Köln – Es ist die Frage, die sich die Familien schon seit Wochen stellen: Wie sollen wir in diesem Jahr die Weihnachtstage feiern? Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen, „aber es soll kein Weihnachten in Einsamkeit sein.“ Für die Feiertage sind deshalb Lockerungen der Corona-Kontaktbeschränkungen vorgesehen. Doch gefährdet man mit seinem Besuch nicht Großeltern, die Mutter oder den Vater, wenn sie zur Risikogruppe zählen? Ist alleine feiern eine Option – oder eher eine egoistische Alternative? Immer wieder im Gespräch sind nun auch Antigen-Schnelltests. Vor dem Besuch in Pflegeheimen werden Besucher bereits mit diesen auf Corona getestet. Doch was ist mit der Oma, die in ihren eigenen vier Wänden lebt? Sind Schnelltests vor den Familienfeiern eine Lösung?
Antigen-Schnelltests: Keine Tests für zu Hause
Bei den Antigen-Schnelltests seien mehrere Punkte zu beachten, so Rolf Kaiser, Virologe an der Universitätsklinik Köln. „Die Antigen-Schnelltests sind charmant, weil sie wie ein Schwangerschaftstest ohne Geräte und Labor angewandt werden können.“ Trotzdem sind sie nicht für den Heimgebrauch zugelassen, sondern nur für den medizinischen Betrieb, so Kaiser. Auch wenn die Tests über das Internet bestellt werden können, sollte sie geschultes Personal anwenden. Für den Schnelltest ist ein Nasen-Rachenabstrich nötig, der fachmännisch durchgeführt werden muss. Der Test reagiert auf bestimmte Proteine – also auf Virusbestandteile. „Wenn der Rachenabstrich falsch gemacht wird, gibt es ein falsch negatives Ergebnis – das wäre das größte Problem.“ Sollte man einen solchen Schnelltest doch zu Hause selber durchgeführt haben und danach vom Ergebnis verunsichert sein, rät Kaiser zur Rücksprache mit dem Arzt.
Antigen-Schnelltests sollen vor allem bei Personen eingesetzt werden, die man bisher nicht testen würde: Personen, die keine Symptome haben und keinen Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatten, so Kaiser. „Ein Antigen-Schnelltest erhöht die Sicherheit.“
Dass die Schnelltests nicht für zu Hause zugelassen sind, muss nicht langfristig so bleiben, so der Virologe. „Die HIV-Tests waren in Deutschland auch lange nicht für die Heim-Testung zugelassen – nun schon.“
Nicht so zuverlässig wie PCR-Testung
Ein weiterer Punkt ist die Zuverlässigkeit des Tests. „Sie sind weniger sensitiv, also nicht so zuverlässig wie der sehr hohe Laborstandard“, sagt Rolf Kaiser.
Guido Marx, Heim- und Hausarzt in Köln, sieht allerdings den Vorteil in der Spezifität: „Wenn der Test richtig angewendet wird, ist er sehr gut darin Gesunde als gesund zu erkennen. Ein negatives Ergebnis ist also recht sicher. Wenn ein positives Ergebnis angezeigt wird, stimmt dies zu 95 Prozent. Es sollte dann ein PCR-Test folgen.“ Für ihn als Hausarzt sei es zudem von Vorteil vom Labor unabhängig zu sein. „Wir haben dadurch ein schnelles Ergebnis.“
Schnelltests stehen nicht unlimitiert zur Verfügung
Wenn nun aber alle Familien vor Weihnachten einen Schnelltest durchführen wollen würden, sieht Marx ein Problem: Die Testkapazitäten sind begrenzt. „Es wäre natürlich wünschenswert, wenn sich jeder vor dem Weihnachtsbesuch bei den Großeltern testen lassen könnte. Doch wenn das vor Weihnachten alle machen möchten, sehe ich schon Engpässe. Die Hausärzte haben auch nur eine begrenzte Anzahl.“ Die Kapazitäten reichten also nicht, um es allen Patienten anzubieten.
Zudem würden die Antigen-Schnelltests nicht erstattet. „Das ist ein Manko“, sagt Marx. Die Kosten würden sich für den Patienten auf rund siebzig Euro belaufen. Bislang nutzt er sie in der Praxis für sein Personal und für Notfälle – also Patienten mit besonderen Umständen, wenn beispielsweise sonst ein ganzer Betrieb geschlossen werden müsste, so Marx.
Sollte ein Corona-Test gewünscht sein, bittet Marx um eine telefonische Kontaktaufnahme mit den Hausärzten. „So kann man besprechen, ob es eine Testmöglichkeit oder Alternativen gibt.“
Trotz Test: Restrisiko bleibt
Klar muss aber vor allem sein: Der Test ist eine Momentaufnahme. „Ein Rest-Risiko bleibt, da der Test beispielsweise zu früh gemacht wird und man erst noch ansteckend werden könnte“, sagt Marx. „Der Test reduziert aber das Risiko.“
Selbstquarantäne vor Weihnachten
Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, sagt auch Rolf Kaiser. Um das Risiko weiter zu minimieren, könne vor Weihnachten noch intensiver darauf geachtet werden, Kontakte zu meiden. „Eine Alternative zu den Schnelltests wäre eine noch strengere Kontaktbeschränkung – also eine Selbstquarantäne eine Woche vor den Weihnachtstagen.“ Dabei helfe zum Beispiel auch geplant mit Einkaufszettel einkaufen zu gehen, rät der Kölner Virologe. So könnten auch dort durch kürzeren Aufenthalt mögliche Kontakte minimiert werden. „Sollte man dennoch vor den Feiertagen beunruhigt sein, gibt es die Möglichkeit, einen Test zu machen und ihn selber zu zahlen.“