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Brauchtum im RheinlandVon Herzdamen und Maiherzen

Lesezeit 3 Minuten

Nicht jeder Maibaum, den Jugendliche setzen, ist so groß wie der erste Maibaum 2013 in Manheim-neu.

Rhein-Erft – Zur Einstimmung auf eine erfolgreiche Mainacht gibt es hier jetzt drei Geschichten aus der Region:

Luisa Schimainski (25) aus Bonn hatte im vergangenen Jahr nicht nur einen Maibaum, sondern gleich drei. Zuvor hatte die Studentin noch nie einen Maibaum bekommen und erwartete auch diesmal keinen, denn sie war nicht vergeben. Umso größer war die Überraschung, als sie frühmorgens vom Tanz in den Mai nach Hause kam und draußen zwei Bäume mit ihrem Namen fand. Doch damit nicht genug. „Gruselig wurde es, als ich drinnen direkt vor meiner Zimmertür noch einen dritten Maibaum fand“, erzählt sie. Dann ging das Rätseln los: Von wem waren die Bäume? Nummer eins war schnell geklärt, denn ein guter Freund wollte ihr eine Freude machen und gab sich schnell zu erkennen. Er wurde mit Kuchen und einem Kasten Bier belohnt, ganz so, wie es sich gehört.

Baum Nummer zwei, der Zimmermaibaum, schien von ihrem Vater zu sein. „Ich habe seine Handschrift erkannt und ihn angerufen“, fasst Luisa zusammen. Er gab es nicht sofort zu, doch Luisa behielt Recht. Auch ihre Mutter hatte einen Maibaum von ihm bekommen. Für den Vater gab es viel Kuchen und eine Flasche Wein.

Der dritte Maibaum stellte Luisa vor das größte Rätsel. Trotz vieler Hinweise wurde es erst Ende Mai vom Spender, einem Kommilitonen, selbst gelöst. „Ein schöne Tradition und liebe Geste, um jemanden zu zeigen, dass man ihn gern hat“, findet Luisa. Auch, wenn man ein Paar sei. Sie freut sich schon darauf, im nächsten Schaltjahr selbst einen Maibaum zu stellen.

Charlotte Dreher (19) studiert in Bonn Medizin und kommt ursprünglich aus Oberhausen. Sie kannte den Brauch des Maibaumstellens bis vor ein paar Wochen gar nicht. Erst ihre Mitbewohner erzählten ihr von der rheinischen Tradition. „Bei uns wird auch in den Mai getanzt, und am 1. Mai findet eine große Maidemonstration statt, aber dieser Brauch ist mir neu“, berichtet sie. „Es ist total schön, dass es eine solche Tradition gibt und sie immer noch gepflegt wird.“ Über einen Baum würde sie sich auch freuen, morgen wird sie wissen, ob sich der Wunsch erfüllt hat.

Michel Okunneck (27) aus Hürth studiert an der Kölner Universität und hat viele Jahre mit den Mitgliedern seiner Band Godswill Maibäume in Hürth, Frechen und Erftstadt gestellt. Jedes Jahr eine spaßige und aufwendige Aktion, die mitunter die ganze Nacht gedauert hat. Die erste Hürde war dabei der Transport der Bäume vom Kaufort in den Garten, wo sie dann geschmückt wurden. Bei vier oder fünf Bäumen dauert das Schmücken mit Krepppapier einige Stunden.

Schließlich wurden die Bäume erneut auf den Autos befestigt, mit möglichst keinem Schaden für Auto, Baum und Verkehrsteilnehmer. „Immer eine neue Herausforderung, doch zum Glück hat es jedes Mal wieder funktioniert“, erinnert sich Michel. In der Hoffnung, unbemerkt zu bleiben, mussten die Jungs die Bäume möglichst leise auf die Grundstücke tragen und befestigen. „Wir haben uns manchmal wie Einbrecher gefühlt. Erst in den frühen Morgenstunden waren wir dann irgendwann alle wieder zu Hause.“ Die Mühe habe sich aber jedes Mal gelohnt, es sei ein Riesenspaß gewesen, und im Schaltjahr habe seine Freundin ihm auch einen Maibaum gestellt.