Nach Berichten des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die fortschreitende Misere an den Bahnbögen räumt die Eigentümerin Deutsche Bahn hier nun auf.
„Campieren ist verboten“Deutsche Bahn lässt vier Bögen in Ehrenfeld räumen – Das sagen Anwohner

Seit dem 17. März werden an der Hüttenstraße vier Bögen ausgeräumt. Die Deutsche Bahn hat eine Firma beauftragt.
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„Campieren ist hier ab sofort verboten“ heißt es auf einem laminierten Blatt, auf dem das rote Logo der Deutschen Bahn prangt. Seit Montag, 17. März, werden „aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die allgemeine Ordnung und massiver Ansammlungen von Müll die Bögen beräumt“, heißt es darin weiter. Nach einem Bericht dieser Zeitung über die sich zuspitzende Verwahrlosung an den Ehrenfelder Bahnbögen vor allem an der Hüttenstraße werden nun vier Bögen von Schrott und sonstigen Abfällen befreit.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ war am Mittwoch vor Ort. In einem Bogen steht ein randvoll befüllter Container. Ein weiterer Bogen ist bereits komplett aufgeräumt. In einem weiteren parkt ein Geländewagen, darin sitzen zwei Männer. Sie sind mit den Arbeiten beauftragt worden, berichtet einer von ihnen. „Gerade warten wir auf weitere Container. Das verzögert sich aber wohl etwas.“

Schild mit den Informationen der Deutschen Bahn zur Räumungsaktion
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Anwohner an den Bahnbögen: Erleichterung macht sich breit
Die Männer sollen sich um vier Bögen kümmern, angefangen bei jenem mit den Brandspuren. Hier war im Januar ein Feuer ausgebrochen. „Wir sind bis Freitag für die Arbeiten eingeplant“, so der Mann. Eine Stellungnahme der DB zu den jüngsten Maßnahmen blieb bis Redaktionsschluss aus.
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In der Anwohnerschaft sorgt die Räumungsaktion für Erleichterung. „Ich bin dankbar, dass sie hier sind“, sagt Hans-Dieter Over, der sich schon seit 2019 im Nachbarschaftsverein „Ehrenfelder Bahnbögen“ engagiert. Unter Anwohnern herrsche Konsens, dass es so „wie es ist, auch nicht weitergehen kann“. Obdachlose und Suchtkranke hätten die Bögen regelmäßig besetzt. Over, der sich auch sozial engagiert, schlagen beim Thema Obdachlosigkeit „zwei Herzen in seiner Brust“, wie er sagt. „Wir müssen in Deutschland überlegen, wie wir Obdachlosigkeit insgesamt händeln wollen. Obdachlose müssen Angebote der Stadt nicht annehmen, aber ich finde, Freiheit und Verantwortung müssen Hand in Hand gehen.“
Für ihn stehe und falle der Erfolg der Räumungsmaßnahme durch die Bahn jedoch mit der Art der Absperrung. „Wenn man das nicht professionell verschließt, hält der Zaun da vielleicht vier oder fünf Monate. Wenn man allerdings die Holzwände, wie manche Bögen sie haben, hochzieht, sodass keiner darüber steigen kann, wäre es nachhaltiger“, sagt Over.
Er möchte demnächst verstärkt auf die einzelnen Nachbarn in der Hüttenstraße und Umgebung zugehen und mit ihnen über mögliche Nutzungen der Bahnbögen sprechen. „Was uns vorschwebt, ist eine Mischnutzung: 70 Prozent davon könnte man wirtschaftlich betreiben, also durch Anwaltsbüros, Steuerberater oder Friseurläden und 30 Prozent könnten für soziale und kulturelle Zwecke genutzt werden.“

Dieser Bogen an der Hüttenstraße war am Mittwochmorgen noch nicht geräumt worden. Die Mitarbeiter der beauftragten Firma warteten auf weitere Container zur Entsorgung.
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Verein Ehrenfelder Bahnbögen möchte sich an Debatte über Zukunft beteiligen
Der Verein will die Debatte um mögliche Nutzungen und fortschreitende Verwahrlosung aufrechterhalten, sich öffentlich einmischen. Und vor allem an Gesprächen, die zwischen Stadtverwaltung und Deutscher Bahn stattfinden (wir berichteten) beteiligt werden. „Es ist legitim, dass die Nachbarschaft mitentscheiden möchte“, sagt Dennis Weissenberger, erster Vorsitzender. Am 10. Mai plant der Verein ein Frühlingsfest an den Bahnbögen, der letzte Bogenmarkt zur Belebung der Gegend fand 2023 statt.
Dazu plant der Verein auch Aktionen, wie einen Workshop mit der Nachbarschaft, um Vorschläge für die Zukunft aus der Bürgerschaft zu sammeln. Die Vision: In zehn Jahren einen eigenen Bogen für Soziales zu betreiben.