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Schulen in NRW bleiben geschlossenKein Präsenzunterricht um jeden Preis

Lesezeit 4 Minuten
Schule Symbol

Schüler im Unterricht. (Symbolbild)

Berlin/Düsseldorf – Weitere Einschränkungen für zahlreiche Schüler in Deutschland werden wahrscheinlicher. Die Kultusministerkonferenz sprach sich am Montag zwar dafür aus, den Kindern und Jugendlichen so bald wie möglich wieder Unterricht in der Schule zu erlauben.

Gleichzeitig erkannten die Minister der 16 Bundesländer die schwierige Infektionslage in der Corona-Pandemie an. Aufgrund der nach wie vor hohen 7-Tage-Inzidenzwerte und der nicht sicheren Einschätzung des Infektionsgeschehens in Folge der Feiertage müssten die im Dezember beschlossenen Maßnahmen in Deutschland oder in einzelnen Ländern unter Umständen fortgeführt werden.

„Die Kultusministerkonferenz bekräftigt die große pädagogische Bedeutung des Präsenzunterrichts für die Schülerinnen und Schüler“, sagte die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). „Wenn sich in den Ländern Spielräume für Lockerungen ergeben, sollen die Grundschülerinnen und Grundschüler bzw. die unteren Jahrgänge als erstes wieder die Schule besuchen können“, fügte sie hinzu. Für Abschlussklassen sollten mit Blick auf Abschlüsse und Prüfungen weiter Ausnahmen vom Distanzunterricht möglich sein.

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Stufenplan passt zu NRW

Die nordrhein-westfälische Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer sagte auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Der heutige Beschluss der Kultusministerinnen und Kultusminister zeigt, wie verantwortungsvoll und reflektiert alle Bundesländer auf die aktuelle Lage der Pandemie reagieren und er passt sehr gut in unseren Stufenplan für den Schulbetrieb in Nordrhein-Westfalen.“

Die aufgrund der Feiertage noch nicht validen Infektionszahlen ließen laut Gebauer noch keinen verlässlichen Umschwung erkennen. Vor diesem Hintergrund habe die KMK in ihrer Empfehlung für die Beratungen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung beschlossen, dass auch die Schulen in ganz Deutschland vorerst weiter einen Beitrag zur Reduzierung von Kontakten leisten werden. „Trotzdem ist und bleibt das Ziel aller Kultusminister, mit wirksamen Maßnahmen für den Infektionsschutz so schnell und so viel Präsenzunterricht wie möglich anzubieten. Die Schule ist der beste Lernort für unsere Schülerinnen und Schüler, besonders für die Jüngeren unter ihnen. Darin sind sich alle Kultusministerinnen und Kultusminister mit mir einig“, sagte Gebauer.

Die Kultusminister skizzieren in ihrem Beschluss mögliche Stufen hin zu einer stärkeren Öffnung der Schulen. So solle zunächst Präsenzunterricht für die Schüler bis zur sechsten Klasse möglich gemacht werden. In einer zweiten Stufe könne es Wechselmodelle für die Kinder und Jugendlichen ab der siebten Klasse geben. Je nach Infektionsgeschehen haben einige Länder bereits weiter einen rigiden Kurs in Sachen Schulschließungen angekündigt, andere Länder drängen in den internen Diskussionen in den vergangenen Tagen auf schrittweise Lockerungen gerade für die Jüngeren. Ob die Länder komplett im Gleichklang handeln, ist unsicher.

Der Bundeselternrat forderte, Kultusminister und Ministerpräsidenten sollten in der aktuellen Lage in der Corona-Krise konsequent auf geteilte Klassen setzen. „Die Länder müssen jetzt konsequent auf Wechselunterricht setzen, damit in geteilten Klassen unterrichtet werden kann“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrats, Sabrina Wetzel, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Nur so können auch in der Schule die Abstände eingehalten werden, was in der derzeitigen Lage in der Corona-Pandemie unbedingt notwendig ist.“

Wetzel führte aus: „Mit dem Wechselunterricht wäre es auch besser möglich, dass die Kinder nicht mehr in überfüllten Bussen und Bahnen zur Schule fahren müssen. Das sind unmögliche Zustände in Zeiten der Pandemie, die jetzt unbedingt vermieden werden müssen.“

Baden-Württemberg Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), die auf schnellen Schulöffnungen dringt, sagte: „Gerade mit kleineren Kindern in der Grundschule ist digitaler Unterricht nur sehr schwer bis gar nicht möglich.“ Zudem gebe es viele Kinder, die beim Lernen leider keine Unterstützung ihrer Eltern erhalten. „Der Präsenzunterricht ist und bleibt die beste Option für den Lernerfolg. Ich hoffe, dass die Ministerpräsidentenkonferenz und die Bundeskanzlerin bei der bevorstehenden Entscheidung dies ebenfalls berücksichtigen.“

SPD will auch Kindertagesstätten schließen

Aus Sicht der SPD in NRW müssen auch die Kindertagesstätten geschlossen bleiben. „Wir brauchen eine Notbetreuung wie in der ersten Lockdown-Phase“, so Fraktionschef Thomas Kutschaty. Wenn Familienminister Joachim Stamp akzeptiere, dass es ein Infektionsrisiko an den Kitas gibt, könne es nur eine Notbetreuung geben.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern, sagte, das von Schulministerin Gebauer vorgestellte Stufenszenario für den „angepassten Schulbetrieb“ verkenne den Ernst der Lage. "Wir müssen zu bundeseinheitlichen Lösungen kommen, dabei ist die Gemengelage noch unübersichtlich. Es gibt Länder, die auf Nummer Sicher gehen. Das erwarten wir auch jetzt für NRW.“