Die von Wladimir Putin als Prestigeprojekt erbaute Krim-Brücke ist erneut angegriffen worden – erstmals am helllichten Tag.
Vor den Augen russischer UrlauberRussland meldet Explosionen an der Krim-Brücke – Rauchsäulen am Himmel
An der Brücke von Kertsch zwischen dem russischen Festland und der völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat es erneut Explosionen gegeben. Die russische Luftabwehr habe am Samstagmittag zwei feindliche Raketen abgeschossen, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter der Halbinsel, Sergej Aksjonow, auf Telegram mit.
Angriff auf Krim-Brücke: Moskau spricht erneut von „Terrorakt“
„Die Krim-Brücke ist nicht beschädigt“, schrieb er. Auch das russische Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Samstag, ein ukrainischer Raketenangriff sei abgewehrt worden. Laut Angaben des Ministeriums habe es sich um „umgebaute S-200-Raketen“ gehandelt. Unabhängig überprüfen ließ sich das zunächst nicht.
Erneut bezeichnete der Kreml den Angriff in seiner Stellungnahme als „Terrorangriff auf die Krimbrücke“, bei vorherigen Angriffen auf die strategisch wichtige Brücke hatte auch der russische Präsident Wladimir Putin stets von „Terror“ gesprochen. Zur Attacke am Samstag äußerte sich Putin bisher nicht.
Experten widersprechen Russland: Krim-Brücke ist „legitimes militärisches Ziel“
Experten zufolge kann bei dem Angriff auf die Krim-Brücke zudem nicht von „Terror“ die Rede sein. „Es ist ein legitimes militärisches Ziel im Kampf gegen die Besatzungstruppen“, erklärte Sicherheitsexperte Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr bereits bei einem Angriff auf die Brücke Mitte Juli. Auf ein „illegales Bauobjekt, das zu einer illegal besetzten Halbinsel führt, kann es keinen terroristischen Anschlag geben“, führte Masala aus.
Der Autoverkehr über das 19 Kilometer lange Bauwerk wurde vorübergehend eingestellt. Zwischenzeitlich sei der Verkehr wieder freigegeben worden, meldete die russische staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti. Kurz darauf sei der Verkehr aber erneut unterbrochen worden.
In sozialen Netzwerken wurden derweil Fotos und Videos veröffentlicht, die hohe Rauchsäulen an der für Russland strategisch wichtigen Brücke zeigen. Anwohner berichteten demnach von Explosionsgeräuschen. Manche Videos zeigten russische Touristen, die vom Strand aus den Rauch über der Brücke beobachteten.
Russische Strandurlauber beobachten Explosionen an der Krim-Brücke
Die Ukraine, die sich seit mehr als 17 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, will im Zuge von Gegenoffensiven besetzte Gebiete befreien – also auch die Krim.
Bereits in der Vergangenheit beschädigte das ukrainische Militär die Krim-Brücke durch Angriffe und verwies darauf, dass das Bauwerk von Russland illegal auf besetztem Gebiet errichtet wurde. Zuletzt hatte die Ukraine die Krim-Brücke Mitte Juli angegriffen und erheblich beschädigt.
Zu dem jüngsten Angriff gab es zunächst keine offizielle Reaktion aus Kiew. Der Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, wies jedoch im sozialen Netzwerk daraufhin, dass die Brücke erstmals am helllichten Tag angriffen worden sei – und damit vor den Augen russischer Touristen. (mit dpa)