AboAbonnieren

„Wir haben ein Problem“75 Prozent der Kliniken arbeiten wegen Corona eingeschränkt

Lesezeit 3 Minuten
Corona Kliniken dpa 210322

Ein Schild am Eingang einer Covid-19-Intensivstation (Archivbild)

Angesichts steigender Omikron-Infektionszahlen wird die Versorgungslage in den Kliniken nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) immer enger. „Wir haben flächendeckend ein Problem mit Personalausfällen durch Quarantäne und Isolation“, sagte der DKG-Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Eine aktuelle Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt, dass 75 Prozent der Krankenhäuser nicht mehr in der Lage sind, ihr normales Leistungsangebot anzubieten. Und ausschlaggebend dafür sind die Personalausfälle.“

Kliniken berichten von „dramatischen finanziellen Folgen“

Zeitgleich registriere die DKG Höchststände von Corona-positiven Patienten auf den Normalstationen, auch der Aufwand wegen des Infektionsschutzes sei groß. „Und die hohen Inzidenzen lassen auch kein Durchatmen in der kommenden Woche erwarten. Einzig positiv ist, dass die Belegung auf den Intensivstationen nicht weiter ansteigt“, betonte Gaß. „In dieser Situation müssen die Krankenhäuser die Regelversorgung wegen der Personalausfälle einschränken.“

Das habe „dramatische finanziellen Folgen“, weil die Regierung den am 20. März ausgelaufenen Corona-Rettungsschirm für Kliniken nicht fristgerecht und frühzeitig verlängert habe. Der Verbandschef kritisierte: „Hier gehen die Entscheidungen nicht zusammen. Einerseits wird bis auf den Basisschutz gelockert, selbst die Maskenpflicht im Einzelhandel wird gestrichen. Anderseits werden die Kliniken nicht abgesichert.“ Die Liquidität sei gefährdet.

Lage bei Feuerwehren und Polizeistellen

„Jetzt gibt es zwar Ankündigungen die Ausgleichszahlungen bis Mitte April und den Versorgungszuschlag bis Juni zu verlängern“, sagte Gaß. „Ich kann die Politik und den Bundesgesundheitsminister nur dringend auffordern, auch über den April hinaus Klarheit zu schaffen“. Die Krankenhäuser verlören in jedem Monat eine Milliarde Euro durch den Wegfall des Rettungsschirms.

Anders sieht die Krankheitslage bei den Feuerwehren und Polizeistellen aus. So seien dem Deutschen Feuerwehrverband keine Situationen bekannt, die nicht etwa mit dem Einsatz von Freiwilligen Feuerwehren als Ersatz bewältigt werden könnten, sagte Verbandspräsident Karl-Heinz Banse dem RND. Genaue Zahlen zur Krankenlage gebe es jedoch auf Bundesebene nicht „Durch die persönlichen Schutzausrüstungen im Einsatz sind hohe Sicherheitsmaßnahmen vorhanden“, unterstrich Banse. „Die Feuerwehrangehörigen können hierdurch sich und andere schützen.“

Polizei mit bundesweit sehr hoher Impfquote

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erhebt keine Krankheitsstände aller Polizeistellen, verwies aber auf die geltenden Schutzmaßnahmen. Entscheidend sei, dass die Polizeien bereits zu Beginn der Corona-Pandemie sehr umsichtig auf die möglichen Gefahren für die Beschäftigten reagiert hätten, teilte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, dem RND mit.

Nicht zu vergessen sei die bundesweit sehr hohe Impfquote. „Vor dem Hintergrund weiterer Lockerungen ist es natürlich nicht auszuschließen, dass sich Kolleginnen und Kollegen mit einer Variante des Coronavirus im Dienst oder in der Freizeit infizieren werden“, sagte Malchow. „Keinesfalls werden die Polizeien hierzulande jedoch nun alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord werfen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Ampel-Koalition hatte mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes die Corona-Schutzauflagen gelockert. Fürs Zugfahren mit der Deutschen Bahn etwa braucht man keinen 3G-Nachweis als geimpft, genesen oder getestet mehr. Aufgehoben ist auch die Pflicht zu 3G-Zutrittsnachweisen am Arbeitsplatz - künftig können Firmen selbst Schutzkonzepte festlegen.

Am Lockerungskurs der Ampel-Koalition gibt es breite Kritik, vor allem weil aufgrund erhöhter Krankheitsstände die kritische Infrastruktur bedroht ist.Unterdessen muss Österreich die Corona-Maßnahmen nun doch wieder nachschärfen. Ab Mitte der neuen Woche müssen in öffentlichen Innenräumen wieder FFP2-Masken getragen werden.