Euskirchen – Die Renaturierung der Erft in der Euskirchener Erftaue geht mit großen Schritten voran. Das neue Gewässerbett ist hergestellt, und der Fluss nimmt schon den gewollten Verlauf. In den kommenden Wochen werden nach Angaben des Erftverbands, der für die Maßnahme verantwortlich ist, noch stellenweise Wurzelstubben als Strukturelemente in das Gewässer eingebaut, um Fischunterstände und Lebensräume für Kleinlebewesen zu schaffen. In manchen Kurven sind Holzpflöcke zu erkennen, in die Weiden eingebracht worden sind. Das Konstrukt dient der Uferbefestigung, weil in diesen Bereichen auch Leitungen verlaufen.
Obwohl die Maßnahme schon weit fortgeschritten ist, ist die Erftaue gesperrt. Zum einen, so Volker Gimmler vom Erftverband, wegen der Baustoffe, die entlang der Erft gelagert werden – beispielsweise für den Bau der Brücke an der Erftbastei. Zum anderen, weil entlang der Wege ungelöschter Kalk aufgebracht worden ist. Dieses „weiße Pulver“, wie Gimmler es nennt, sei vor allem für Hundepfoten ätzend. „Wir finden es natürlich toll, dass die Menschen sich für das Areal so interessieren, aber noch stehen die Absperrungen nicht ohne Grund da“, sagt der Wasserexperte.
Freigabe hängt von verschiedenen Faktoren ab
Wann die Erftaue für Spaziergänger, Radfahrer und Hundebesitzer zugänglich sein wird, hängt laut Erftverband von mehreren Faktoren ab – vor allem vom Wetter. Deshalb sei es unseriös, einen Zeitpunkt zu nennen, so Gimmler. Er könne sich vorstellen, dass man bereits zeitnah in Absprache mit der Stadt Euskirchen eine Baustellenführung durchführen werde.
Derzeit erfolgen der Wegebau und der Neubau der Brücke beim Erfttreff. Die Fundamente der Brücke sind bereits hergestellt. „Die Brücke wird barrierefrei sein und beidseitig mit flachen Rampen versehen. Die Arbeiten werden nächste Woche wieder aufgenommen“, sagt Gimmler im Gespräch mit dieser Zeitung. Durch das Millionen-Euro-Projekt hat sich der Flussverlauf in der Erftaue um 600 Meter auf 1,6 Kilometer verlängert. Die gefällten Bäume werden durch Erlen, Bruchweiden und andere gewässerliebende Bäume und Sträucher ersetzt.
Fließgeschwindigkeit erhöht
Durch die Renaturierung werde der Hochwasserschutz der Anrainer der Erftaue nicht schlechter, versichert Volker Gimmler vom Erftverband. Im Bereich der Erftbleiche ist als zusätzlicher Schutz ein Damm aufgeschüttet worden. Der Hochwasserschutz der Orte und Menschen unterhalb der Erftaue sei durch die Maßnahme erhöht worden, so Gimmler.
Fließgeschwindigkeit höher
Wer im Bereich des ehemaligen Spielplatzes an der Erftbleiche die Fließgeschwindigkeit der Erft beobachtet, stellt fest, dass sie sich erhöht hat. Das sei bewusst gemacht worden, so Gimmler. Einerseits, weil der Boden im Bereich der Veybachmündung bindig – klebrig – sei. Diese Art von Boden sei erosionsbeständiger. Um den gewünschten Erosionseffekt herbeiführen zu können, muss Gimmler zufolge die Fließgeschwindigkeit erhöht sein. Im Falle eines Hochwassers könnten so Ufer abbrechen. Das wiederum verbessere den Hochwasserschutz.
Wasser für Hunde
Zum anderen wird in diesen Bereich die Hundewiese entstehen. Um die Wiese räumlich zu begrenzen, wird in Richtung Park eine Hecke gepflanzt. In die andere Richtung soll die Erft die Grenze sein. Damit die Hunde nicht einfach durchs Wasser laufen, ist die recht hohe Fließgeschwindigkeit seitens des Erftverbands gewünscht. Es werde aber auch einen Bereich geben, in dem die Hunde problemlos ans Wasser können. Aber auch an der Stelle werde in der Außenkurve die Fließgeschwindigkeit weiter recht hoch sein. (tom)
Laut Gimmler werden in den kommenden Wochen und Monaten die Flächen im Park fortlaufend fertiggestellt, wenn sie für den Baustellenbetrieb nicht mehr verwendet werden müssen – dazu zählen die neue Hundewiese und die Spielplätze im Baustellenbereich. Der Spielplatz für kleinere Kinder am Ende der Erftbleiche, der außerhalb des abgesperrten Baustellenbereichs liegt, wurde nach Weihnachten bereits freigegeben und kann genutzt werden.
Schließlich sind noch einige begleitende Arbeiten erforderlich. Dazu zählen das Verlegen einer Einleitstelle aus dem Niederschlagswasserkanal und die Installation der Wegebeleuchtung. Die Bäume werden dem Koordinator der Arbeiten zufolge erst im Herbst gepflanzt, da die Erfahrung gezeigt habe, dass die Chancen, dass sie gut anwachsen, dann größer seien.
Die Hecke, die die neue Hundewiese vom Hauptweg abtrennt, sei davon ausgenommen. Sie werde schon im Zuge der Herstellung der Flächen gepflanzt. Die noch ausstehenden Arbeiten seien witterungsabhängig. Ursprünglich sollte die Maßnahme bis Ende 2021 fertiggestellt sein.
Durch das Hochwasser im Juli verzögerten sich die Arbeiten jedoch, weil zunächst die Hochwasserschäden im Park beseitigt und wichtige Versorgungsleitungen gesichert werden mussten. Durch den späteren Start der eigentlichen Maßnahme verschoben sich viele Erdbauarbeiten in den späten Herbst.