Am Wochenende finden in Leverkusen die Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis statt.
Schirmherrin Barbara Rittner spricht im Vorfeld über den Stellenwert des Sports.
Besonders die Doppel faszinieren die Bundestrainerin.
Frau Rittner, in Leverkusen finden bis Sonntag die Deutschen Meisterschaften im Rollstuhltennis statt. Sie sind die Schirmherrin und werden selbst vor Ort sein. Welche Bedeutung hat Rollstuhltennis für Sie?
Barbare Rittner: Ich glaube, dass der Stellenwert immer mehr wächst. Es findet ja seit vielen Jahren bei den vier Grand-Slam-Turnieren in der zweiten Woche das Rollstuhl-Event statt. Das hat sich etabliert. Und die Rollstuhlfahrer gewinnen immer mehr an Aufmerksamkeit. Da gibt es den Australier Dylan Alcott, der auch bei den French Open wieder gewonnen hat und mit Werbeverträgen für Aufsehen sorgt. Oder in Deutschland Sabine Ellerbrock, die immer wieder die großen Turniere spielt, wenngleich jetzt nicht in Leverkusen. Wenn man da vorbei schaut bei deren Turnieren, wird einem schnell klar, wie toll es ist, was die leisten. Ich hoffe, dass da auch mal ein paar Sponsoren mehr darauf aufmerksam werden.
Geld ist immer ein Problem im Bereich des Paralympic-Sports.
Ja, alleine die Ausrüstung ist sehr aufwendig. Sie brauchen im Tennis besondere Rollstühle, die für diesen Sport geeignet sind. Das kostet alles Geld. Da sind die Athleten auf Sponsoren angewiesen. Je mehr sie in der Öffentlichkeit sind, desto mehr Aufmerksamkeit haben sie. Deshalb finde ich die Anbindung an die Grand-Slam-Turniere im Tennis so wichtig. Da sind sie auf einem guten Weg, aber weit weg von dem Optimum, das die Sportler mit Handicap erreichen wollen.
Die Unterstützung aus dem Bereich des Tennissports, den alle kennen, kann da bestimmt nicht schaden.
Der RTHC Leverkusen ist mein Heimatklub, zu dem ich immer noch eine enge Bindung habe. Sportdirektor Hans-Günter Ludwig hatte mich vor einigen Wochen angerufen und mir die Schirmherrschaft angeboten. Ich habe spontan Ja gesagt. Eigentlich müsste ich beim WTA-Turnier auf Mallorca sein, aber ich habe für den Sonntag um Freistellung gebeten, um in Leverkusen vor Ort sein zu können.
Können Sie als ehemalige Weltklassespielerin ohne Beeinträchtigung nachvollziehen, welche Leistung die Athleten mit Handicap im Rollstuhl vollbringen?
Natürlich nur bedingt, aber ich habe mir wirklich die eine oder andere Stunde Zeit genommen, um mir das anzugucken, zuletzt bei den Australian Open in der zweiten Woche. Das ist wirklich Wahnsinn. Der Ball darf ja zweimal springen, aber es ist eine großartige Leistung. Fasziniert haben mich vor allem die Doppel, wie sie es schaffen, dass die nicht ineinander reinfahren, und wie sie sich absprechen. Es ist sowohl eine Frage der Geschicklichkeit als auch der Kraft. Diese Athleten haben alle unglaublich trainierte Oberkörper. Sie müssen mit den Armen fahren, schlagen und den Ball koordinieren. Man merkt, dass diese Menschen ihren Sport mit Herz und Seele ausüben.
Dennoch ringen diese Sportler um jede Sekunde der öffentlichen Wahrnehmung.
Deshalb finde ich es unheimlich wichtig, dass nach Olympia immer die Paralympics stattfinden und in der Gesellschaft immer mehr an Aufmerksamkeit und Wertschätzung bekommen. Aber natürlich müssen sie um alles kämpfen.
Auf eine ganz andere Art gilt das in Deutschland für den Tennissport insgesamt. Im Rheinland gibt es kein großes Turnier. Wünschen Sie sich als Kölnerin nicht eine bedeutende Veranstaltung der Weltklasse hier in der Stadt oder zumindest in der Region?
Ja, natürlich wünsche ich mir das sehr. Ein Top-Turnier für Frauen oder Männer in Köln. Ich finde es einfach schade, dass es hier nichts gibt. Köln hat so viel Potenzial, aber du kämpfst hier immer gegen den Fußball. Wenn du irgendwo hinkommst und suchst Sponsoren, dann sagen die: „Wir sind schon beim FC, das reicht.“ Das ist natürlich immer ein bisschen schwierig. Aber hier ist so viel Tennis-Tradition. Rot-Weiss Köln zum Beispiel. Und mein Heimatverein ist Bayer Leverkusen, die hatten immer Damen und Herren in der Bundesliga. Aber insgesamt ist alles ein wenig im Hobby-Tennis versunken. Das finde ich eigentlich schade, weil Köln ein großes Potenzial hat.
Was könnte die Dinge ändern?
Mein Traum ist: Ein Sponsor gibt mir eine Million pro Jahr, und ich hole ein WTA-Turnier in die Region. Mit 20 Millionen würde ich eine Tennis-Akademie für angehende und Jungprofis aufbauen, um diese bestmöglich zu fördern.