Leihfahrräder sind für Wege durch die Stadt eine Alternative zu eigenem Rad, Auto oder Bahn. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Gebrauch.
Alternative bei Stau und StreikDas sollten Sie wissen, wenn Sie Leihfahrräder in Köln nutzen wollen
Wer sich aus beruflichen oder privaten Gründen regelmäßig durch Köln bewegen muss, der hatte es in den letzten Wochen nicht leicht. Der Autoverkehr kam in einigen Stadtteilen wegen Brückensperrungen nur in Schrittgeschwindigkeit voran. Dann streikten die Lokführer, sodass viele Regionalbahnen nicht fuhren. Als sich diese wieder in Bewegung setzten, streikten auch noch Bus- und Bahnfahrer der KVB.
Stillstand auf Straße und Gleis macht eine dritte Verkehrsoption umso attraktiver: das Fahrrad. Mit dem kann man vergleichsweise einfach Ausweichrouten nehmen und sich an feststeckenden Autos vorbeischlängeln. Das Gefühl, sich zumindest etwas körperlich betätigt und umweltfreundlich fortbewegt zu haben, verleiht zusätzlichen Rückenwind. Leihräder, die mittlerweile fast in der ganzen Stadt zu finden sind, können hier eine sinnvolle Alternative sein. Doch bevor Sie sich auf den Sattel schwingen, gibt es einige Dinge, die Sie wissen sollten.
Welche Angebote gibt es?
Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Arten von Leihfahrrad-Angeboten unterscheiden. Welches für Sie persönlich mehr Sinn ergibt, hängt vor allem davon ab, wie wichtig es Ihnen ist, ein eigenes Rad zu haben. Wenn Sie das wollen, lohnt sich ein Rad zur Monatsmiete. In Köln werden diese Modelle unter anderem von Green Moves und Swapfiets angeboten.
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Wem ein eigenes Rad nicht wichtig ist, der ist besser mit einem Bike Sharing-Angebot beraten. Hier bekommt man anders als beim Miet-Modell kein festes Rad zugewiesen, sondern meldet sich bei der zugehörigen App an und steigt einfach auf das nächste Rad. Das gibt es in der nicht motorisierten Version oder als E-Bike. Wenn die Fahrt vorbei ist, lässt man es wieder stehen und die nächste Person kann es nutzen. Je nachdem für welches Angebot man sich entscheidet, zahlt man immer nur die einzelne Fahrt oder schließt einen Monats- oder Jahrestarif ab.
Das größte Bike Sharing-Netz der Stadt haben die Kölner Verkehrs-Betriebe, die dafür mit dem Unternehmen Nextbike zusammenarbeiten. Das operiert auch in vielen anderen deutschen Städten. Aber auch die Deutsche Bahn und der E-Scooter-Anbieter Lime bieten Räder an. Die Systeme funktionieren grundsätzlich ähnlich. Die wichtigsten Fragen rund ums Ausleihen erklären wir am Angebot der KVB.
Wie funktioniert „Bike Sharing“ genau?
Wer die KVB-Räder nutzen will, lädt sich im Appstore seines Handys die Nextbike-App herunter. Dann registriert man sich und hinterlegt ein Zahlungsmittel, zum Beispiel die eigene Bankverbindung oder Paypal. Schon kann es losgehen. Mit dem Handy wird ein QR-Code auf dem Rad gescannt, das Schloss springt auf und man kann losfahren. Am Ziel angekommen, beendet man die Fahrt in der App, schließt das Schloss und ein Betrag wird direkt vom Konto abgebucht. Überprüfen Sie immer, ob Sie eine Bestätigung erhalten haben, dass die Rückgabe geklappt hat.
Wo findet man die Räder?
Über ganz Köln verstreut gibt es Rad-Stationen. Hierhin bringen Mitarbeiter jede Nacht die im Stadtgebiet verstreuten Fahrräder zurück. Meistens befinden sich die Stationen auf belebten Plätzen oder an viel genutzten Bahnstationen und sind mit einem entsprechenden Hinweisschild gekennzeichnet. Über die Nextbike-App kann man genau sehen, wo sie sind. Im Laufe des Tages leeren sich allerdings die Stationen und immer mehr Räder werden einfach überall in der Stadt abgestellt. Wo genau die Räder stehen, kann man ebenfalls in der App nachschauen.
Wo und wie kann man die Leihräder wieder abstellen?
Grundsätzlich können die Räder der KVB immer an den Stationen abgestellt werden. In großen Teilen des Kölner Stadtgebiets ist es aber auch möglich, das Rad ohne Aufpreis abseits der Stationen zu parken. Diese Flexzonen genannten Bereiche sind in der Nextbike-App blau gekennzeichnet. Die App zeigt auch pink markierte Zonen an. Diese befinden sich an den Rändern der Stadt. Dabei handelt es sich um eine besondere Art von Flexzone. Es ist hier zwar möglich, das Fahrrad abzustellen, jedoch wird eine Sondergebühr von einem Euro berechnet. Außerhalb von Stationen, blau und pink markierten Bereichen dürfen die Räder nicht abgestellt werden. Wer das dennoch macht, muss mit einer Strafzahlung von 20 Euro rechnen.
