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Grippe-SaisonHausärzte fürchten Medikamenten-Engpass im Herbst – Impfungen vereinfacht

Lesezeit 4 Minuten
Untersuchung von Abwasserproben auf Krankheitserreger.

Untersuchung von Abwasserproben auf Krankheitserreger.

Das RKI meldet steigende Zahlen von Atemwegserkrankungen, auch Coronainfektionen nehmen zu. Ärzte sind derzeit gelassen – fürchten aber bald volle Wartezimmer.

Die Fallzahlen für Atemwegsbeschwerden halten sich noch in Grenzen. Doch die nächste Grippe-Welle steht bevor.

Welche Infektionskrankheiten sind aktuell im Umlauf?

Rhinoviren und Parainfluenzaviren belasten gerade die Atemwege vieler Bundesbürger und verursachen die gewohnte Sommergrippe. Auch SARS-CoV-2, Influenzaviren und humane saisonale Coronaviren wurden in den letzten Wochen vermehrt nachgewiesen, meldet das RKI. Die Fallzahlen der Virusinfektionen befänden sich jedoch auf einem niedrigen Niveau, ebenso die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen.

Bereits im Dezember letzten Jahres habe die Influenza-Aktivität in der aktuellen Saison 2022/2023 ihren Höhepunkt erreicht und sei dann rasch zurückgegangen, so das RKI. Eine zweite Influenza-B dominierte Grippewelle erstreckte sich laut RKI von Ende Februar bis Anfang März dieses Jahres. Die Aktivität der Atemwegserkrankungen sei dann aber so weit zurückgegangen, wie es in vorpandemischen Saisons üblich gewesen sei.

Während die Raten akuter Atemwegserkrankungen bei Kindern bis vier Jahren und Erwachsenen ab 35 gesunken sind, sind sie bei den 5- bis 34-Jährigen in der letzten Woche deutlich gestiegen. Das RKI zählte insgesamt etwa 3,3 Millionen akute Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung.

Steigen die Corona-Zahlen?

Das Robert Koch Institut erstellt mittlerweile keine eigenen Wochenberichte mehr, stattdessen werden Sars-CoV-2-Infektionen zusammen mit einem Überblick zu anderen Erregern im wöchentlichen Bericht „Aktuelles zu respiratorischen Erkrankungen“ (ARE) veröffentlicht.

Die Corona-Fallzahlen steigen laut dem RKI seit etwa sechs Wochen an. Die 7-Tage-Inzidenz liegt derzeit bei fünf Fällen pro 100.000 Einwohnern. Anfang Juli hatte sie noch bei einem Infizierten pro hunderttausend Einwohner gelegen. Diese Zahlen sind jedoch weit entfernt vom Höhepunkt der Infektionswelle im März 2022, als die Inzidenz bei fast 2000 gelegen hat. Das RKI spricht derzeit von einem „niedrigen Sommerniveau“, Hinweise auf eine sich ändernde Krankheitsschwere gäbe es nicht.

Wer sollte sich wieder impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat ihre Covid-19-Impfempfehlungen entsprechend der verschiedenen Alters- und Risikogruppen angepasst. Für gesunde Personen im Alter von 18 bis 59 Jahren wird empfohlen, eine Basisimmunität durch zwei Impfungen zu erreichen und optional eine dritte Impfung hinzuzufügen, wenn es keine vorherige Infektion gab.

Personen ab 60 Jahren und Risikogruppen ab 6 Monaten, wie Menschen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem, sollten alle 12 Monate eine Booster-Impfung erhalten, vorzugsweise im Herbst.

Bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahren besteht keine allgemeine Impfempfehlung, es sei denn, es besteht ein erhöhtes Risiko zu erkranken - etwa bei Chronikern.

Wie sehen sich Hausärzte für die Grippe-Saison gerüstet?

„Unsere Praxen sind vorbereitet, das heißt aber längst nicht, dass wir entspannt auf die kommenden Monate blicken“, sagt der Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, auf RND-Anfrage. Mit Blick auf den zurückliegenden Winter, der mit der frühen Grippewelle und einer hohe Zahl an Atemwegsinfekten alles von den Praxen abverlangt habe, erwartet Beier von Politik und Selbstverwaltung, dass alles getan werde, um solche Situationen zu vermeiden. „Unsere Praxen waren Non-Stop voll. Das Telefon stand nicht mehr still“, erinnert sich der Vorsitzende.

Mit Sorge blickt der Hausärzteverband nach Australien, wo sich im Zuge der Grippewelle gerade Engpässe bei bestimmten Arzneimitteln abzeichnen. „Es wäre angesichts dessen sinnvoll und ratsam, wenn sich die Politik zeitnah mit uns zusammensetzen würde, um geeignete Sofortmaßnahmen für die kommende Impf- und Infektsaison zu besprechen – und diese dann auch zeitnah in die Wege zu leiten“, so Beier.

Einige Forderungen der Hausärzte zur Entlastung der Praxen wurden bereits umgesetzt. Den Corona-Impfstoff wird es zukünftig in Einzeldosen geben, „das wird unseren Praxisteams deutlich mehr Flexibilität bei der Organisation der Impftermine ermöglichen“, so Beier. Zudem sei nach deutlichem Protest die telefonische Krankschreibung fest etabliert worden, was die Praxen zumindest organisatorisch entlaste.

Sind genug Grippe-Impfstoffe in Deutschland verfügbar?

Rund 8,7 Millionen Influenza-Impfstoffdosen wurden in diesem Jahr bereits in Deutschland freigegeben. Im vergangenen Jahr waren es im August bereits etwa 20 Millionen, am Jahresende betrug die Zahl sogar 34 Millionen Dosen. Diese Differenz begründet eine Sprecherin des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts damit, dass die Freigabe erst begonnen habe. Weiterhin hänge es davon ab, in welchem Tempo produziert und Chargen zur Freigabe eingereicht würden. „Möglicherweise ist die Bedarfsmitteilung, trotz der zusätzlichen Aufforderung durch das Paul-Ehrlich-Institut, in diesem Jahr geringer ausgefallen als im vergangenen Jahr“, ergänzte sie.