Marlene Glumann (r.) und Louisa Schönberg ziehen ins Studentenwohnheim in Zollstock ein.
Copyright: Martina Goyert Lizenz
ANZEIGE
ANZEIGE
Köln – Sie wohnen auf dem Campingplatz, in Notschlafstellen oder zahlen einfach ziemlich viel Miete für kleine Apartments. Köln ist nach einem Ranking des Deutschen Studierendenwerks die teuerste Stadt für Studenten. Durchschnittlich geben die angehenden Akademiker 359 Euro für ein Zimmer aus. Mieten von 20 bis 25 Euro pro Quadratmetern sind aber auch jenseits der Innenstadt nicht selten. Was für die Studenten ein Fluch ist, ist für Investoren ein Segen. Weil der Wohnraum knapp ist, bieten immer mehr Unternehmen private Studentenapartments an – und verdienen daran gut.
Studentenapartments sind ein Bombengeschäft
Etwa an der Dasselstraße, wo derzeit direkt am Bahndamm an der Kreuzung zur Zülpicher Straße 208 Wohnungen auf fünf Etagen plus Staffelgeschoss entstehen, die fast alle für Studenten gebaut werden. Das Immobilienunternehmen BPD vermietet die Wohnungen aber nicht etwa, sondern verkauft sie an Investoren für einen stolzen Quadratmeterpreis von 4000 Euro. Mit Erfolg: „Wir sind ausgebucht“, sagt die Kölner Niederlassungsleiterin Tanja Kilger. Und das, obwohl die Wohnungen erst in einem Jahr bezugsfertig sein werden. Auch Eltern künftiger Studenten haben die Wohnungen für ihren Nachwuchs erworben. Denn die Lage ist für Uni-Studenten kaum zu toppen. 100 Meter trennen den Bau von der Universität, wenige Schritte nur vom studentischen Vergnügungsviertel, dem Kwartier Latäng.
Richtfest beim BPD-Gebäude an der Dasselstraße
Copyright: Esch Lizenz
Die I-Live-Gruppe aus dem süddeutschen Aalen plant 267 Mikroapartments an der Mengelbergstraße in einer Größe von 20 bis 36 Quadratmetern. Hinzu kommen 19 Penthouses. Mit einfachen Studentenbuden haben diese Wohnungen kaum etwas mehr gemein. Die Apartments verfügen über eigene Küchen und Badezimmer und sind vollkommen möbliert. Im Haus, dass Ende 2017 fertig gebaut sein soll, gibt es nicht nur eine Dachterrasse, sondern auch 89 Tiefgaragenplätze und 219 Stellplätze für Fahrräder, ein Fitnessstudio, einen Waschsalon und eine Eventküche. Sogar mit einem Lieferservice will I-Live zusammenarbeiten, sagt Marketingleiterin Julia Pietsch. Dafür müssen Käufer und Mieter aber auch tief in die Tasche greifen. 20 Quadratmeter Wohnraum werden ab 99 000 Euro verkauft oder für 400 Euro vermietet.
„Der Bau von Apartments für Studenten ist ein Bombengeschäft“, sagt der Vorsitzende des Immobilienverbandes West, Ralph Pass. Die Nachfrage nach Studentenapartments sei auf dem Kölner Wohnungsmarkt kaum zu bewältigen. 100 000 Hochschüler leben bereits in der Stadt, jedes Jahr beginnen an Universität und Technischer Hochschule, Sporthochschule und Rheinischer Fachhochschule mehr als 20 000 Erstsemester. Und das wird auch künftig wohl so bleiben: Einen demografischen Knick wird es allen Prognosen zufolge in Köln nicht geben. Die Stadt rechnet bis 2040 mit mindestens 100.000 zusätzlichen Einwohnern. Ein weiteres Plus: Werden möblierte Wohnungen angeboten, können Vermieter Preise verlangen, die der Markt hergibt. Denn eingerichtete Apartments fielen aus dem Mietpreisspiegel heraus und unterlägen auch nicht einer Mietpreisbremse, so Pass.
Zweiter Bau in Bayenthal geplant
Trotz der hohen Preise gehen die Apartments schnell weg: Bereits im vergangenen Oktober hat die Berliner Gesellschaft für Beteiligungen und Immobilienentwicklungen (GBI) ein privates Studentenwohnheim in Zollstock eröffnet. Für 15,6 Millionen Euro hat der Investor das frühere Bürohaus am Höninger Weg 115 entkernt und in ein Studentenwohnheim mit 191 Plätzen umgewandelt. Die möblierten Wohnheimplätze waren trotz Preisen bis zu 25 Euro pro Quadratmeter sofort nach der Eröffnung vergeben. Ein zweiter Bau ist an der Marktstraße in Bayenthal geplant.
Dass diese Preise nicht von allen Studenten, die laut Studierendenwerk durchschnittlich über ein Budget etwas mehr als 800 Euro verfügen, bezahlt werden können, ist klar. Der stellvertretende Asta-Vorsitzende der Kölner Universität, Benedikt Ruppert, sieht bereits einen Verdrängungswettbewerb in der Innenstadt, Sülz und Lindenthal zulasten von angehenden Akademikern, die keine Spitzenmieten zahlen können. „Da findet ein Stück Gentrifizierung statt.“