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„Gruselige“ Wahlumfrage in ThüringenAfD und BSW zusammen bei fast 50 Prozent – aber Höcke unbeliebt

Lesezeit 3 Minuten
Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen, sitzt in einer AfD-Veranstaltung.

Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen, sitzt in einer AfD-Veranstaltung.

Das BSW in Thüringen wird stärker, die AfD bleibt vorn. Ein CDU-Politiker ist besorgt. Bei den Kandidaten sehen die Ergebnisse anders aus.

In Thüringen kommen die AfD und das BSW laut einer Umfrage zur kommenden Landtagswahl, zusammen auf fast 50 Prozent der Stimmen. Laut dem Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap kommt die AfD dabei auf 28 Prozent, gefolgt von der CDU mit 23 Prozent und knapp dahinter folgt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 21 Prozent.

Weit abgeschlagen sind die Linken, SPD und die Grünen. Die Linke kam mit ihrem Spitzenkandidaten, dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, auf elf Prozent der Stimmen. Die SPD bekam gerade mal sieben Prozent. Grüne und FDP würden aufgrund der Fünf-Prozent-Klausel nicht in den Landtag kommen.

Wenn man die Umfrageergebnisse mit den Wahlergebnissen der Europawahl am 9. Juni in Thüringen vergleicht, sieht man, dass das BSW sechs Prozent dazugewinnen konnte. Die AfD hat derweil zwei Prozent verloren. Die Zustimmungswerte für CDU und Grünen blieben weitgehend unverändert. Während die SPD ein Prozent verlor, hat die Linke sechs Prozent hinzugewonnen.

Trotz rechtsextremistischer Einstufung in Thüringen: AfD stärkste Kraft

Im Auftrag des MDR hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap zwischen dem 13. und 16. Juni 1172 repräsentativ ausgewählte Thüringerinnen und Thüringer befragt. Dass die AfD in Thüringen vom dortigen Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Partei eingestuft wird, tut den jüngsten Wahlerfolgen der Rechtspopulisten offenbar keinen Abbruch.

Auch, dass der Thüringer AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke als Faschist bezeichnet werden darf, scheint kaum Einfluss auf die dortigen Umfrageergebnisse zu haben. Der rechtsextreme Politiker wurde im Mai für die Verwendung der verbotenen SA-Losung „Alles für Deutschland“ zu einer Geldstrafe verurteilt. Ende Juni startet ein weiterer Prozess gegen ihn, da er die verbotene SA-Parole auf einer weiteren Veranstaltung erneut verwendet haben soll.

Thüringen: Regierungsbildung könnte sich als schwierig erweisen

Das momentan regierende Bündnis aus Linken, SPD und Grünen könnte laut der aktuellen Umfrage keine Mehrheit im Parlament bilden. Auch andere infrage kommende Koalitionen, die zurzeit in anderen deutschen Bundesländern regieren, würden laut den Ergebnissen derzeit keine Mehrheit erreichen. Rein rechnerisch könnte eine Koalition aus CDU, SPD und BSW jedoch zu einer Mehrheit führen. Ob dies zustande kommt, bleibt zunächst aber fraglich.

Bei der Wertung der führenden Politiker in Thüringen zeichnet sich derweil ein widersprüchliches Bild ab. Demnach sind circa 52 Prozent der Befragten zufrieden mit der politischen Arbeit vom amtierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Der Linken-Politiker ist auch deutlich beliebter als seine Kontrahenten Mario Voigt (CDU) und Björn Höcke (AfD). Eine Mehrheit würde Ramelow zudem direkt als Ministerpräsidenten bestätigen, wenn das möglich wäre.

Entsetzen bei CDU-Politiker über Thüringer Umfrage: „Gruselig“

Ramelow bezeichnete die Diskrepanz zwischen den Umfrageergebnissen für die Parteien und den Beliebtheitswerten der Spitzenkandidaten im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) als „Thüringer Paradoxie“.

Dennis Radtke, Europa-Abgeordneter der CDU, bezeichnete das Umfrageergebnis unterdessen als „gruselig“. Angesichts von „60 Prozent für die politischen Ränder“ sei es mit „Schimpfen und Kopfschütteln“ nicht getan, erklärte Radtke weiter und forderte die Parteien der „demokratischen Mitte“ dazu auf, ihr politisches „Angebot“ zu überdenken. (mit dpa)