Köln/Limburg – Im Prozess gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach vor dem Kölner Landgericht hat am Mittwoch die Beweisaufnahme zu einem Raubüberfall im hessischen Limburg begonnen. Laut Anklage soll Drach dort im September 2018 beim Überfall auf einen Geldboten die Tageseinnahmen eines Supermarktes in Höhe von rund 90.000 Euro erbeutet haben.
Der damals überfallene Geldbote sagte als Zeuge, dass er von der Tat „total geschockt” gewesen sei. Niemals habe er damit gerechnet, mal ausgeraubt zu werden. Er habe beim Verlassen des Kassenraums die Außentür abgeschlossen, als er plötzlich in einer Spiegelglasscheibe in der Tür einen „weiß maskierten” Mann hinter sich gesehen habe.
„Sofort hinlegen”, habe der Täter gesagt. Dann habe er ihm „auf Kopfhöhe eine Waffe” vorgehalten, vermutlich eine Kalaschnikow. Da er sich nicht gleich hingelegt habe, habe der Räuber „bestimmt, aber nicht laut” seine Anweisung wiederholt, schilderte der Zeuge. Als er dann am Boden gelegen habe, habe der Räuber ihm den Dienstrevolver aus dem Holster genommen und sich mit dem Geldkoffer entfernt.
Der Fahrer des Geldtransporters sagte vor Gericht, er habe die Uhrzeit notiert, als sein Kollege den Markt verlassen habe. Als er wieder aufgeschaut habe, habe sein Kollege am Boden gelegen, die Waffe des Räubers „am Hinterkopf”. Auch er sprach von einer Kalaschnikow.
Die bisherige Beweisaufnahme in dem Prozess hat ergeben, dass ein Sturmgewehr dieses Fabrikats auch nach einem Überfall auf einen Geldtransporter am Flughafen Köln-Bonn in einem ausgebrannten, mutmaßlichen Fluchtfahrzeug gefunden worden war. Auch dieser Überfall wird Drach zur Last gelegt, ebenso wie noch zwei weitere Taten in Köln und Frankfurt am Main.
Neben besonders schwerem Raub in vier Fällen ist der 62-Jährige auch wegen versuchten Mordes angeklagt. Denn in zwei Fällen soll er auf Geldboten geschossen und diese schwer verletzt haben. Neben Drach ist auch ein mutmaßlicher Komplize angeklagt.
1996 hatte Drach den Erben des Hamburger Tabakkonzerns Reemtsma entführt und erst gegen Lösegeld wieder freigelassen. Für die Tat war er zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
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