Bad Münstereifel – Für eine Woche darf Willi Mayer nicht in sein Haus. Nicht, dass es dort momentan viel geben würde. Im Gegenteil: Das Haus, das hinter seinem ehemaligen Elektromaschinenbaubetrieb am Bendenweg liegt, ist komplett entkernt. Etwa 80 Zentimeter hoch stand das Wasser während der Flutkatastrophe im Haus. Wie in so vielen Häusern im Kreis Euskirchen dient der Schmutz auf der Wand als Pegel.
Der Grund für Mayers Betretungsverbot im eigenen Haus steht im Flur auf einer Alu-Leiter: Ein Ozongenerator wird dort für sieben Tage seinen Dienst verrichten. Nach den sieben Tagen darf er kurz ins Haus und dem Gerät den Stecker ziehen. Eine Stunde später ist die Luft im wahrsten Sinne des Wortes rein. So verspricht es Helmut Schäuble vom Unternehmen RL-Raumlufttechnik & Raumluftqualität GmbH aus Bad Honnef zumindest.
Pionier aus Bad Münstereifel
„Ozon ist eines der besten Desinfektionsmittel überhaupt“, sagt Schäuble. Normalerweise wird es in großen Industriebetrieben oder zur Innenreinigung von Autos verwendet. Nach der Flutkatastrophe kam schnell die Idee: Damit kann das Unternehmen in den Flutgebieten helfen.
Ozon ist ein natürlicher Teil der uns umgebenden Luft. Ozon entsteht durch die Spaltung zweier Sauerstoffatome durch eine elektrische Entladung.
Ozon befindet sich in der Stratosphäre und schützt das Leben auf der Erde vor gefährlicher ultravioletter Sonneneinstrahlung.
Ozon befindet sich in der Stratosphäre und schützt das Leben auf der Erde vor gefährlicher ultravioletter Sonneneinstrahlung.
Schäuble ist selbst Münstereifeler und wohnt in Nitterscheid. Willi Mayer kennt er schon lange. Er ist im Katastrophengebiet Pionier. Mayer tut alles dafür, dass seine Frau Gabriele Decker und er sorgenfrei wieder ins Haus einziehen können, auch wenn das wohl frühestens im Spätsommer der Fall sein wird. Auch mit Effektiven Mikroorganismen hat er das Haus schon behandelt. Erfolgreich, wie er findet. Der Gestank sei danach verschwunden.
Doch warum startet die Reinigung mit Ozon erst jetzt? „Das Haus muss zuerst komplett trocken sein“, erklärt Schäuble. Das ist bei Willi Mayer der Fall. Zweieinhalb Monate seien die Bautrockner bei ihm gelaufen. Mittlerweile läuft seine Heizung wieder, sodass seit Wochen die Temperatur im Haus mollige 30 Grad beträgt. „Ozon wird erst am Ende eingesetzt. Es dringt in jede Ritze ein“, erklärt Schäuble und ergänzt – und das ausgerechnet in der Kurstadt Bad Münstereifel: „Das ist wie eine Radikalkur für das Haus.“
Weiterentwicklung in der Pandemie
Genau das ist gewünscht. Mit dem Wasser kamen Giftstoffe, die in jeden noch so kleinen Hohlraum eingedrungen sind. Dadurch schaffen sie ein Milieu zur Ansiedlung von Bakterien, Viren und Keimen, fördern das Wachstum von Schimmelpilzen, und am Ende stinkt es. Dadurch entstehe ein Raumklima, das für Mensch und Tier schädlich sei.
Ein weiterer Grund dafür, dass erst jetzt mit der Ozonbehandlung angefangen wird: Die Geräte werden erst nach Nachfrage gebaut. Das Unternehmen RL beschäftigt sich zwar seit 15 Jahren mit dem Thema Raumluftqualität und arbeitet mit Ionen- oder Ozongeneratoren, um die Raumluft zu verbessern. Doch die Technologie wurde erst während der Corona-Pandemie weiterentwickelt, damit sie auch in geschlossenen Räumen ohne Lüftungsanlagen eingesetzt werden darf. „Man darf während der Behandlung nicht rein, weil der höhere Ozonanteil nicht gesund ist. Aber man kann sich sicher sein, dass alles schnell wegoxidiert ist. Das ist das Gleiche, was mit Ozon in der Natur passiert“, sagt Schäuble.
Übergangswohnung in der Kernstadt
Willi Mayer wohnt derzeit in der Münstereifeler Kernstadt, über dem auch von der Flut schwer in Mitleidenschaft gezogenen Geschäft seiner Frau. Die ersten drei Wochen nach der Flut waren die beiden in Eschweiler untergekommen. Es ist noch viel zu tun, bis sie wieder zurückkönnen in ihr Haus. Direkt im Anschluss an die Ozonbehandlung werden die Leitungen für die Fußbodenheizung gelegt. Auch die Fliesen müssen verlegt werden.
Natürlich weiß Helmut Schäuble als Münstereifeler um die Not der Bürger. Deshalb kommt man bei den Kosten entgegen. „Eigentlich würde eine Behandlung 375 Euro pro Tag kosten“, erzählt er. Aber das Unternehmen bezuschusse das Projekt und verlange die gleiche Summe für die ganze Woche.
Wer sich für die Ozonbehandlung interessiert, kann sich unter Tel. 02224/828932 an die Zentrale von RL-Raumlufttechnik wenden oder unter Tel. 0157/36229756 direkt an Helmut Schäuble.