Viele Menschen hatten in letzter Zeit mit Husten, Schnupfen und Fieber zu kämpfen, teilweise wochenlang. Eine Ärztin erklärt das Phänomen.
Kölner HausärztinWarum gerade so viele über Wochen erkältet sind – und wann es kritisch wird
Wirft man aktuell einen Blick ins Büro, den Sportverein oder die eigene Familie, scheint es, als ob die Erkältungswelle diesen Winter wirklich niemanden verschont. Viele sind in kurzer Zeit gleich mehrfach krank geworden. Teilweise fallen Kollegen, Freunde und Verwandte wochenlang aus, weil sie einfach nicht richtig fit werden.
Die momentane Erkältungswelle macht sich auch im Alltag der Kölner Ärztin Dr. Mirjam Antz bemerkbar. Sie ist Inhaberin einer Praxis in Longerich und führt diese in dritter Generation. Viele Patienten kommen aktuell mit den typischen Symptomen – Husten, Schnupfen, Fieber – zu ihr und ihrem Team.
Kölner Ärztin: Nach Corona sind Erkältungswellen stärker geworden
Dass es so wirkt, als würden die Erkältungswellen immer stärker werden, ist laut Antz kein Zufall. Während Mund-Nase-Masken während der Corona-Pandemie auch vor anderen Infektionen schützten, schwächten sie gleichzeitig die Abwehrkräfte, da der Körper weniger Viren ausgesetzt war.
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Seitdem die Einschränkungen der ersten Jahre mit dem Coronavirus weggefallen sind, liegen die jährlichen Infektionszahlen deshalb über dem Niveau der Jahre vor der Pandemie. Schließlich seien die Gründe der jährlichen Erkältungswellen zur kalten Jahreszeit geblieben: „Wir halten uns länger in geschlossenen Räumen auf, die auch noch seltener gelüftet werden.“
Ob es sich dabei um Corona, Grippe oder ganz andere Infektionen handelt, werde nahezu überhaupt nicht mehr dokumentiert und sei deshalb auch kaum festzustellen. Ohnehin ähnelten sich die Symptome, die die verschiedenen Infektionen nach sich ziehen. Dennoch sagt Antz: „Ich habe den Eindruck, dass aktuell Corona viel unterwegs ist und auch, dass Infizierte sich oft sehr krank fühlen und das über einen längeren Zeitraum.“
Folgeerkrankungen sind möglich und gefährlich
Während die meisten Erkrankten sich nach einigen Tagen oder zumindest einer Woche wieder einigermaßen erholt haben, gibt es Patienten, die gar nicht wieder richtig gesund zu werden scheinen. Über mehrere Wochen zeigen sie Symptome.
„Gefährlich ist es vor allem dann, wenn man von der einen in die andere Krankheit schlittert“, sagt Antz. Denn wenn wir krank und unsere Abwehrkräfte geschwächt sind, hätten es Bakterien, die normalerweise unser Immunsystem unschädlich macht, leichter. Eine bakterielle Bronchitis oder sogar eine Lungenentzündung seien möglich.
Ein Anzeichen für eine neue Erkrankung könne sein, dass sich ein Patient schon wieder auf dem Weg der Besserung befindet und dann auf einmal wieder deutlich stärkere Symptome zeigt. Ist das der Fall, dann sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Denn beide Krankheiten können einen schweren Verlauf nach sich ziehen und sollten unbedingt untersucht werden.
Ein Abflauen der Erkältungswelle ist erst nach Karneval zu erwarten
Erneute Ansteckungen passierten aber auch dann, wenn sich Menschen schon so weit erholt haben, dass sie wieder zur Arbeit gehen könnten. Meistens seien die Abwehrkräfte von der Erkrankung noch immer geschwächt. Das erhöhe das Risiko, sich kurz nach der vermeintlichen Gesundung direkt wieder anzustecken.
Um dieses Risiko zu senken, empfiehlt Antz das, was sie ohnehin für sinnvoll hält: Abstand von anderen kranken Personen, geschlossene Räume lüften, regelmäßig Hände waschen und desinfizieren. Eine Maske verringert weiterhin das Risiko, die eigenen Mitmenschen anzustecken.
Und wann flaut die Erkältungswelle endlich ab? Tatsächlich tut sie das bereits. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Nach einer Hochphase Anfang und Mitte Dezember nahm die Zahl an Atemwegserkrankungen Ende Dezember deutlich ab.
Bis die Erkältungswelle aber wirklich vorbei ist, wird es noch etwas dauern, schätzt Antz. Mindestens bis Ende Februar. Denn davor kommt ja noch ein Großevent mit vielen Ansteckungsmöglichkeiten auf die Stadt und ihre Bewohner zu: „In Köln wird es jedes Jahr frühestens in der Woche nach Karneval besser.“ (pho)