Bad Münstereifel-Iversheim – „Wir hatten viel Glück, und das gleich an mehreren Stellen.“ Wenn man sich auch Wochen nach der Flut das Gelände des Unternehmens Peter Greven anschaut und sich die Bilder des 14. und 15. Juli vor Augen hält, mag man Werner Heiliger, dem kaufmännischen Geschäftsführer, nicht so recht glauben. Die Erft, die vor vielen Jahrzehnten ausschlaggebend für die Ansiedlung des Unternehmens an der heutigen Stelle war, weil das Wasser benötigt wurde, und die heute eher hinderlich ist, weil sie das Gelände teilt, hatte sich über das gesamte Areal ausgebreitet.
Im unteren Bereich des Unternehmens, das in Hanglage errichtet wurde, stand das Wasser in bis zu 2,50 Metern Höhe in den Hallen. Säcke und Behälter für flüssige Stoffe sind nach Iversheim gespült und zerstört worden. Allerdings hätten sich darin keine gefährlichen Chemikalien befunden, wie Heiliger mitteilt. „Wir arbeiten auf Basis natürlicher Öle und Fette, es handelte sich also um natürliche Stoffe. Die anderen Stoffe, die freigesetzt wurden, sind solche, mit denen man auch bei verschiedenen Anlässen bei der Arbeit, im Haushalt oder bei der Freizeit in Berührung kommt. Sie sind unbedenklich“, erklärt er. Ein Trupp wurde ab dem ersten Tag abgestellt, um die Gegenstände wieder einzusammeln.
„Ohne Dampf geht in unserer Produktion nicht viel“
Als das Wasser weg war, blieb Geröll übrig, das aus Bad Münstereifel angespült wurde. „Beim Aufräumen ragte ein Arm aus dem Schutt. Gott sei Dank stellte sich heraus, dass der von einer Puppe aus dem Outlet stammte“, sagte Heiliger. Und das soll Glück sein?
Aber ja, denn „die wesentlichen Einheiten befinden sich im Obergeschoss“, erklärt Heiliger. Auch der Dampfkessel wurde geflutet. Größere Schäden sind aber nicht entstanden. Die Steuerung ist intakt, und es waren sogar Ersatzteile lieferbar. „Ohne Dampf geht in unserer Produktion nicht viel.“ Außerdem waren die Lager voll. „Wir konnten im Juli also noch Umsätze generieren.“
Bereits Anfang August liefen bei Peter Greven die ersten Anlagen wieder. Die gesteckten Ziele waren klar: Ende September sollten alle Anlagen wieder funktionsfähig sein. Und im Oktober wollte man wieder in Volllast produzieren. „Wir haben einiges aufzuholen“, so Heiliger. Und das hat funktioniert. Ende September konnte das Unternehmen wieder mit voller Kapazität produzieren. Am 1. Oktober wurde die letzte Anlage wieder in Betrieb genommen.
Auf der Suche nach Mitarbeiter
Vor einem Monat sah das noch anders aus: Zwei der sieben Metallseifenanlagen standen still, denn deren Steuerung befindet sich im Erdgeschoss. „Die mussten trocken gelegt werden“, erklärt Heiliger. Die Palettierroboter waren zu dem Zeitpunkt aber wieder einsatzfähig. „Wir waren so lange auf Big Bags umgestiegen“, erklärt Heiliger, wie das Unternehmen improvisierte.
Bitte melden
Gewerbetreibende werden gebeten, sich bei der Stadt Bad Münstereifel zu melden, damit über Unterstützungsmöglichkeiten, die über die Soforthilfe hinausgehen, gesprochen werden kann.
Telefonischer Kontakt: Der Bereich Wiederaufbau ist erreichbar unter 0 22 53/ 50 51 78, der Bereich Wirtschaftsförderung und Denkmalschutz unter 0 22 53/ 50 52 66 und der Bereich Tourismus und Stadtmarketing unter 0 22 53/50 51 82. (eb)
Ohne die Mitarbeiter sei dieser Kraftakt nicht möglich gewesen. „Sie haben direkt eine Wahnsinnsarbeit geleistet“, bedankt er sich. Und nicht nur das: Greven ist momentan auf der Suche nach Mitarbeitern. „Wir benötigen weiteres Personal.“
Unternehmen will gegen Hochwasser vorsorgen
30 Mitarbeiter seien selbst vom Hochwasser sehr schwer betroffen gewesen. Die Gesellschafter haben schnell einen Hilfsfonds ins Leben gerufen. Zusätzlich gib es eine Spendenaktion von Mitarbeitern für Mitarbeiter. Außerdem genehmigte die Geschäftsführung Ausfalltage.
Doch was bringt die Zukunft? Die Expansionspläne wurden auf Eis gelegt – allerdings nicht für sehr lange. Der Neubau einer Veresterungsanlage soll anstatt Ende 2021 nun erst Anfang 2022 abgeschlossen werden. „Der Bedarf ist so hoch, dass sich diese zweite Anlage lohnt“, erklärt Heiliger.
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Und wird sich auf dem Gelände etwas ändern? „Wir können derzeit nicht sagen, ob wir den Hochwasserschutz erhöhen dürfen“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer. Klar ist aber, dass man wichtige Technik aus dem Erdgeschoss verbannen will. „Dort sollen nur noch die unwesentlichen Bauteile stehen.“ Denn die Historie von Bad Münstereifel hat gezeigt: Das nächste Hochwasser kommt bestimmt.