Die Schwebebahn, das Wahrzeichen Wuppertals, bekommt ein eigenes Museum, dessen Besucher auf eine Zeitreise ins Gründungsjahr der Stadt 1929 begeben können.
Mit der Schwebebahn auf Zeitreise ins Jahr 1929Wuppertal bekommt ein „Schwebodrom“
Wer schlussendlich auf die Idee gekommen ist, den Wuppertalern ein Schwebebahnmuseum anzubieten, obwohl das Wahrzeichen der Stadt auch 123 Jahre nach seiner ersten Fahrt das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs bildet und so gar nicht museumsreif wirkt, wird sich nicht mehr klären lassen.
Fest steht: Am 21. Oktober soll das „Schwebodrom“ in der Fußgängerzone des Stadtteils Barmen eröffnen, 122 Jahre nach der Jungfernfahrt der Bahn, die damals durch die drei noch selbständigen Städte Barmen, Elberfeld und Vohwinkel schwebte und deren Erbauer, der Kölner Ingenieur Eugen Langen, damit sämtliche Verkehrsprobleme im engen Tal der Wupper auf einen Schlag lösen konnte. Seither steht die Schwebebahn für den Mut technischen Aufbruchs und die Vision einer nachhaltigen Mobilität.
Eröffnung am 21. Oktober geplant
Letztlich ist das „Schwebodrom“ einer Reihe von Zufällen und dem Druck einer Interessengemeinschaft von Immobilienbesitzern in der kriselnden Barmer Fußgängerzone zu verdanken, die dem Wertverfall ihrer Häuser mit einem Leuchtturmprojekt entgegenwirken wollten.
Alles zum Thema Tatort Köln
- Mord im Eros-Center Kölner „Tatort“-Ermittler Ballauf und Schenk ermitteln im Rotlichtmilieu
- Film Festival Cologne Vorwürfe gegen Chefin Martina Richter
- Kult-Intro Auge im Fadenkreuz – Heimlicher „Tatort“-Star Horst Lettenmayer ist tot
- „Köln noch attraktiver für Produktionsfirmen“ Stadt führt digitalen Antrag für Drehgenehmigungen ein
- So war der Tatort „Diesmal ist es anders“ Liebestragödie und eine vertuschte Vergangenheit
- Dreharbeiten im Colonius „Tatort“-Kommissare ermitteln zu Cold Case in Kölner Techno-Szene der 90er
- So wird der „Tatort“ Promi-Erpressung in Köln und die große Liebe
Das könnte gelingen. Herzstück des Museums in der Nähe der historischen Station Werther Brücke ist der restaurierte Wagen 11 des Jahrgangs 1900, auf dessen Holzbänken die Besucher Platz nehmen und sich mit VR-Brillen auf eine halbstündige Zeitreise durch das Wuppertal von 1929 begeben werden. Das ist das Jahr, in dem sich Barmen, Elberfeld und Vohwinkel zu einer neuen Großstadt zusammenschlossen. Ein aufwändiges technisches Verfahren soll dafür sorgen, dass jeder Besucher, je nachdem, wie er den Kopf bewegt, die virtuelle Fahrt durch das Tal anders erlebt.
„Der Wagen stand jahrelang bei den Wuppertaler Stadtwerken und rostete vor sich hin“, sagt Thomas Helbig, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft „Das neue Barmen“. „Die Stadtwerke wollten ihn ursprünglich auf Messen einsetzen. Dazu ist es aber nie gekommen. Wir sind mehr oder weniger zufällig über ihn gestolpert.“
Immer auf der Suche nach neuen Vermarktungsmöglichkeiten sei Martin Bang, Chef des Stadtmarketings, auf „sensationelle Luftaufnahmen“ von Barmen, Elberfeld und Vohwinkel gestoßen, mit denen er aber so recht nichts anzufangen wusste. „Die wollten eigentlich gar nicht fusionieren und haben zu Werbezwecken alle drei Zeppeline losgeschickt, um ihre Städte fotografieren zu lassen“, sagt Helbig. Diese Fotos sind die Grundlage für die virtuelle Zeitreise. Hunderte historischer Aufnahmen mit tausenden von Gebäuden entlang der 13,3 Kilometer langen Strecke wurden nachprogrammiert.
„Ein Großvater, gestandener Schwebebahnschaffner aus der Kaiserzeit, wird mit seiner Tochter und seinem Enkel den Wagen von Oberbarmen nach Vohwinkel in die Werkstatthalle überführen“, sagt Helbig. Für diese Sprechrolle habe man den Schauspieler Dietmar Bär gewinnen können. Bär spielt im Kölner Tatort den Kommissar Freddy Schenk.
Tatort-Kommissar Bär leiht dem Schaffner seine Stimme
Vor der Zeitreise werden die Besucher des Schwebodroms in einer Inszenierung des Videokünstlers Gregor Eisermann erfahren, warum es mit Beginn des Industriezeitalters, als sich Wohnen und Arbeiten trennen, Fabriken entstehen und Großstädte explodieren, überhaupt nötig war, sich mit Mobilität und Verkehr auseinanderzusetzen. „Straßenbahnen oder U-Bahn kamen im schmalen Tal der Wupper nun mal nicht infrage“, sagt Helbig.
Die Besucher werden das Museum unter einem Modell des Schwebebahngerüsts betreten, können den alten Plastikschalen zweiten Schwebebahn-Generation Platz nehmen, die vor wenigen Jahren ausgemustert wurden und können die alten Räder des Kaiserwagens besichtigen.
Mehr als eine Million Euro haben die Macher des „Schwebodroms“ investiert, ein paar öffentliche Gelder sind auch geflossen. Zuvor seien alle Versuche, die Fußgängerzone von Barmen mit Einzelhandel wiederzubeleben, gescheitert. „Wir haben nach einer anderen Attraktion gesucht, damit die Menschen wieder in die Innenstadt kommen“, sagt Helbig. Das „Schwebodrom“ orientiere sich zwar an Time-Ride-Projekten wie in der Kölner Altstadt, sei aber weitaus aufwändiger.
Die Macher kalkulieren nach der Eröffnung mit 50.000 Besuchern pro Jahr. Das „Schwebodrom“ wird täglich außer montags ab elf Uhr, davor ab neun Uhr für Schulklassen geöffnet sein. Tickets sollen ab September vorgebucht werden können.