Immer mehr InfektionenDas sind die sechs häufigsten Geschlechtskrankheiten
Lesezeit 7 Minuten
Köln – „Ich doch nicht!“ „Das geht schon von alleine wieder weg.“ „Deshalb muss ich nicht zum Arzt.“ Wer sich eine sexuell übertragbare Infektionen, kurz STI, eingefangen hat, redet nicht gern darüber. Geschlechtskrankheiten sind immer noch ein Tabuthema. Zum Welttag der sexuellen Gesundheit am 4. September beschreiben wir die häufigsten Infektionen und was man dagegen tun kann.
Chlamydien
Eine Chlamydien-Infektion ist eine ernst zu nehmende Geschlechtskrankheit. Eine nicht behandelte Infektion kann bei der Frau zu einer Verklebung der Eileiter und damit zur Unfruchtbarkeit führen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Erkrankung oft unbemerkt bleibt, denn sie verursacht häufig keinerlei Symptome. So werden die Erreger an Sexualpartner unwissentlich weitergegeben und eine Behandlung findet nicht statt.
Das Robert-Koch-Institut in Berlin schätzt, dass jährlich rund zehntausend Frauen neu erkranken. Genaue Zahlen für Deutschland gibt es nicht, da die Infektion nicht meldepflichtig ist. Eine nicht behandelte Infektion kann bei der Frau zu einer Verklebung der Eileiter und damit zur Unfruchtbarkeit führen.
Das hilft dagegen: Eine Chlamydien-Infektion wird mit Antibiotika behandelt. Wenn allerdings bereits die Eileiter verklebt sind, handelt es sich um eine Spätfolge, die nicht durch Antibiotika beseitigt werden kann.
So schützt man sich: Den besten Schutz vor Ansteckung bieten Kondome. Die Infektion wird im Allgemeinen durch ungeschützten Sex übertragen, von Männern auf Frauen und umgekehrt, ebenso aber auch bei gleichgeschlechtlichem Kontakt und bei der Verwendung von Sexspielzeug.
Gonorrhoe
Die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe, auch Tripper genannt, ist eine der häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Auslöser der Krankheit sind Bakterien, auch „Gonokokken“ genannt. Sie können alle Schleimhäute befallen, typischerweise die Harnröhre, aber auch den Enddarm und den Mund- und Rachenraum.
Die ersten Symptome sind bei Frauen meist harmlos: verstärkter Ausfluss, Juckreiz, leichte Rötung. Bemerkt man solche Beschwerden, sollte man unbedingt zum Frauenarzt gehen. Auch wenn beim Partner Anzeichen – wie Brennen beim Wasserlassen – auftreten, sollte man zum Arzt gehen. Der kann mit einem Test herausfinden, ob man sich angesteckt hat. Ist das der Fall, verordnet der Arzt Antibiotika. Zudem müssen alle Sexualpartner der letzten drei Monate informiert und ebenfalls untersucht werden.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Tripper immer schwerer zu bekämpfen – schuld daran ist der Mangel an wirksamen Antibiotika. Aktuell seien nur drei neue chemische Substanzen in verschiedenen Phasen der klinischen Erprobung. Insgesamt erkrankten weltweit jedes Jahr 78 Millionen Menschen an Gonorrhoe. Die Tendenz sei steigend.
Die Krankheit wird beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen und kann zu Entzündungen unter anderem der Harnröhre führen. Manche Frauen leiden deshalb unter Entzündungen des Beckens.
Das hilft dagegen: Sie lässt sich zwar mit Antibiotika behandeln, doch zunehmend werden die Erreger dagegen resistent.
So schützt man sich: Den besten Schutz vor Ansteckung bieten auch hier: Kondome. Wichtig: Tripper ist auch durch Oralverkehr übertragbar: Ein Risiko besteht immer dann, wenn Schleimhäute direkt miteinander in Kontakt kommen, warnt die Deutsche Aidshilfe.
Syphilis
Bei Syphilis steigen die Fallzahlen seit 2010 wieder deutlich an. Die leicht übertragbare Krankheit wird von Bakterien verursacht. Oftmals bringt die Krankheit sehr verschiedene Beschwerden und Verläufe hervor. Deswegen wird sie oft übersehen oder mit anderen Krankheiten verwechselt.
Zu Beginn entsteht oft ein kleines Geschwür an der Stelle, an der der Erreger in den Köper eingedrungen ist, die Lymphknoten schwellen an. Diese Symptome klingen meist von selbst wieder ab. Wenn Syphilis jedoch erst spät erkannt wird, kann die Krankheit schwere gesundheitliche Schäden nach sich ziehen.
Das hilft dagegen: Mit Antibiotika kann Syphilis heute therapiert werden.
So schützt man sich: Das Risiko einer Syphilis kann man beim Sex nicht vollständig ausschließen, durch Kondome aber senken. Kommen Sexspielzeuge zum Einsatz, sollte man für jeden Partner und jede Partnerin ein neues Kondom darüber ziehen und danach gründlich reinigen.
