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Christian DrostenWerden noch jahrelang milde Maßnahmen im Herbst und Winter brauchen

Lesezeit 3 Minuten
Christian Drosten 230322

Christian Drosten 

Der Virologe Christian Drosten hat seinen NDR-Postcast „Das Coronavirus-Update“, der ihn in der Pandemie bekannt gemacht hat, inzwischen beendet. Dennoch ist der 49-Jährige weiterhin ein gefragter Gesprächspartner, wenn es um eine Einschätzung der aktuellen Corona-Lage geht.

In einem Interview mit der „Zeit“ sagte Drosten, dass seiner Ansicht nach auch noch in den kommenden Jahren „relativ milde Maßnahmen“ jeweils im Herbst und Winter ergriffen werden müssen, um die Bevölkerung zu schützen. „So viele Infektionen, wie man für eine Gemeinschaftsimmunität wie bei Influenza braucht, kann man in einem Sommer gar nicht haben. Das wird Jahre dauern“, so der Charité-Experte. Masken in Innenräumen seien nach wie vor das effizienteste Mittel des Schutzes.

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Nach wie vor sei Corona nicht mit Grippe zu vergleichen, denn die meisten Menschen hätten in ihrem Leben schon viele, oft harmlose, Grippeinfektionen hinter sich gebracht. Dies führe dazu, „dass eine Grippewelle von selbst ausläuft“. Mit Corona sei dies nach wie vor anders.

Drosten: Unklarheit bei Corona-Impfstoff

Auf die Frage, wie ein nächster Impfstoff aussehen müsse, verweist Drosten auf eine unklare Lage. Man könne nicht unbedingt davon ausgehen, dass sich Omikron zu einer neuen Variante verändern werde und man den Impfstoff nur ein wenig anpassen müsse. Sogar Alpha oder Delta könnten wieder eine Rolle spielen, daher solle man sich auf unterschiedlichste Szenarien vorbereiten.

Man hätte immerhin den Vorteil, dass man während des Sommers auf den Winter auf der Südhalbkugel der Erde schauen könne und beobachten, welche Variante dort vorherrsche. Mit diesen Informationen könne man sich entsprechend auf Herbst und Winter hierzulande vorbereiten.

Podcast wurde Christian Drosten zu viel

Drosten äußert sich auch zu den Gründen, warum er den NDR-Podcast beendet hat. Dies sei mitnichten als Zeichen für eine allgemeine Entspannung der Corona-Lage zu werten. Er hätte dem Sender gesagt: „Ich schaffe es nicht mehr. Ich brauche Zeit für die Forschung. Ich habe ein Institut zu leiten.“ Er müsse sich vor allem auch der Forschungsförderung und Finanzierung seines Instituts wieder widmen.

Die Vor- und Nachbereitung des Podcasts habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Zudem habe er nach Möglichkeit auch viele Rückmeldungen und Fragen, auch kritischer Art, beantwortet.

Drosten kritisiert Politik

Zum Abschluss des Interviews gibt Drosten eine ernüchternde Einschätzung der aktuellen politischen Lage hinsichtlich der Pandemie ab: Der Politik traue er ein konsequentes Handeln im Moment „nicht mit Sicherheit zu“. Die derzeitigen Entscheidungen – hiermit bezieht sich Drosten offensichtlich auf die Änderung des Infektionsschutzgesetzes mit weitreichenden Lockerungen – sowie die sich darin ausdrückende Uneinigkeit ließen ihn nicht besonders zuversichtlich in die Zukunft blicken. (cme)