Köln – Deutschland droht der „Zecken-Sommer“ überhaupt. Das heißt: In diesem Sommer wird es besonders viele Zecken geben. Dementsprechend erhöht ist das Risiko gebissen zu werden. Damit steigt auch die Gefahr, an Hirnhautentzündung und Borreliose zu erkranken, warnen Experten des Deutschen Zentrums für Insektenforschung.
Dr. Gerhard Dobler forscht seit 2009 zur Ausbreitung des FSME-Virus in Deutschland. Er schätzt die Lage kritisch ein: „In diesem Jahr ist das Risiko insgesamt besonders hoch“, meint er. „Wir werden die höchste Zahl an Zecken in den letzten zehn Jahren haben.“
Keine Impfung gegen Borreliose
Das Problem: Bei den warmen Temperaturen sind Zecken besonders aktiv und beim Blutsaugen können sie Krankheiten wie Borreliose übertragen – immerhin ist der Erreger in jeder vierten Zecke zu finden. Und das unabhängig von der Region. Für die Krankheit existiert kein Impfstoff, sie wird – je nach Stadium der Infektion – in den meisten Fällen mit Antibiotika behandelt.
Umso ratsamer ist Vorbeugung: Nach Waldspaziergängen und Aufenthalten im Freien sollte man immer sofort den Körper nach möglichen Blutsaugern sorgfältig absuchen. Denn es gilt: Je schneller die Zecke entfernt wird, umso geringer ist die Gefahr an Borreliose zu erkranken. Die Borrelien befinden sich im Darm des Tieres und werden in der Regel erst 24 Stunden nach dem Biss übertragen. Anders sieht es bei FSME-Viren aus: Sie befinden sich in den Speicheldrüsen des Tieres und können dementsprechend schneller in die Blutbahn des Wirts gelangen.
Nicht heilbar: FSME-Virus nach Zeckenbiss
Der Gemeine Holzbock, eine Zeckenart, ist der Hauptüberträger einer anderen Erkrankung, mit der wir uns bei einem Zeckenbiss infizieren können. Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) handelt es sich um eine virale Hirnhautentzündung, die tödlich enden kann. FSME macht sich zu Beginn durch grippeähnliche Anzeichen bemerkbar. Um der Gefahr einer Erkrankung vorzubeugen, kann und sollte man sich gegen das FSME-Virus impfen lassen.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt die FSME-Impfung für Einwohner und Besucher von Risikogebieten, die zum Beispiel aufgrund der Wohnlage auf dem Land oder durch Freizeitaktivitäten im Grünen ein Zeckenstichrisiko haben sowie Personen, die durch ihren Beruf FSME-gefährdet sind, zum Beispiel Forstarbeiter in Risikogebieten oder Laborpersonal. Heilbar ist die Krankheit nicht. In jedem Fall ist ratsam, auf Zecken achtzugeben, insbesondere in FSME-Risikogebieten. Dort sind mehr Zecken mit Viren infiziert als anderswo. In welchen Regionen Deutschlands das der Fall ist, erfährt man auf der Website des Robert-Koch-Instituts.
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Wer beim Absuchen eine Zecke findet, sollte sie schnell entfernen
Spezielle Sprays oder Cremes schützen ebenfalls vor den Blutsaugern. Spätestens nach drei Stunden sollte das Mittel allerdings neu auf alle unbedeckten Hautstellen aufgetragen werden. Wer sich im Freien aufhält und gegen die Blutsauger schützen will, sollte immer lange Hosen und langärmlige Kleidung tragen. Außerdem ist es sinnvoll, den Körper regelmäßig nach Bissen abzusuchen, denn Zecken wandern auf der Suche nach einer gut durchbluteten Stelle über die Haut.
Wer eine Zecke entdeckt, muss sie möglichst schnell entfernen ohne sie zu quetschen. Mit den Fingern geht das nicht, deshalb sollte man eine Zeckenzange oder -karte verwenden. Sonst besteht die Gefahr, dass noch mehr Krankheitserreger übertragen werden. Anschließend ist es ratsam, die Stichstelle zu desinfizieren und noch etwa acht Wochen lang zu beobachten. (sar)