Diese Personalie wird in der Union als Transfercoup gefeiert. Paul Ziemiak wird neuer Generalsekretär der NRW-CDU. Der Bundespolitiker soll das politische Gewicht von Hendrik Wüst in Berlin stärken.
Überraschung bei NRW-CDUZiemiak spielt jetzt im „Team Wüst" mit
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat die Berufung Paul Ziemiaks zum neuen Generalsekretär der NRW-CDU am Montagabend bei der Sitzung des CDU-Landesvorstands in Düsseldorf bekanntgegeben.
Die Entscheidung sorgte für überraschte Gesichter, denn viele in der CDU-Spitze waren davon ausgegangen, dass Wüst eine Frau für den Posten vorschlagen würde. Schließlich sind die Schlüsselpositionen der CDU in der Landespolitik ausnahmslos mit Männern besetzt.
Ein Defizit, auf das nicht nur die Frauen-Union (FU) nachdrücklich hingewiesen hatte. Wüst ließ sich davon allerdings nicht beeindrucken. Der CDU-Vorsitzende nahm sich Zeit für die Besetzung. Die Landesgeschäftsstelle wusste er bei Wahlkampf-Organisator Thomas Breuer in guten Händen. Der wird nun zum Landesgeschäftsführer befördert, der sich um Organisations- und Verwaltungsfragen kümmert. Zimiak wird als Brückenkopf der NRW-CDU in Berlin agieren.
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Paul Ziemiak stärkt Position von Wüst in Berlin
Das Modell, einen Bundestagsabgeordneten zum Generalsekretär zu machen, hat für Wüst viele Vorteile. Zum einen muss er sich die Bühne in Düsseldorf mit niemandem teilen. Zum anderen hat er jetzt auch einen engen Vertrauten in der Landesgruppe der CDU-Bundestagsabgeordneten aus NRW. „Es lästert sich schlechter über Düsseldorf, wenn ein Horchposten dabei ist“, sagte ein Mitglied des CDU-Landesvorstands dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Mit Ziemiak holt sich Wüst nun einen versierten Strategen ins Boot. Der Politiker aus Iserlohn war seit 2018 Generalsekretär der Bundespolitik, bis CDU-Chef Friedrich Merz sich gegen Ziemiak entschied und den Posten neu besetzte. „Statt im ,Team Merz‘ spielt Paul jetzt im ,Team Wüst‘“, freut man sich in der CDU-Landtagsfraktion. Noch ändere das nichts an der politischen Tektonik in der Bundes-CDU, heißt es. Aber Merz sei jetzt gewarnt. „Die Personalie zeigt, dass mit Wüst zu rechnen ist.“
Wie zu erfahren war, soll Ziemiak perspektivisch auch die Führung des CDU-Bezirks Südwestfalen übernehmen. Der bisherige Bezirkschef Klaus Kaiser war von Wüst als Wissenschaftsstaatssekretär ausgemustert worden. Somit stärkt Wüst auch seine Position innerhalb des Landesverbands. In NRW gibt es acht Bezirksvorsitzende. Illoyale Regionalfürsten stellen für den CDU-Landeschef einen potenziellen Unruheherd dar.
Offenbar ist es Wüst gelungen, durch die Berufung des Voll-Profis Ziemiak auch die Frauen-Union einzufangen. „Paul Ziemiak hat als Generalsekretär der CDU Deutschlands die Modernisierung der Partei vorangetrieben“, sagte FU-Chefin Ina Scharrenbach unserer Zeitung. Die Beteiligung von Frauen an Ämtern und Mandaten sei „kein Selbstzweck“. Vielmehr müsse die Partei die stärkere Präsenz von Frauen in Führungspositionen „als Chance begreifen“.
Paul Ziemiak will NRW-CDU modernisieren
Der neue CDU-General wurde im polnischen Stettin geboren. Im Alter von drei Jahren kam er als Aussiedler mit seiner Familie nach Nordrhein-Westfalen. Dabei wurde sein ursprünglicher Vorname Pawel eingedeutscht. Thorsten Schick, CDU-Fraktionschef im Landtag und Abgeordneter aus Iserlohn erklärte: „Paul Ziemiak ist ein hervorragender Netzwerker, der für die Sache brennt, er beherrscht die gesamt Klaviatur von verbindlich bis zum Kampf mit harten Bandagen - und ist damit eine ausgezeichnete Wahl für den Job des Generalsekretärs."
Ziemiak kündigte an, er werde trotz seiner Rolle in Berlin „viel im Land unterwegs sein“ und zuhören, wo den Menschen der Schuh drücke. „Wir werden darüber hinaus Formate entwickeln, um direkte Beteiligung zu ermöglichen“, sagte der neue Generalsekretär dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Hierzu gehöre auch die verstärkte Nutzung digitaler Elemente.
Offizielle Wahl erfolgt erst beim CDU-Parteitag 2023
Ziemiak soll beim Landesparteitag der NRW-CDU im nächsten Jahr von den Delegierten ins Amt gewählt werden. Die Amtsgeschäfte übernimmt der 37-Jährige aber kommissarisch ab sofort. Der Vater von zwei Kindern wird Nachfolger von Josef Hovenjürgen, der nach seiner Ernennung zum Parlamentarischen Staatssekretär aus dem Amt ausgeschieden war.