Weniger Zucker, weniger Fett: Der Lebensmittelhersteller setzt auf Fitness-Lifestyle, offenbar auch mit irreführendem Marketing.
„Influencern nicht alles glauben“Gericht verurteilt „More Nutrition“ wegen irreführender Werbung
Das Lebensmittelunternehmen „More Nutrition“ muss die Werbung auf einem Produkt ändern. Das Landgericht Hamburg hat in einem Fall von unlauterer Werbung entschieden, dass die Werbung auf einer Brownie-Backmischung irreführend war. Geklagt hatten die Verbraucherzentralen NRW und Rheinland-Pfalz, die aktuell Lebensmittel unter die Lupe nehmen, die als besonders gesund angepriesen werden. More Nutrition setzt auf Fitness-Lifestyle und gesunde Ernährung – und stand zuletzt viel in der Kritik.
Urteil zu Fitness-Produkt: More Nutrition muss Werbung für Brownie-Backmischung ändern
„95 Prozent weniger Zucker“, „70 Prozent weniger Fett“ – so hatte More Nutrition, hinter der das Unternehmen Quality First GmbH steht, eine Brownie-Backmischung beworben. Sie sollte besonders Fitness- und gesundheitsbewusste Menschen ansprechen, geworben wurde unter anderem via Instagram. Die Brownies sollten außerdem „perfekt für jede Diät“ sein. Doch sind die Angaben irreführend?
Das Gericht gab der Kritik der Verbraucherzentralen recht, die kritisiert hatten, dass etwa für die Zucker- und Fettangaben keine Vergleichswerte genannt wurden. Verglichen mit anderen Fitness- und Diätprodukten würden die Zahlen nicht zutreffen, argumentierten die Verbraucherschützer.
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„Der Hersteller muss nun Referenzwerte für die Zucker- und Fettangaben nennen oder auf die Werte komplett verzichten“, erklärte ein Sprecher des Hamburger Gerichts am Dienstag. „Perfekt für jede Diät war außerdem ebenfalls irreführend, weil nicht jede Diät etwa auch Gewichtsverlust zum Ziel hat“, so der Sprecher weiter.
„Influencern nicht alles glauben“: Vebraucherschützer warnen vor Webung in sozialen Netzwerken
„More Nutrition wirbt ganz bewusst in einer jungen Zielgruppe, häufig mit Influencerinnen und Influencern, die das Produkt vorstellen“, sagt Verbraucherschützerin Gesa Schölgens, Leiterin des Projekts Faktencheck Gesundheitswerbung, dieser Zeitung. „More ist eine riesige Nummer auf Instagram, aber gerade hier sollten auch jüngere Verbraucherinnen und Verbraucher kritischer sein und Influencern nicht ungesehen alles glauben“, sagt sie weiter.
Nach eigenen Angaben hat die Verbraucherzentrale NRW More Nutrion auch wegen irreführender Werbung beim Lebensmittelergänzungsprodukt „Curcumore“ abgemahnt. Die Kurkuma-Kapseln wurden ebenfalls von Influencerinnen und Influencern beworben. Auch dieser Fall könnte noch vor Gericht landen.
Jan Böhmermann kritisierte More Nutrition in TV-Show
More Nutrition war bereits in den vergangenen Monat immer wieder in der Kritik. So hatte bereits im Januar die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch den Lebensmittelhersteller abgemahnt. Foodwatch begründete die Abmahnung mit einem Verstoß gegen die Health-Claims-Verordnung, „die Verbraucher vor falschen gesundheitsbezogenen Versprechen schützen soll“.
Moderator Jan Böhmermann widmete More Nutriton im Dezember sogar eine ganze Sendung im „ZDF Magazin Royale“. Auch Böhmermann kritisierte vor allem die Versprechen des Lebensmittelherstellers und dem gezielten Marketing durch Influencerinnen und Influencer an eine junge, Fitness-bewusste Zielgruppe in sozialen Medien. (mab)