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„Hart aber fair“ zu CoronaPolitiker gibt Fehler im Umgang mit Testpflicht zu

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Die Runde bei „Hart aber fair“

Köln – Der erste Höhepunkt im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist mittlerweile wieder passé. Die Menschen sind etwas unvorsichtiger, fahren in den Urlaub, die Kinder sind nach den Ferien in die Schulen zurückgekehrt. Die Fallzahlen steigen an. Da stellt sich die Frage: Wie kann eine Wiederholung ähnlich strenger Maßnahmen wie die im März verhindert werden?

Am Montagabend beschäftigte sich Frank Plasberg in seiner Sendung „Hart aber fair“ mit diesem Thema. Auch über den Umgang mit Kritikern der Maßnahmen und Leugnern der Pandemie diskutierten Plasbergs Gäste.

Die Gäste des Abends

Nele Flüchter ist Gründungsmitglied der Initiative „Familien in der Krise“, ein bundesweiter Zusammenschluss von Eltern, die eine überparteiliche Lobby für Familien in Deutschland bildet. Die Mutter von zwei Kindern sagt, die Politik habe die Sommerferien verschlafen. Es könne nicht sein, dass der Sommerurlaub in Risikogebieten in Ordnung sei.

Alles zum Thema Hart aber fair

SPD-Politiker Peter Tschentscher ist Bürgermeister der Stadt Hamburg. Er ist nicht der Meinung, dass die Politik die Ferien verschlafen habe. Tschentscher will, dass der Schulbetrieb wieder normal läuft, man müsse allerdings sehr vorsichtig sein.

Wirtschaftswissenschaftler Michael Hüther ist Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Er warnt davor, Schulen wieder zu schließen. Und auch die Wirtschaft könne nicht noch einmal runtergefahren werden.

Christina Berndt, Wissenschaftsredakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, hat sich nun einige Monate lang intensiv mit dem Coronavirus beschäftigt. Sie „kann nicht sagen, wie machtvoll Corona zurückkommt.“ Und: „Die Urlauber haben einen großen Anteil daran.“

Mit seinem Auftritt auf der Veranstaltung „Querdenken 711“ in Stuttgart machte Kabarettist und Moderator Florian Schroeder zuletzt von sich reden. Er forderte die Demonstrierenden, die sich für die aus ihrer Sicht bedrohte Meinungsfreiheit einsetzen wollen, dies auch auf beiden Seiten der Medaille zu tun. In Plasbergs Sendung sagte er: „Wir müssen mit den Demonstranten reden.“

Und was macht der Moderator?

Frank Plasberg beginnt die Runde offensiv, wirft Michael Hüther auf den Tisch, im Urlaub sich doch auch nicht konsequent an alle Regeln gehalten zu haben. Der kontert, Plasberg unterschätze die Disziplin eines Ökonomen. Nach dem Versuch des Knabberns auf Granit moderiert Plasberg die Runde verhaltener weiter, nur beim Übergang zum Thema Schule wird er kurz abrupt. Dies ist zwar ein großer Teil der Sendung, allerdings verhindert Plasberg mit diesem harten Übergang eine Diskussion zwischen Peter Tschentscher und Florian Schroeder über den Umgang der Politik mit der Kultur. Den Rest der Sendung leitet er aber gut und souverän.

Verantwortung statt Reiseverbote

Generelle Reiseverbote hält keiner der Gäste für eine gute Idee. Das Verhalten der Leute sei der entscheidende Faktor für die Eindämmung der Pandemie, nicht das Ziel einer Urlaubsreise. Peter Tschentscher will Reiseverbote zwar nicht ganz ausschließen, nennt sie „Gedanken, die einige Politiker haben.“ Allerdings spricht auch er sich für verantwortungsvolles Verhalten und eine gute Testung von Rückkehrern statt generellen Verboten aus. „Das hilft aber auch nur, wenn die Leute sich bis zu ihrem Testergebnis in Quarantäne begeben“, betont Christina Berndt.

