Bad Münstereifel-Iversheim – Fast drei Monate war der L194-Abschnitt bei Iversheim für den Verkehr gesperrt. Autofahrer aus Richtung Euskirchen mussten auf den Bendenweg ausweichen, wenn sie nach Bad Münstereifel wollten. Jetzt ist die Straße wieder freigegeben. Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär im Verkehrsministerium, hat sich während eines Besuchs in der Region den Fortschritt der Straßenarbeiten in Iversheim angesehen.
„Hier kann man sehen, was möglich ist, wenn man allen Kräften freien Lauf lässt. Wir können auch schnell bauen“, sagt Schulte. Ziel des Landes sei, den Großteil der Bauarbeiten an der Infrastruktur bis Ende des Jahres abzuschließen. „Wenn die Kommunen mit ihren Bauarbeiten beginnen, wollen wir überwiegend mit den Maßnahmen fertig sein.“ So müssten Land und Kommunen nicht um knappe Ressourcen konkurrieren. Schulte rechnet damit, dass die Kommunen Ende Januar oder Anfang Februar kommenden Jahres mit den Aufbauarbeiten beginnen werden.
„Wenn die Platten schnell in die Fertigung gehen, sind sie Anfang nächsten Jahres fertig"
Vollständig abgeschlossen sind die Arbeiten an der L194 noch nicht. Gefahren werden darf auf der Landesstraße deshalb vorerst nur mit 50 statt 70 Kilometern pro Stunde. Laut Andreas Groß von Straßen NRW wird demnächst auch die zerstörte Lärmschutzwand erneuert. „Wir wollen die bestehenden Überreste mit Aluminiumwänden austauschen. Im bisherigen Material sind viele Hohlräume und Löcher entstanden“, sagt Groß. Deshalb lohne sich eine Sanierung nicht. Weil Personal und Material knapp sei, könne das aber dauern. „Wenn die Platten schnell in die Fertigung gehen, sind sie Anfang nächsten Jahres fertig. Aber dann müssen sie noch eingesetzt werden“, erläutert Groß.
Für den Allgemeinen Vertreter der Bad Münstereifeler Bürgermeisterin, Kurt Reidenbach, ist die Freigabe der L 194 ein wichtiges Signal für die Bürger. „Das ist schon fast ein historischer Moment.“ Reidenbach sagt aber auch, dass es noch viel zu tun gebe. Die vorübergehende Sperrung der L 194 zum Beispiel hat an anderer Stelle Schäden verursacht. „Die Bendenstraße wurde auch unterspült und als Umleitung jetzt besonders belastet“, sagt Reidenbach. 12 000 Fahrzeuge fuhren laut Straßen NRW vor der Flut täglich über die Landesstraße – und wahrscheinlich waren es genausoviele, die auf die deutlich weniger belastbare Bendenstraße auswichen. Nun müsse sie grundsaniert werden, sagt Reidenbach. An manchen Stellen werde auch eine neue Deckschicht benötigt.
NRW baut verübergehend viel Bürokratie für Flutschäden ab
Von den 220 hochwasserbedingten Straßensperrungen, für die Straßen NRW zuständig ist, sind 95 Prozent mittlerweile wieder aufgehoben worden. An den meisten Straßen wird gebaut, fast alle Aufträge sind vergeben. Einige verbliebene Straßen gelten aber als komplizierte Fälle. Hier sind weitere Untersuchungen notwendig.
Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt den Wiederaufbau der Infrastruktur mit vorübergehendem Bürokratieabbau. Aufträge bis zu einem Volumen von 5,3 Millionen Euro können nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung ohne Ausschreibungsverfahren direkt vergeben werden. Auch die Regeln für Ersatzneubauten hat das Land gelockert. Sie können ohne weitere Genehmigungsverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfungen gebaut werden – selbst dann, wenn Anpassungen an aktuelle Standards nötig sind.
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Priorität hat für die Landesregierung die schnelle Wiederherstellung der Infrastruktur. Doch auch die Anpassung an Extremereignisse wie das Juli-Hochwasser soll während des Wiederaufbaus berücksichtigt werden. „Da, wo es möglich ist, passen wir die Infrastruktur an“, erläutert Schulte. Das sei zum Beispiel in Lommersum der Fall. Die dortige Erftbrücke wird ohne Mittelstütze errichtet. Im Falle eines Hochwassers treffen die Wassermassen so auf weniger Widerstand. Der Durchfluss wird also verbessert.