeuge sind schon mit Technik aus NRW ausgestattet.

Um bis 2050 klimaneutral fliegen zu können, müssen die Airlines ihre Flotten austauschen. Geht das lukrative Geschäft an den Zulieferern aus NRW vorbei?

Die Firma sitzt in Alsdorf in der Nähe von Aachen. Dort werden Flugzeuglacke entwickelt, die Treibstoff sparen können. Das Potenzial der Lasertechnik ist enorm. Käme die Technik weltweit zum Einsatz, könnten jährlich 150 Milliarden Euro an Kerosinkosten eingespart werden. Ein Leuchtturmprojekt, findet Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP im Landtag. „NRW lässt echte Wachstumschancen liegen, wenn die Landesregierung keine klare Strategie für die starke Luftfahrtindustrie vor Ort verfolgt“, sagte der Liberale dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Experten gehen davon aus, dass die Luftfahrtindustrie in den kommenden Jahren eine große Dynamik entwickeln wird. Die Airlines haben sich dazu verpflichtet, das Fliegen bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dazu werden weltweit 40.850 neue Passagier- und Frachtflugzeuge benötigt. Schon heute ist in vielen Flugzeugen Technik aus NRW mit an Bord. Eine gezielte Landesförderung für neue Entwicklungen gibt es aber nicht, kritisiert Brockes: „Die Grünen stehen hier mal wieder aus ideologischen Gründen auf der Innovationsbremse.“

Dietmar Brockes, Wirtschasftexperte der FDP-Fraktion im Landtag.

Dietmar Brockes, Wirtschaftsexperte der FDP-Fraktion im Landtag, kritisiert seine Grünen Kolleginnen und Kollegen.

Am Mittwoch ist die Zukunft der Luftfahrt in NRW Thema einer Expertenanhörung im Landtag. Die FDP fordert die Landesregierung auf, ein starkes Forschungs- und Industriecluster für die Luftfahrtindustrie aufzubauen und das Standortmarketing zu verbessern. Auch finanzielle Anreize für klimafreundliche Investitionen und die Unterstützung mittelständischer Zulieferer dürften nicht aufgeschoben werden.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht bei einem Besuch im Trainingszentrum für Astronauten bei der European Space Agency (ESA) in Köln.

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht bei einem Besuch im Trainingszentrum für Astronauten bei der European Space Agency (ESA) in Köln.

In NRW produzieren rund 400 Firmen als Zulieferer Inneneinrichtungen, Anlagentechnik oder Bauteile für Flugzeuge. Auch die SPD wünscht sich mehr Schwung bei der Unterstützung der Luftfahrt. „Schwarz-Grün unterschätzt die Luftfahrt als Wirtschaftsfaktor“, sagt André Stinka, wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag. Die SPD will die wirtschaftliche Klimaneutralität mit einem Transformationsfonds des Landes unterstützen, der 30 Milliarden Euro schwer sein soll. „Dieses Geld müssen wir zusätzlich aufbringen und dürfen es auf keinen Fall bei den Kitas, den Schulen oder bei der Polizei einsparen“, so Stinka.

Christian Untrieser, Wirtschaftsexperte der CDU, sieht keinen Handlungsbedarf. Die Luftfahrtbranche in NRW habe sich bereits „auf den Weg der Transformation“ gemacht, sagte der Abgeordnete aus Wuppertal. Das Land unterstütze Innovationen in Schlüsseltechnologien branchenunabhängig. Jan Matzoll, Grünen-Sprecher für Wirtschaft, Industrie und Innovation, sieht das ähnlich. Es gehe darum, durch Bürokratieabbau die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies sei für alle Branchen wichtig.

Die Opposition kritisiert, Schwarz-Grün würde sich zu sehr auf das Thema Raumfahrt fokussieren. Am Mittwoch kommen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) nach Köln, um ein Trainingszentrum für künftige Mondmissionen beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zu eröffnen. Stinka sagte, es sei wichtiger, den Unternehmen unter die Arme zu greifen als „schöne Fotos zu machen“.