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Beim Thema Testungen von Reiserückkehrern gibt Peter Tschentscher Fehler der Politik zu. Diese seien zu spät eingeführt werden. Ein Drittel der Neuinfizierten haben sich im Ausland angesteckt, wird zu Beginn der Sendung erwähnt.

Florian Schroeder freut sich ironisch über schnellen Ausverkauf seiner Show

Einig ist sich die Runde auch, dass ein zweiter „Lockdown“ unbedingt verhindert werden muss, vor allem, um kleine und mittelständische Unternehmen nicht noch weiter zu belasten. Kabarettist Florian Schroeder kennt das aus seinem beruflichen Alltag, er hatte für den September dieses Jahres den Beginn seines neuen Programms geplant.

Dies wird er nun unter Hygieneregeln spielen. Denn man könne nicht nur sagen, die Politik lasse die Kultur kaputt gehen, dann aber nicht jede Chance auf einen Auftritt wahrnehmen. Personenbeschränkungen hießen dann auch „schneller ausverkauft“, fügt er mit einem ironischen Lächeln hinzu.

Dann wird Schroeder aber wieder ernst, kritisiert die Politik, die die Kultur allein lasse. Künstlerinnen und Künstler werde nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt, 20 Demonstrierenden ohne Maske dafür umso mehr. Peter Tschentscher wehrt sich dagegen, die Politik tue viel für die Kultur.

Die Position für Masken im Unterricht fehlt

Richtig ausdiskutieren können beide dies jedoch nicht, weil Plasberg schnell zu einem Thema kommen will, um das es schon gleich zu Beginn der Sendung geht: Schule. Nele Flüchter kritisiert, dass in nordrhein-westfälischen Schulen teilweise die Fenster nicht geöffnet werden können. Peter Tschentscher springt seinem Amtspendant Armin Laschet zur Seite, wirbt um Geduld. Schulen seien keine Maschinen. Das zeigt sich auch bei Erfahrungsberichten von Nele Flüchter, bei denen es um teilweise ganz banale Sachen wie Missverständnisse bei Regelungen geht.

Flüchter kritisiert zudem, dass Schülerinnen und Schüler eine Maske tragen müssen, aus ihrer Sicht als Pädagogin sei so kein richtiger Unterricht möglich. In Hamburg gibt es diese Pflicht nicht, weswegen Peter Tschentscher gar nicht so wirklich dagegen argumentieren kann. So fehlt die Perspektive derjenigen, die eine Maskenpflicht im Unterricht befürworten. Auch, wenn Tschentscher kurz versucht, der Argumentation von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet etwas Raum zu geben. Letztendlich spricht Florian Schroeder das aus, was wohl viele im Land, zumindest Eltern von Schülern, denken: Das Bildungssystem sei eben über Jahre finanziell vernachlässigt worden. Dieses Problem zeigt sich nun in der Krise noch deutlicher.

Wie umgehen mit „Querdenkern“?

Ein „Husarenstück“ sei Florian Schroeder mit seinem Auftritt bei „Querdenken 711“ gelungen, sagt Frank Plasberg. Schroeder habe tatsächlich das Gefühl gehabt, dass „das Publikum dort gespaltener reagiert hat, als ich gedacht hatte“, sagt Schroeder. Doch wie soll man umgehen mit Leuten, die partout die Corona-Regeln missachten? Schließlich kann nicht jeder auf die Bühne gehen und sich so stilvoll ausdrücken wie der Kabarettist.

Plasberg sagt, er verzweifele manchmal daran, mit teilweise sehr gebildeten Leuten zu argumentieren, warum Corona-Regeln einzuhalten seien. Schroeder bestätigt das. Ein enger Kreis dieser Demonstrierenden sei schwer erreichbar, gibt er zu. Doch es gebe auch einen Speckgürtel. Zweifelnde. Oder nur „Leute, die sich das nur mal angucken wollen.“ Mit denen man reden kann. Nele Flüchter hält das Anschauen von Quellen für sehr wichtig. „Das Schlimmste ist, solche Leute direkt mit einem Label zu versehen“, sagt Michael Hüther. Man könne auch erstmal fragen, woher denn so eine Meinung komme. Das chronische Hinterfragen einiger hinterfragen.