Der gewaltsame Tod des Transmanns Malte C. beim CSD in Münster 2022 hat die Menschen in NRW schockiert. Daten darüber, wie sich der Alltag von queeren Menschen in NRW anfühlt, gibt es bislang nicht. Das will die Landesregierung jetzt ändern.
Schwarz-Grün plant BefragungWie gefährlich ist das Leben für queere Menschen in NRW?
CDU und Grüne im Düsseldorfer Landtag wollen eine Studie in Auftrag geben, die die Lebenssituation von queeren Menschen in NRW in den Blick nimmt. Ein entsprechender Antrag, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, soll nächste Woche im Düsseldorfer Landtag verabschiedet werden. „Nordrhein-Westfalen zeichnet sich durch Vielfalt und Zusammenhalt aus“, sagte Heike Troles, Beauftragte für Queerpolitik der CDU-Landtagsfraktion, unserer Zeitung. „Ein gesellschaftliches Klima des Respekts und der Wertschätzung stärken jeden Einzelnen und uns als Gesellschaft insgesamt.“
Im Bundesland Sachsen war bereits im vergangenen Jahr eine Lebenslagenstudie von der Gleichstellungsministerin Katja Meier (Grüne) vorgestellt worden. „Queer“ wird als Sammelbegriff für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen verwendet. Ein Ergebnis der Erhebung war, dass sich gerade mal ein Viertel der rund 1500 Befragten im öffentlichen Raum sicher fühlten, fast die Hälfte hatte in den letzten fünf Jahren Beleidigungen, Bedrohungen oder Übergriffe erfahren. Auch bei der NRW-Studie soll nach Diskriminierung und Gewalterfahrungen gefragt werden. Es geht aber auch um die medizinische Versorgung.
Ältere aus der Community wurden teilweise gesetzlich verfolgt
Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft sei auch die Situation von LSBTIQ-Seniorinnen und -Senioren in den Fokus zu nehmen, heißt es in dem Antrag von Schwarz-Grün. „Sie sind eine besonders vulnerable Gruppe und brauchen entsprechende Schutzräume und Angebote.“ Die ältere Generation sei teilweise wegen ihrer sexuellen Orientierung noch gesetzlich verfolgt worden. „Deshalb trauen sich einige nicht, sich gegenüber Dienstleistern in der Altenhilfe zu öffnen. Es darf aber kein Verschweigen müssen der eigenen sexuellen oder geschlechtlichen Identität gleich welchen Alters geben“, begründen CDU und Grüne ihr Projekt.
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İlayda Bostancıeri, Sprecherin für Queerpolitik der Grünen-Landtagsfraktion, erklärte, queere Menschen würden zunehmend Angriffe und Gewalt erleben, „sei es im Internet, am Rande von CSDs oder im alltäglichen Leben“. Auch soziale Ausgrenzung und gesellschaftliche Entfremdung gehörten für viele queere Menschen zur Tagesordnung. Mit einer Lebenslagenstudie solle die Datenbasis in den Bereichen Diskriminierung, Gesundheit und Integration verbessert werden. So könnten Maßnahmen ergriffen werden, „um allen Menschen in NRW ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben zu ermöglichen.“
Bislang werden Straftaten gegen Menschen aus der LSBTIQ-Community in der Kriminalitätsstatistik von NRW nicht gesondert ausgewiesen. CDU und Grüne wollen, dass sich das ändert. Beim CSD in Münster war 2022 der Transmann Malte C. nach einem Streit getötet worden.