Auch wie das Fahrrad abgestellt werden muss, ist vorgegeben. Es muss gut sichtbar sein, darf niemanden behindern oder Wege und Ausfahrten blockieren. Privatgelände, Grünanlagen und Hinterhöfe sind nicht erlaubt.
Was kostet das Ganze?
Im Basistarif, mit dem alle unterwegs sind, die kein weiteres Angebot abschließen, kosten 15 Minuten Fahrt einen Euro. Wer weiß, dass er das Fahrrad regelmäßig nutzt, kann aber auch einen Monats- oder Jahrestarif abschließen. Mit diesen beiden Tarifen sind dann bei jeder Ausleihe die ersten 30 Minuten inklusive. Danach zahlt man für jede weitere halbe Stunde einen Euro. Der Monatstarif kostet zehn Euro, der Jahrestarif 60 Euro.
Von welchen Rabatten kann ich profitieren?
Inhaber eines Deutschlandtickets mit Chipkarte oder eines Monats- oder Jahrestickets der KVB können bei jeder Ausleihe die ersten 30 Minuten kostenlos fahren. Danach zahlt man dann wieder alle 15 Minuten einen Euro. Weil sie mit ihrem Semesterbeitrag ein solches Ticket kaufen, gilt diese Regelung auch für Studierende.
Kann man mehrere Räder gleichzeitig ausleihen?
Eine Fahrradtour mit der Familie ist möglich. Immerhin vier Räder kann man gleichzeitig ausleihen. Gebuchte Tarife und Vorteile aus Monatskarten gelten jedoch immer nur für das erste geliehene Fahrrad. Der Rest fährt nach Basistarif.
Kann ich mich darauf verlassen, dass morgens ein Rad in der Nähe steht?
Es gibt grundsätzlich keine Garantie dafür, dass morgens ein Rad an einer bestimmten Stelle steht. Da die Räder nachts an die Stationen zurückgebracht werden, ist es aber recht wahrscheinlich, dass hier morgens Räder zu finden sind. Wer sichergehen will, schaut auf die App, bevor er das Haus verlässt. Dort kann man auch sehen, wie viele Räder gerade an einer Station stehen. Und man kann das Rad, das man anvisiert hat, 15 Minuten im Voraus kostenfrei reservieren.
Kann man etwas auf den Rädern transportieren?
Die Räder von Nextbike verfügen über keinen Gepäckträger und nur über einen sehr einfachen Fahrradkorb. Kleine Gegenstände werden hier mit großer Sicherheit rausfallen. Eine kleinere Einkaufstasche kann das Metallgestell aber halten. Der Transport von Personen ist verboten. Wer wirklich etwas transportieren möchte, ist mit einem Lastenrad besser beraten. Das bietet die KVB in Zusammenarbeit mit Green Moves an 15 Stationen in Nippes, Deutz und Neubrück an. Die Lastenräder sind allerdings deutlich teurer, benötigen die App von Green Moves und müssen an der Station abgegeben werden, wo sie ausgeliehen wurden.
Ab welchem Alter kann das Leihrad genutzt werden?
Offiziell dürfen sich Kunden erst ab dem 18. Lebensjahr bei Nextbike registrieren. Fahren können die Räder aber auch Minderjährige. Ab 16 ohne Aufsicht der Eltern, unter 16 nur mit deren Begleitung. Zum Beispiel, indem diese mit ihrem Handy das Rad für ihr Kind freischalten und dann auf dem eigenen Rad nebenher fahren.
Was droht mir bei Unfall oder Diebstahl?
Die Fahrräder von Nextbike sind ziemlich robust und kein sonderlich attraktives Ziel für Diebe. Beschädigt man dennoch das Rad oder wird es wegen eigener Unachtsamkeit geklaut, muss man das an Nextbike melden und für die entstandenen Schäden aufkommen. Der Höchstbetrag, den man zahlen muss, ist allerdings auf 75 Euro begrenzt. Bei Unfällen, die auch andere Verkehrsteilnehmer betreffen, haften Nutzer selbst.
Was sind Vorteile oder Nachteile gegenüber E-Scootern?
Grundsätzlich funktioniert das System der ausleihbaren E-Scooter ähnlich wie das der Leihräder. Man aktiviert sie per App, fährt, stellt sie im richtigen Bereich wieder ab und ein Betrag wird abgebucht. Ein Vorteil ist dabei sicherlich, dass ein E-Scooter keine körperliche Anstrengung erfordert.
Für das Rad spricht die Verfügbarkeit. Und der Preisunterschied ist ein Argument fürs Radeln. Während man ohne Monats- oder Jahrestarif für ein Nextbike einen Euro für 15 Minuten Fahrzeit zahlt, liegt der Preis für die gleiche Fahrtzeit auf dem E-Scooter von Lime etwa bei 3,50 Euro.