Köln – Es sind einfache Strichlisten, die Studenten in Rage bringen. Mittels Anwesenheitslisten überprüfen manche Professoren und Dozenten, ob die angemeldeten angehenden Akademiker auch tatsächlich in ihren Vorlesungen und Seminaren erscheinen. Eigentlich dürfen sie das aber nicht – zumindest seit dem letzten Wintersemester.
Denn die Düsseldorfer Landesregierung hat mit dem Hochschulzukunftsgesetz auch die Anwesenheitspflichten für die meisten Kurse abgeschafft. Ausgenommen sind nur Seminare mit praktischen Prüfungsteilen, etwa Laborversuche.
Klagen beim Asta
Beim Allgemeinen Studierenden Ausschuss (Asta) der Universität seien im vergangenen Semester mindestens 50 Klagen zu dieser Praxis eingegangen, sagte Politikreferent Michael Schema. „Wir sind nicht zufrieden mit der Situation“, betont auch der stellvertretende Asta-Chef, Benedikt Ruppert. „Studenten sind erwachsene Menschen, die man nicht kontrollieren muss. Sie können selbst entscheiden, ob sie einen Kurs besuchen, um eine Prüfung zu bestehen – oder nicht.“ Hinzu komme, dass zahlreiche Studenten nicht immer zu den Seminaren kommen könnten, weil sie beispielsweise arbeiten müssen.
Mancher Dozent trauert dagegen der alten Regelung nach, die bis September 2014 den Lehrenden auch das Recht einräumte, Studenten bei mehrmaligem Fehlen vom Kurs auszuschließen. Ein Dozent, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagte, es bestehe nun keine Möglichkeit mehr, dafür zu sorgen, dass genügend Studenten in einem Kurs anwesend sind, damit Diskussionen zustande kommen.
Studenten sollen freiwillig erscheinen
Uni-Sprecher Patrick Honecker widerspricht allerdings: Die Dozenten sollten ihre Lehrveranstaltungen so gestalten, dass die Studenten gerne und freiwillig erscheinen. „Wenn das Seminar gut ist, ist es auch voll.“ Honecker betonte, dass das Landesgesetz von der Universität Köln umgesetzt werde. Bei Verstößen sollten sich Studenten an das Beschwerdemanagement der Hochschule wenden.
Viele Studenten scheinen aber ohnehin gerne ihre Vorlesungen und Seminare zu besuchen. „Seminare leben doch davon, dass man diskutiert“, sagt zum Beispiel Felix Engel (21, Geschichte und Ethnologie). „Wenn man feiern kann, kann man auch zur Uni gehen“, meint Patrick Deus (23, Lehramt Sport und Evangelische Religionslehre).