Köln – Gerade erst ist Omikron zur dominierenden Variante in der Corona-Pandemie geworden, da macht ihr eine andere Mutante schon Konkurrenz. Nach BA.1, also dem Omikron-Original, verbreitet sich nun dessen Subtyp BA.2. Selbst Menschen, die bereits eine Omikron-Infektion durchgemacht haben, scheinen nicht sicher davor, sich mit BA.2 anzustecken.
Diese Tendenz geht aus Untersuchungen aus Dänemark hervor. Forschende haben dort unter Leitung des Statens Serum Institut, das dem dänischen Gesundheitszentrum angehört, Virus-Sequenzen aus knapp 140.000 Proben unter die Lupe genommen. Ihre Ergebnisse wurden als Preprint veröffentlicht, sie sind also noch nicht von unabhängigen Forschenden überprüft. Bei den Untersuchungen stießen sie auf 263 Fälle, in denen sich eine Person innerhalb von 20 bis 60 Tagen zweimal mit Corona infiziert hatte – der Infektionsschutz von Genesenen hält nur für eine bestimmte Zeit.
Der Großteil dieser 263 Personen steckte sich nach einer durchgemachten Delta-Infektion mit BA.1 oder BA.2 an. Bei 47 dieser doppelt infizierten Menschen wurde allerdings im ersten Abstrich der BA.1-Typ entdeckt, beim zweiten Abstrich der BA.2-Typ – sie steckten sich also kurz nach einer Infektion mit Omikron erneut mit dessen Subtyp an. Betroffen seien meist junge, ungeimpfte Erwachsene gewesen, die Infektion mild, so die Forschenden in ihrem Bericht.
Subtyp verdrängt Omikron
Wer eine Omikron-Infektion überstanden hat, ist demnach nicht automatisch davor geschützt, sich kurz darauf mit BA.2 anzustecken. Von Omikron unterscheidet dieser Typ sich durch Mutationen und Änderungen an mehreren Stellen. Diese genetischen Unterschiede könnten zu dem geringen Schutz der Genesenen geführt haben. Erschreckend hoch ist die Zahl der Betroffenen in Relation zu den untersuchten Fällen allerdings wohl nicht. In Dänemark gibt es aufgrund einer hohen Impfquote kaum Beschränkungen, das Coronavirus kann sich leicht ausbreiten. Der Anteil von BA.2 am Infektionsgeschehen in dem skandinavischen Land liegt bereits bei knapp 90 Prozent.
Auch in Deutschland ist die neue Mutante auf dem Vormarsch. Laut aktuellem Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts von Donnerstag (24. Februar) beträgt der Anteil 24 Prozent, Tendenz stark steigend. In der Woche zuvor waren es noch 14,9 Prozent gewesen. Aufgrund des immer größer werdenden Einflusses von BA.2 auf die Corona-Pandemie könnte der Subtyp bald als sogenannte „variant of concern“, also als besorgniserregende Variante, eingestuft werden. Dann würde BA.2 auch einen eigenen griechischen Buchstaben zugewiesen bekommen.
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Laut Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko), könnte die Situation um BA.2 „beunruhigend werden.“ Das sagte er am Donnerstag der „Schwäbischen Zeitung“. „Ob und wie sehr, wissen wir noch nicht.“ Experimente mit infizierten Tieren wiesen darauf hin, dass Antikörper gegen die hierzulande hauptsächlich verbreitete Untervariante BA.1 den Subtyp BA.2 „weniger gut neutralisieren“. Das unterstützt die Aussagen, die sich aus den dänischen Untersuchungen ziehen lassen.
BA.2 knapp 40 Prozent ansteckender als Omikron
Dass BA.2 auf dem Vormarsch ist, liegt an der höheren Infektiosität des Subtyps im Vergleich zur ursprünglichen Omikron-Variante. Wie Forschende aus Japan in einer ebenfalls zunächst im Preprint veröffentlichten Studie herausgefunden haben, ist BA.2 noch einmal knapp 40 Prozent ansteckender als die ursprüngliche Omikron-Variante BA.1.
Laut der Untersuchung steigt bei einer Infektion mit BA.2 im Vergleich zu BA.1 auch das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs, die untersuchten Hamster und Mäuse wiesen eine höhere Viruslast auf. Beobachtungen aus Südafrika, wo BA.2 mittlerweile ebenfalls dominant ist, können dies allerdings nicht bestätigen. Die Wahrscheinlichkeit, in einem Krankenhaus behandelt werden zu müssen, sei bei BA.2 nicht höher als bei BA.1, schreiben die Forschenden in einer Preprint-Studie. (mit dpa)