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Corona„Belastung der Lehrkräfte kommt in der öffentlichen Debatte kaum vor”

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Schule Symbol

Schülerinnen und Schüler sitzen im Unterricht. Während der Corona-Pandemie sind viele Maßnahmen für den Schulbetrieb nötig. (Symbolbild)

Köln – „Interessant“ findet Andreas Niessen, Schulleiter der Heliosschule in Köln-Ehrenfeld, die Priorisierung der Impf-Gruppen, die festlegt in welcher Reihenfolge die Bevölkerung gegen das Corona-Virus geimpft werden soll, sobald ein Impfstoff zugelassen wurde: „Es gibt dort sechs Gruppen, die Lehrkräfte tauchen in der Gruppe vier auf, zusammen mit den prekär Beschäftigten bei den Paketdienstleistern und in der Fleischindustrie.“

Das werfe seiner Meinung nach ein Licht auf die Diskrepanz zwischen der ständigen Betonung der Politiker, wie wichtig es sei, die Schulen so lange wie möglich offen zu halten und der Tatsache, dass es kaum Unterstützung für die Schulen gebe, dies unter den Bedingungen des sich immer weiter zuspitzenden Infektionsgeschehen im Land zu gewährleisten. „Die enorme Belastung der Lehrkräfte kommt in der öffentlichen Debatte kaum vor,“ kritisiert Niessen. „Auch die Zahlen, die immer wieder erhoben werden, bilden die Realität in den Schulen vielleicht quantitativ aber nicht qualitativ ab.“Oft werde verschwiegen, welche Funktion das Offenhalten der Schulen tatsächlich erfüllen solle, denn es gehe häufig auch um die Frage der Betreuungsfunktion, damit die Eltern ihrer Beschäftigung nachgehen könnten, so der Kölner Gesamtschul-Leiter. Gleichzeitig komme die pädagogisch-soziale Funktion der Schule hinzu.

Vor allem in den Schulen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiteten, die nicht so viel Resilienz von Zuhause mitbringen, sei eine enorme zusätzliche Aufgabe für die Lehrkräfte: „Die Kinder spüren ja die Krise, sie bekommen mit, dass alles anders ist als normalerweise. Dazu sind sie Restriktionen unterworfen, können zum Beispiel keinen Sport treiben. Das bringen sie natürlich alles mit in die Schule und in die Interaktion mit den Lehrkräften.“ Es werde zwar oft gesagt, die Schulen müssten vor allem für die Kinder und Jugendlichen aus den benachteiligten Schichten offen bleiben, doch was das konkret heiße, das sei nochmal eine ganz andere Frage, betont der Schulleiter.

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Wie in anderen Branchen mache die Krise auch an den Schulen im Land deutlich, wie unterversorgt sie seien – angefangen beim Personal. „Da braucht man nicht nur die Digitalisierungsdebatte durchzudeklinieren. Wir gehen in die Krise auf der Grundlage einer ohnehin schon permanent sehr hohen Belastungssituation,“ sagt Niessen. Das sei bei Systemen ähnlich wie bei Individuen: Wo es ohnehin schon gekriselt hat, breche es jetzt zusammen. „Ich habe von Frau Gebauer bisher noch nicht gehört, dass sie dieses Problem mal offen anspricht. Nämlich dass das Schulsystem längst jenseits der Belastungsgrenze ist.“ Es mache ihn wütend zu sehen, dass TUI, VW und die Lufthansa mit Milliarden von der Bundesregierung unterstützt würden, während im Bildungsbereich nicht einmal angekündigt werde, dass Verbesserungen geplant seien.

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Prinzipiell finde er es zwar richtig, die Schulen möglichst offen zu halten, doch mittlerweile fühle sich sein Arbeitsalltag mehr nach einem sozialpädagogischen Notbetrieb an. Was fehle, sei schlicht die ausreichende Unterstützung durch die Politik und die Wertschätzung dessen, was er und seine Kollegen Tag für Tag leisteten.