180.000 Menschen in Deutschland bekommen zurzeit ein Schreiben vom Robert Koch-Institut mit 5 Euro darin. Warum das keine Betrugsmasche ist.
Achtung, das ist kein BetrugDeswegen verschickt das RKI zurzeit 5-Euro-Scheine per Post
Falls Sie in den nächsten Tagen einen Umschlag im Briefkasten finden, der gefährlich nach Werbung aussieht, sollten Sie ihn auf jeden Fall öffnen. Darin verstecken könnte sich nämlich ein Schreiben des Robert Koch-Instituts (RKI) – sowie ein 5-Euro-Schein. Ein echter 5-Euro-Schein wohlgemerkt. Vermutlich fragen Sie sich nun, warum die Gesundheitseinrichtung aus Berlin Bargeld verschickt. Das haben wir auch getan und mal recherchiert.
Los ging die Geschichte in Lübeck. Dort hatte eine Frau besagten Brief inklusive Bargeld vom RKI bekommen – und witterte einen Betrug. In dem Schreiben bittet das RKI nämlich darum, an einer Studie teilzunehmen. Mittels eines QR-Codes kann man auf diese zugreifen. Die Sorge der Lübeckerin: Sie könne sich über den Code eine schadhafte Software auf ihr Handy laden, berichtet die Zeitung „Lübecker Nachrichten“. Doch der Brief des RKI ist echt, der QR-Code sicher.
Das RKI will Menschen motivieren, bei der Studie mitzumachen
Das Ganze ist keine Betrugsmasche, im Gegenteil: Mit den fünf Euro will das Gesundheitsinstitut die Menschen dazu motivieren, an der Studie teilzunehmen. Denn immer weniger sind dazu bereit, bei Studien mitzumachen. Belohnungen wie die fünf Euro haben sich in der Wissenschaft schon oft als Motivator bewährt. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) schreibt, dass das RKI in einem Vorabtest die Teilnahmequote durch solche Anreize um 13 Prozentpunkte erhöhen konnte.
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Das RKI hofft nun, dass 35 Prozent aller angeschriebenen Bürgerinnen und Bürger an der Umfrage teilnehmen. Denn: Die Teilnahme ist freiwillig, mitmachen kann man digital oder per Papierfragebogen. Insgesamt bekommen 180.000 Menschen ab 16 Jahren aus mehr als 300 Städten und Gemeinden den Brief. Einige wurden bereits im Januar verschickt, die restlichen folgen jetzt im März.
Die Studienreihe „Gesundheit in Deutschland“ ist als Panel angelegt, erklärt das RKI. „Mit dem Panel wird es möglich, schnell und regelmäßig aktuelle Daten zur Gesundheit zu erheben“, erläutert Professor Lars Schaade, Präsident des Robert Koch-Instituts. „Auch in einer Krise ist damit zukünftig die Infrastruktur vorhanden, um sehr schnell Antworten auf gesundheitliche Fragestellungen zu erhalten.“ Ab Mai erhalten die Teilnehmenden etwa alle drei Monate einen Fragebogen zu verschiedenen Themen. Es geht zum Beispiel um Vorsorgeuntersuchungen, um die seelische Gesundheit oder die Entwicklung des allgemeinen Gesundheitszustands in der Bevölkerung. Zusätzlich seien kurze Befragungen zu aktuellen Themen möglich. Die Ergebnisse fließen in die Gesundheitsberichterstattung des Bundes ein und werden in Fachzeitschriften veröffentlicht. Eine große Anzahl an Teilnehmenden ist also wichtig für das Robert Koch-Institut.
585.000 Euro werden durch das RKI verschenkt
Trotzdem: Selbst, wenn die erhofften 35 Prozent der Brief-Empfänger mitmachen – haben immer noch 65 Prozent von ihnen fünf Euro geschenkt bekommen, ohne an der Umfrage teilzunehmen. Das sind 117.000 Personen – und somit 585.000 Euro, die nun verschenkt werden. Ein Vorgehen, das der Bund der Steuerzahler kritisiert. Dessen Präsident Reiner Holznagel sagte dem RND: „Offenbar geben hier alle Steuerzahler Geld für einen ausgesuchten Personenkreis aus. Weil öffentliche Mittel fließen, sind auf jeden Fall detaillierte Erklärungen fällig – solange sollte die Umfrage gestoppt werden“, forderte er.
Auch die Deutsche Post ist nicht erfreut über das Vorgehen des Robert Koch-Instituts. Denn die Briefe mit den 5-Euro-Geldscheinen sind nicht versichert. Kommen sie abhanden, haftet das Unternehmen nicht, das Geld ist futsch. Doch auf eine Online-Überweisung verzichtet das RKI bewusst, um Menschen ohne Online-Zugang nicht auszuschließen. Übrigens: An der Studie teilnehmen kann nur, wer die Einladung per Brief bekommen hat. Wer sich dafür entscheidet, bekommt als Dankeschön weitere zehn Euro. Fragen Sie nun aber bitte nicht, ob die dann auch per Post geschickt werden.