Feigwarzen durch HVP-Viren
Feigwarzen sind eine der häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Es handelt sich um kleine warzenartige Wucherungen im Genital- und Analbereich, seltener auch im Mund. Verursacht werden sie von Humanen Papillom-Viren (HPV). Davon gibt es sehr viele verschiedene Arten. Einige verursachen die Feigwarzen, andere sind maßgeblich an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und Analkrebs beteiligt. Sowohl Männer als auch Frauen können sich infizieren, wobei eine Infektion meist unbemerkt bleibt. Rund 70 Prozent aller Menschen sind im Laufe ihres Lebens betroffen. HPV ist leicht übertragbar.
Das Virus befindet sich in Hautschuppen, die beim Sex leicht von einem zum anderen Partner wandern können. Durch kleinste Verletzungen in der Haut oder Schleimhaut findet HPV seinen Weg in den Körper. Eine frische Intimrasur erhöht das Risiko, weil sie kleine Verletzungen verursacht.
Das hilft dagegen: Äußerliche Feigwarzen kann der Betroffene meistens selbst behandeln. Hierzu kann der Arzt eine Lösung oder Creme mit dem entsprechenden Wirkstoff verschreiben.
So schützt man sich: Aufgrund der schnellen Übertragung reduzieren Kondome das Risiko nur. Menschen mit wechselnden Sexpartnern sollten sich regelmäßig untersuchen lassen. Gegen bestimmte HPV-Varianten kann man sich außerdem impfen lassen. Empfohlen wird eine Impfung für junge Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Der Impfstoff wirkt gegen die meisten HPV-Typen, die Gebärmutterhalskrebs oder Feigwarzen verursachen. Seit Juni 2018 gilt auch für Jungen eine Impf-Empfehlung. Das empfohlene Impfalter ist 9 bis 14 Jahre. Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich nachgeholt werden – dies kann bis zum Alter von 17 Jahren erfolgen.
Bei einer Hepatitis B handelt es sich um eine Leberentzündung, die durch das Virus HBV verursacht wird. Sie ist leicht übertragbar, vor allem beim Sex. Der Krankheitserreger wird nämlich über Blut und andere Körperflüssigkeiten wie Sperma übertragen.
Besonders gefährlich: Zwischen Ansteckung dem Auftreten von ersten Symptomen können bis zu sechs Monate liegen. Typische Beschwerden sind dann: Durchfall, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit und Gelbsucht. In etwa zehn Prozent der Fälle geht eine akute Hepatitis B in ein chronisches Stadium über, was mitunter schwerwiegende Komplikationen, wie eine Leberzirrhose verursachen kann.
Das hilft dagegen: Zur Behandlung werden antiviral wirksame Medikamente und Interferon gegeben. Für Hepatitis B existiert zudem eine Schutzimpfung.
So schützt man sich: Der beste Schutz vor Ansteckung ist Sex mit Kondom.
Herpes Genitales
Herpes an den Lippen kennt fast jeder: Es bilden sich schmerzhafte kleine Bläschen, die nach einiger Zeit zwar wieder abheilen, jedoch immer wieder kommen können. Verursacht wird Herpes von Viren. Hat man sich einmal infiziert, bleiben sie lebenslang im Körper und können immer wieder Herpesbläschen auslösen. Herpes kann auch an anderen Stellen des Körpers auftreten, vor allem im Genital- und im Analbereich.
Weltweit stecken sich jedes Jahr mehr als 20 Millionen Menschen neu mit Genital-Herpes an. Insgesamt seien über 500 Millionen Menschen auf der Welt infiziert, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). In der sexuell besonders aktiven Altersgruppe der 15- bis 49-Jährigen sei fast jeder Sechste (16 Prozent) betroffen, Frauen häufiger als Männer.Das Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 verbreitet sich gewöhnlich durch sexuelle Kontakte und kann zu schmerzhaften Genitalgeschwüren führen. Bei den meisten Menschen verlaufe die Infektion jedoch mild, so dass sie womöglich gar nicht bemerkt und das Virus unbeabsichtigt weitergegeben werde. Das könne vor allem für Babys, die bei der Geburt von der Mutter angesteckt werden, gravierende Folgen haben, bis hin zu Hirnschäden und sogar Tod.
Das hilft dagegen: Wer einmal erkrankt ist, der trägt die Viren in sich. Medikamente können aber ihre Vermehrung im Körper stoppen. Meistens werden die antiviralen Wirkstoffe als Creme auf die befallenen Stellen aufgetragen.
So schützt man sich: Weil Herpes so leicht übertragbar ist, gibt es keinen sicheren Schutz. Kondome reduzieren das Risiko nur. Den Kontakt mit Herpesbläschen und -geschwüren sollte man prinzipiell vermeiden. (sar/mit Material der dpa)