In St. Petersburg legen nach dem mutmaßlichen Tod Jewgeni Prigoschins Wagner-Fans Blumen nieder. Auch ein Vorschlaghammer wurde gesichtet.
Bei Absturz wohl getötetWagner-Anhänger trauern um Prigoschin – mit Blumen und Hammer
Stunden nach der Nachricht vom mutmaßlichen Tod Jewgeni Prigoschins reagieren Anhänger des Wagner-Chefs mit Trauer und eindeutigen Symbolen. An verschiedenen Orten Russlands wurden Blumen niedergelegt, Menschen versammeln sich in Trauer und auch Wut. Die Wut richtet sich gegen den Kreml, der nicht nur von Wagner-Anhängern verdächtigt wird, hinter dem Absturz des Privatjets von Prigoschin zu stecken.
Am Café „Patriot“ in St. Petersburg, das viele Einwohner der Stadt mit Prigoschin und seiner Wagner-Truppe verbinden, seien massenhaft Blumen niedergelegt worden, berichtete die Tageszeitung „Kommersant“ am Donnerstag. Vor allem vor der Wagner-Zentrale in St. Petersburg ist ein Blumenmeer zu sehen, wie die ARD-Russland-Korrespondentin Ina Ruck berichtet. Sie teilt im Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, Bilder von dieser offenbar spontan eingerichteten Gedenkstätte.
Vorschlaghammer zum Gedenken an Prigoschin
Zu sehen ist neben Blumen auch ein Vorschlaghammer, wie auch der mit Prigoschin verbundene Telegram-Kanal Grey Zone mitteilte. Das Symbol des Hammers erinnert an die Grausamkeiten, für die die Söldnertruppe verantwortlich ist. Es gilt als Erkennungszeichen der Wagner-Angehörigen, nachdem ein Video viral gegangen war, in dem ein angeblicher Überläufer von den Wagner-Männern mit einem Vorschlaghammer ermordet wurde.
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Im November 2022 wurde das Video verbreitet, in dem der Überläufer Jewgeni Nuschin durch Hammerschläge starb. An der Echtheit des Videos tauchten später Zweifel auf – dies konnte aber nicht verhindern, dass der Hammer zum Symbol für die menschenverachtenden Methoden von Prigoschins Privatarmee wurde. Das Auftauchen des Hammers an Gedenkstätten für den mutmaßlich toten Prigoschin zeigt, dass diese Grausamkeiten offenbar von Teilen der Bevölkerung ausdrücklich unterstützt werden.
Neben St. Petersburg wird auch aus anderen russischen Städten wie Nowosibirsk von Trauer- und Gedenkaktionen berichtet.
Spekulationen um Tod von Jewgeni Prigoschin
Unterdessen gehen die Spekulationen um Prigoschin weiter. Kanal Grey Zone verbreitet die Meldung, die Maschine sei von der russischen Luftabwehr abgeschossen worden. Der Nachrichtenkanal Shot behauptet dagegen unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass der Absturz womöglich durch eine Bombe im Bereich des Fahrgestells ausgelöst worden sei.
Wenig Zweifel hegen Prigoschins Unterstützer daran, dass der Kreml hinter dem Absturz steckt. Mit Prigoschins Tod war von vielen gerechnet worden, seitdem er im Juni einen offenen Aufstand gegen die Armeeführung anzettelte.
Offiziell hat sich der Kreml bislang nicht zum Absturz geäußert, aber auch im Ausland zweifelt niemand wirklich daran, dass der Geheimdienst und damit Putin hinter der Exekution Prigoschins steckt. Der ehemalige US-Admiral James Stavridis schreibt beispielsweise von einer „öffentlichen Hinrichtung“ des Wagner-Chefs. Es sehe danach aus, als hätte die Film-Crew bereitgestanden, als die Bombe hochging.
Fall Prigoschin: Annalena Baerbock spricht von „dubiosen Selbstmorden und Fensterstürzen“
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock geht von einer Verantwortlichkeit des Kremls aus. Es sei „kein Zufall, dass die ganze Welt auch jetzt auf den Kreml schaut, wenn ein in Ungnade gefallener Ex-Vertrauter Putins plötzlich sprichwörtlich vom Himmel fällt, zwei Monate nachdem er einen Aufstand probte“, so Baerbock am Donnerstag in Berlin. Man kenne dieses Muster, sagte Baerbock und erwähnte „Todesfälle und dubiose Selbstmorde, Fensterabstürze, die alle letztendlich unaufgeklärt bleiben“.
Am Mittwochabend war der Privatjet Prigoschins auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg im Gebiet Twer abgestürzt. Alle zehn Insassen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Auf der Passagierliste des Flugs stand unter anderem Prigoschins Name. Die Behörden haben den Tod des reichen und einflussreichen Geschäftsmanns allerdings offiziell noch nicht bestätigt. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung mit DNA-Abgleich soll die Identität der Leichen klären. (cme, mit dpa)