Insiderin verrätAuf diese Dinge achten Flugbegleiter, wenn sie privat fliegen
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Köln – Flugbegleiter sind die ersten Ansprechpartner der Passagiere an Bord. Sie achten auf die Sicherheit und das Wohlbefinden der Fluggäste. Doch wie fühlen sie sich, wenn Sie selbst in den Urlaub fliegen? Können sie überhaupt abschalten?
Flavia Guerrero ist Flugbegleiterin bei Eurowings, fliegt aber auch gerne privat. Die 37-jährige Düsseldorferin, die aus Chile stammt, lässt auf ihrem Instagram-Account @mundo.flavs auch andere an ihrem Leben über den Wolken teilhaben. Im Interview erklärt sie, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie selbst als Passagierin unterwegs ist.
Flavia Guerrero: Es geht schon beim Einsteigen los: Wenn ich an Bord arbeite, begrüße ich meine Gäste immer freundlich und herzlich und genauso möchte ich auch begrüßt werden! Für mich ist es ein No-Go, wenn Flugbegleiter sich lieber mit den Kollegen unterhalten oder Kaffee trinken, anstatt ihre Gäste mit einem freundlichen Lächeln zu empfangen. Der erste Eindruck ist immer sehr wichtig! Als Passagier hat man vor dem Flug ziemlich viel Stress mit dem Einchecken, der Gepäckaufgabe usw. Und wenn man an Bord kommt, möchte man einfach nur entspannen und den Flug genießen. Dementsprechend achte ich auch während des Flugs auf den Service der Crew und den Umgang mit den Gästen.
Was stört Sie, wenn Sie Passagierin sind? Zum Beispiel an der Crew?
Guerrero: Mich stört, wenn die Crews unfreundlich und nicht hilfsbereit sind. Man muss sich als Flugbegleiter in die Gäste hineinversetzen, sie verstehen und sogar mitfühlen. Man weiß nie, was diese Gäste vor dem Flug durchgemacht oder erlebt haben. Ältere Menschen brauchen manchmal Hilfe mit dem Handgepäck, manche Gäste verstehen unsere Sprache nicht und man muss versuchen, mit Händen und Füßen zu kommunizieren. Andere Gäste haben Flugangst und möchten oft nur, dass ihnen zugehört wird und sie abgelenkt werden.
Ich finde es sehr unprofessionell, wenn Flugbegleiter ihren Passagieren das Gefühl geben, dass sie keine Lust haben, sie zu bedienen.
Und was nervt Sie an anderen Fluggästen?
Guerrero: Auch Passagiere können teilweise ziemlich unangenehm werden – beispielsweise wenn Sie unhöflich oder aggressiv zu den Kollegen sind oder wenn sie sich nicht anschnallen wollen, trotz starker Turbulenzen. Ich muss gerade an einen Flug nach China denken, den ich im Januar gemacht habe. Hinter mir saß ein Mann, der die ganze Zeit gegen meine Rückenlehne geschlagen hat. Zum Glück habe ich aber selten schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich privat fliege.
Wie sind Ihre Gewohnheiten, wenn Sie Passagierin sind?
Guerrero: Wenn ich an Bord komme, stelle ich mich bei den Kollegen vor und biete meine Hilfe an, falls sie zwischendurch welche brauchen. Zwischen den Service-Durchläufen gehe ich ab und zu mal in die Galleys, also in die Flugzeugküchen, und unterhalte mich mit den Kollegen – natürlich nur, wenn ich nicht störe. Ich finde es interessant zu wissen, wie es bei anderen Fluggesellschaften ist. Meistens tauschen wir Erfahrungen und Tipps aus. Wenn die Kollegen bereits häufiger an meinem Zielort waren, kennen Sie sich besser aus als ich und können zum Beispiel nette Restaurants empfehlen. Bevor ich aussteige und wenn ich vollkommen zufrieden war, bedanke mich bei den Kollegen.
Es gibt auch für mich nichts Schöneres, als ein „Dankeschön“ oder ein „Es war sehr schön bei Ihnen“ von den Gästen zu hören. Dann steige ich aus und fühle mich einfach glücklich, weil ich weiß, ich habe einen guten Job gemacht.
Hatten Sie schon einmal Angst, als Sie als Passagierin im Flieger saßen?
Guerrero: Ich habe noch nie Angst gehabt, als ich privat geflogen bin. Einmal hatten wir sehr starke Turbulenzen und ich saß ziemlich weit hinten, wo es ordentlich gewackelt hat. Ich habe versucht zu schlafen, aber die Turbulenzen haben mich wach gehalten. Ich musste in dem Moment an die Gäste denken, die vielleicht unter Flugangst leiden und an die Kollegen, die wahrscheinlich durch die Turbulenzen viel zu tun hatten. Ich habe überlegt, wie und wo ich helfen könnte. Wie Sie sehen, man bleibt immer Flugbegleiterin.
Hand aufs Herz - fliegen Sie lieber als Passagierin oder als Flugbegleiterin?
Guerrero: Ich liebe meinen Job über alles, aber ich würde sagen: als Passagierin. Es gibt Kollegen, die sagen: „Ich bin so viel unterwegs, ich arbeite, wo andere Urlaub machen und kann so viele schöne Ziele entdecken, dass ich lieber meine Freizeit zu Hause verbringe“. Bei mir ist das aber so: Sobald ich Urlaub habe, steige ich in ein Flugzeug ein und fliege weg! Das Verreisen ist für mich nicht nur mein Beruf, sondern auch ein Hobby und eine Leidenschaft. Ich liebe es, im Flugzeug zu sitzen, mir die Maschine anzugucken und den Service zu genießen.
Aber immer wieder freue ich mich auf meinen nächsten Flug! Meine Arbeit macht so viel Spaß, dass ich sie sogar vermisse, wenn ich längere Zeit Urlaub habe. Ich weiß, das klingt komisch, aber viele Flugbegleiter werden mich verstehen. Ich habe das Glück, wunderschöne Ziele anfliegen zu dürfen, wo wir oft genug Zeit haben, um uns die Städte anzugucken. Wenn es in Deutschland so kalt ist und man weiß: Am nächsten Tag wird man bei 30 Grad am Strand sitzen, wie könnte man sich da nicht darauf freuen? (rer)