Nach Drohungen gegen andere Länder will Donald Trump nun den Gazastreifen übernehmen. Reaktionen kommen aus der ganzen Welt.
Entsetzen über Trumps Gaza-Plan„Dieser Präsident ruft offen zu einer ethnischen Säuberung auf“
![Gute Laune bei Benjamin Netanjahu: Donald Trump hat mit seinen Gaza-Plänen für internationale Reaktionen gesorgt.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/05/a31354dc-2429-4b41-84f6-1ee9cd345eb3.jpeg?q=75&q=70&rect=0,256,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=e7764cd2601e97e9ce49c1ddd2ef43cb)
Gute Laune bei Benjamin Netanjahu: Donald Trump hat mit seinen Gaza-Plänen für internationale Reaktionen gesorgt.
Copyright: AFP
US-Präsident Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen – und die Palästinenser dafür einfach umsiedeln. Die Pläne Trumps, der für sein Vorhaben auch den Einsatz des US-Militärs nicht ausschließt, stoßen bereits direkt nach ihrer Bekanntmachung auf scharfe Kritik. „Wir halten sie für ein Rezept, um Chaos und Spannungen in der Region zu erzeugen, denn die Menschen im Gazastreifen werden solche Pläne nicht zulassen“, erklärt Sami Abu Suhri, ein hochrangiger Vertreter der radikal-islamischen Terrororganisation Hamas, die in Gaza an der Macht ist.
Saudi-Arabien stellt sich gegen Trump-Plan für Gaza
Saudi-Arabien bekräftigte unterdessen noch in der Nacht seine Unterstützung für die Palästinenser. Das Königreich wende sich gegen „jegliche Verletzung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes, sei es durch israelische Siedlungspolitik, Annektierung von Land oder Versuche, das palästinensische Volk von seinem Land zu vertreiben“, hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums in Riad.
Saudi-Arabiens Führung stellte auch klar, dass sie die Gründung eines unabhängigen Palästinenserstaates weiterhin als Voraussetzung für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel betrachtet. Damit wies die saudi-arabische Regierung die Darstellung Trumps zurück, der zuvor eine Journalisten-Frage mit den Worten beantwortet hatte, Saudi-Arabien verlange keinen palästinensischen Staat.
Alles zum Thema Nahostkonflikt
- Chaotische Szenen Israel setzt Freilassung palästinensischer Gefangener „bis auf Weiteres“ aus
- Nahost-Konflikt Israel und Hamas tauschen erneut Geiseln und Gefangene aus
- Nach geplanter Waffenruhe Netanjahu: Hamas hat Geisel-Liste bislang nicht überreicht
- Waffenruhe in Gaza Diese fast 2000 palästinensischen Häftlinge sollen freikommen
- „Führung wirklich erledigen“ Trump droht Hamas – sein Vize Vance legt nach
- 21-jähriger Omer Neutra Israel bestätigt Tod von weiterer Geisel – Leiche noch im Gazastreifen
- Nahost-Newsblog Israel wird im Kampf gegen Hisbollah nicht nachlassen
Trump will Gaza übernehmen: Freude bei Benjamin Netanjahu
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterstützt die US-Pläne unterdessen. „Er sieht eine andere Zukunft für dieses Stück Land, das der Ursprung von so viel Terrorismus war“, sagte Netanjahu nach einem Treffen mit Trump im Weißen Haus in Washington. „Er hat eine andere Idee und ich denke, sie hat unsere Aufmerksamkeit verdient. Das ist etwas, das die Geschichte verändern könnte.“
Netanjahu, zu dessen Kabinett rechtsextreme Minister gehören, lobte Trumps Abkehr von „konventionellen Denkweisen“ und seine „frischen Ideen“. „Diese Art zu denken, wird den Nahen Osten verändern und Frieden bringen“, sagte der israelische Regierungschef, gegen den ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen vorliegt.
Entsetzen in den USA: „Er hat völlig den Verstand verloren“
Deutlich schärfer fallen die Reaktionen in den USA aus: „Er hat völlig den Verstand verloren“, schrieb der demokratische US-Senator Chris Murphy auf der Plattform X mit Blick auf Trumps Pläne. „Eine US-Invasion des Gazastreifens würde zum Tod tausender US-Soldaten und zu jahrzehntelangen Kriegen im Nahen Osten führen. Das ist wie ein schlechter, kranker Witz.“
Auch der demokratische Kongressabgeordnete Eric Swalwell fand deutliche Worte. „Wie bitte? Die USA besetzen Gaza? Uns wurde versprochen, dass die endlosen Kriege aufhören. Wenn ich richtig zähle, übernehmen wir Grönland, Kanada, den Panamakanal und jetzt Gaza?“, schrieb Swalwell. Trump hat zuvor mit Drohungen gegen Dänemark, Kanada und Panama bereits für Furore gesorgt.
Trumps Drohungen: Wird der US-Präsident zum „Kriegstreiber“?
„Dieser Präsident ruft offen zu ethnischer Säuberung auf, während er neben einem völkermordenden Kriegsverbrecher sitzt“, schrieb unterdessen die demokratische Politikerin Rashida Tlaib bei X. „Er hat kein Problem damit, arbeitende Amerikaner von Bundesmitteln abzuschneiden, während die Mittel für die israelische Regierung weiter fließen.“ Der demokratische Senator Rubel Gallego warf Trump derweil „Kriegstreiberei“ vor.
Unterstützung für Trump gab es von seinem eigenen Außenminister. „Gaza MUSS FREI von der Hamas sein“, schrieb Marco Rubio in einem Beitrag auf X, „Wie @POTUS heute mitteilte, sind die Vereinigten Staaten bereit, die Führung zu übernehmen und Gaza wieder schönzumachen. Unser Ziel ist ein dauerhafter Frieden in der Region für alle Menschen“, so Rubio.
Ablehnung aus Australien und Kanada: „Völliger Wahnsinn“
Westliche Länder reagierten wie auch Saudi-Arabien mit Ablehnung auf Trumps Pläne. So hält der US-Verbündete Australien nach eigenen Angaben an einer Zwei-Staaten-Lösung für den Nahost-Konflikt fest. Die Haltung des Landes sei „die gleiche wie heute Morgen, wie im vergangenen Jahr“, sagt Ministerpräsident Anthony Albanese vor der Presse. „Die australische Regierung unterstützt auf parteiübergreifender Basis eine Zwei-Staaten-Lösung“, fügte Albanese an, konkreter wollte er auch Nachfrage nicht auf Trumps Plan eingehen.
„Gaza gehört zu Palästina – und niemand anderem“, schrieb derweil der kanadische Politiker Jagmeet Singh, dessen Land zuletzt von Trump ebenfalls mit Drohungen bedacht worden war. „Trumps Drohungen sind völliger Wahnsinn. Sie verstoßen gegen jedes Völkerrecht. Sie destabilisieren die Region. Sie gefährden den Waffenstillstand“, führte der Sozialdemokrat aus. „Kanada muss sich dagegen energisch zur Wehr setzen. Gaza steht nicht zum Verkauf, es gehört den Palästinensern.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am Mittwochmorgen unterdessen noch nicht auf den neusten Vorstoß des US-Präsidenten reagiert. Trumps Absicht, Grönland zu übernehmen, hatte der Sozialdemokrat zuvor zurückgewiesen. (mit dpa)