Social Distancing, Meldekette, „Flatten the curve“: Die Coronakrise konfrontiert uns mit komplexen Sachverhalten, die vielen von uns bislang noch nicht begegnet sind. Das letzte Mal, dass wir uns mit wissenschaftlichen Zusammenhängen beschäftigen mussten, liegt in den meisten Fällen schon eine Weile zurück: in der Schulzeit oder im Studium.
Doch es ist wichtig, dass wir alle verstehen, worauf es ankommt, worauf wir jetzt achten müssen und wie wir dazu beitragen können, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Diese 11 Grafiken sollen Ihnen helfen, das Coronavirus, seine Wirkweise und seine Gefährlichkeit besser zu verstehen:
1. Wie viele Fälle gibt es aktuell?
Zunächst die blanken Zahlen. Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit den meisten Infizierten. Doch was bedeutet das genau? Auf unserer interaktiven Karte sehen Sie, welche Gebiete besonders betroffen sind und wo es Todesfälle gibt.
2. Social Distancing: Warum überhaupt?
Zu Hause bleiben, soweit es geht: Das ist derzeit der wichtigste Tipp, den jeder im Kampf gegen das Coronavirus befolgen sollte. Die Idee dahinter: Je weniger Kontakt Menschen zueinander haben, desto geringer ist die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Virus. Oder anders erklärt:
Häufiger als die obere Grafik ist aktuell folgende Darstellung zu sehen. Sie zeigt, wie sich der zeitliche Verlauf der Infektionen verändert, wenn wir uns an die Maßnahmen halten:
Hinter beiden Grafiken steckt die wichtige Aussage: Halten Sie sich zurück, bleiben Sie zuhause und beschränken Sie Ihre Begegnungen auf das allernötigste. Da dies natürlich eine dehnbare Formulierung ist, hat das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die wichtigsten Regeln zusammengefasst (Artikel hier lesen).
3. Wie verläuft eine Infektion?
Das Virus ist von Mensch zu Mensch übertragbar. Hauptsächlich geschieht dies durch die Tröpfcheninfektion, also über Nase, Mund und Hals. Die Heftigkeit der Symptome beim Überträger spielt bei der Ansteckung keine Rolle.
Wer Symptome bei sich feststellt, sollte auf keinen Fall den Hausarzt aufsuchen. Die Gefahr, dort unwissende andere Patienten, Mitarbeiter oder den Arzt selbst anzustecken ist zu groß. Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte, sollte sich auch ohne Symptome an das Gesundheitsamt wenden. Auf der Website des Robert-Koch-Instituts kann man das jeweilig zuständige Amt herausfinden. Wer Symptome zeigt und eventuell in einem Ansteckungsgebiet gewesen ist, sollte den Arzt zunächst anrufen anstatt ihn aufzusuchen. Am Telefon kann die weitere Vorgehensweise besprochen werden.
4. Was kann man tun, um es gar nicht erst zur Infektion kommen zu lassen?
Die empfohlenen Maßnahmen sind im Grunde die gleichen wie in jeder Grippesaison. Konkret: Husten und Niesen sollte man in die Armbeuge und nicht in die Faust oder Handfläche. Hustet oder niest jemand anderes, hält man am besten einen bis zwei Meter Abstand, das gleiche gilt für infizierte Menschen.
5. Wie funktioniert der Test?
Beim Verdacht auf das Coronavirus Sars-CoV-2 wird der Erreger in der Regel mit einem molekularbiologischen Test nachgewiesen. Zunächst nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen eines Patienten – entweder einen Abstrich oder ausgehusteten Schleim. Spezialisten bereiten diese Probe dann im Labor auf und suchen mit einem sogenannten PCR-Test nach dem Erbmaterial des Virus. Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert. Die Kopien werden mit einer sogenannten Sonde farblich markiert. Diese Farbmarkierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine „positive Probe”. Unter idealen Bedingungen dauert ein solcher Test im spezialisierten Labor 3-5 Stunden.
6. Wie kann ich erkennen, ob ich infiziert bin?
Über 90 Prozent der Erkrankten haben lediglich Reizhusten und etwas Fieber. Neue Studien zeigen auch, dass etwa ein Drittel unter Durchfall leiden. „Ganz neu sind Erkenntnisse der Uniklinik in Bonn, dass zwei Drittel der Erkrankten über einen fehlenden Geruchs- und Geschmackssinn klagen“, sagt Apotheker Thomas Preis, der im Expertenrat des "Kölner Stadt-Anzeiger" die Fragen unserer Leserinnen und Leser beantwortet. Die neuesten Erkenntnisse tauchen in der Studie, die folgender Grafik zugrunde liegen, noch nicht auf. Die Ergebnisse basieren auf einer Auswertung der Symptome von knapp 56.000 bestätigten Covid-19-Fällen in China.
7. Wie unterscheide ich Covid-19 und die gemeine Grippe?
Bei der Diskussion um Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie wird oft die Grippe zum Vergleich herangezogen, an der allein in Deutschland in dieser Saison nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) bereits mehr als 200 Menschen gestorben sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt wichtige Gemeinsamkeiten und Unterschiede:
8. Wie ansteckend ist Covid-19 im Vergleich?
Vergleicht man Covid-19 allein mit der saisonalen Grippe, gibt es laut WHO vor allem Unterschiede bei der Ausbreitungsgeschwindigkeit: Influenza habe eine kürzere Inkubationszeit zwischen Ansteckung und der Ausbildung erster Symptome, zudem erfolgten die Ansteckungen in den Infektionsketten rascher aufeinander.
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Bei Covid-19 liege dieses Intervall bei etwa 5 bis 6 Tagen, bei Influenza bei 3 Tagen. Das bedeute, dass sich Influenza rascher verbreiten kann als Covid-19. Betrachtet man aber die mittlere Zahl der Menschen, die ein Erkrankter infiziert, dann ist davon auzugehen, dass Covid-19 ansteckender ist. Die Ansteckungsrate ist vergleichbar mit Sars, liegt aber noch weit unter der Rate der Masern:
9. Ab wann gelte ich als Kontaktperson?
Kontaktpersonen sind laut RKI Personen mit einem unten definierten Kontakt zu einem bestätigten Fall von COVID-19 ab dem 2. Tag vor Auftreten der ersten Symptome des Falles. Das Ende der infektiösen Periode ist momentan nicht sicher anzugeben. Es gibt drei Kategorien, die hier auf der Seite des Robert-Koch-Instituts nachgelesen werden können. Für den schnellen Überblick reicht diese Grafik:
10. Richtig Hände waschen
Zum Schluss: Das sollte mittlerweile jeder wissen: Waschen Sie sich die Hände! Immer wieder und gründlich. Regelmäßiges Waschen mit Seife, ein bis zwei Meter Sicherheitsabstand zu kranken Menschen und richtiges Husten und Niesen – das sind die wichtigsten Regeln, um sich zu schützen. Ständiges Desinfizieren der Hände sei überflüssig, sagt Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen.