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D'r met Abstand schönste ZochDie Jecken Höhner aus Euskirchen haben eine Lampe dabei

Lesezeit 4 Minuten
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Als Blumenkühe laufen die Karnevalistinnen und Karnevalisten der „Jecken Höhner“ beim „met Abstand schönste Zoch“ mit.

Euskirchen – Ein paar Tränchen fließen, als die „Jecken Höhner“ beim „met Abstand schönste Zoch“ vor der Kamera stehen. Vor wenigen Minuten noch sind sie lachend und jauchzend über die Straße gesprungen. Doch als sie über die Entstehung ihrer kleinen Gruppe sprechen, wird es emotional. Denn die „Jecken Höhner“ entstanden um die Freundinnen Silke Altenbach und Birgit Kesseler. Doch letztere ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben.

„Dieses Jahr gehen wir ohne Birgit“, sagt Mitgründerin Altenbach und ihre Stimme zittert leicht. „Deswegen ist der Herr Müller hier“, erklärt sie und deutet auf die Tischlampe, die sie bei sich trägt. An der Lampe befestigt ist eine Schweinefigur in einem Morgenmantel: eben Herr Müller.

Lampenschwein „Herr Müller“ bringt Altenbach immer mit.

Die Lampe sei ein Geschenk von Thomas Kesseler an seine Frau gewesen und stamme aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“, den Birgit sehr gemocht habe. „Wir waren vor ihrem Tod in einem Restaurant namens  »Haus Müller«. Da stand auch so eine Lampe. Wir haben uns dann auch so eine besorgt und sie wegen des Restaurantbesuchs »Herr Müller« genannt“, erzählt Kesseler. „Der Herr Müller stand dann bei Birgit, und wenn wir sie besucht haben, wenn sie krank war, dann haben wir ihn angemacht“, erinnert sich Altenbach. Nach Birgits Tod hätten ihre Freundinnen den Witwer Kesseler weiter besucht – und die Lampe angeknipst.

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Jetzt geht’s los

D’r Zoch stellt sich op – mehr als 20 Gruppen und Vereine sind dem Aufruf zum virtuellen Karnevalszug gefolgt. In den kommenden Tagen stellen wir die Jecken vor – Alaaf. Hier finden Sie alle Gruppen, die mitmachen.

Wir beleuchten auch den Karneval in den Dörfern. Wie er sich entwickelt hat und wie er sich trotz Corona-Pandemie und Flutkatastrophe behauptet hat, nicht hat unterkriegen lassen.

Am Schluss der Aktion entsteht ein Video-Karnevalszug, der unsere Jecken in Szene setzt, auch wenn es in dieser Session auf der Straße nicht möglich sein wird. (eb)

Die verlorene Freundin und Ehefrau sei so jeck gewesen, dass Altenbach auch jetzt noch über sie sagt: „Mit Konfetti ist sie immer dabei.“ Stellvertretend für Kesseler begleite jetzt Herr Müller die Karnevalisten. „Der reist mit. Der reist mit nach Holland, der geht mit dem Zoch mit, der ist überall dabei. Ich hab auch einen Herrn Müller, es gibt hier zwei Herr Müllers“, sagt die Mitgründerin. Manchmal flackere Herr Müller auch ein wenig. Altenbach interpretiert das so: „Dann sagt uns die Birgit: »Habt ihr einen Knall? Warum seid ihr denn jetzt so sentimental? Jetzt trink dir noch einen Sekt und alles ist gut.«“ Beim diesjährigen Zoch met Abstand wolle Altenbach aber eher einen Korn für ihre Freundin mittrinken: „Sekt war nicht ihres.“

Die Höhner können noch feiern, auch wenn sie ein paar Tränen verdrücken müssen, wenn es um die verstorbene Birgit Kesseler geht.

An die Gründung der „Jecken Höhner“ mit Kesseler denkt Altenbach gerne zurück. „Ja, das ist ganz, ganz lange her. Da haben Birgit und ich überlegt, dass wir gerne mal einen Zoch mitgehen würden. Das ist ganz kurzfristig entstanden“, erzählt sie. Damals seien die Freundinnen spontan mitgegangen und hätten dabei den Grundstein für das diesjährige Kostüm gelegt. Bei ihrem ersten Zug seien sie als Bauernhof gegangen, beim „met Abstand schönste Zoch“ stellen die Höhner eine Kuhherde mit Hirtin dar. „Wir gehen jedes Jahr mit und haben immer mehr Spaß dran.“ Sogar schwangere und kranke Höhner seien mitgelaufen. „Leute, denen es nicht so gut ging, haben sich vorne in den Wagen gesetzt“, erzählt sie.

Bei ihrer ersten Session seien sie sieben Leute gewesen. Mittlerweile umfasse die Gruppe in einer normalen Session etwa 30 Karnevalisten, sagt Altenbach. Für den „met Abstand schönste Zoch“ hätten sie sich auf zehn Mitglieder beschränkt.

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„Wir nutzen jede Gelegenheit, um Karneval zu feiern“, sagt sie. Trotz der Pandemie hätten die Höhner unverändert Freude an der fünften Jahreszeit. „Auch an den kleinen Dingen jetzt in Corona-Zeiten“, ergänzt Altenbach. Trotzdem freue sich die ganze Gruppe natürlich darauf, wieder richtigen Karneval zu feiern. „Wir haben auch schon ein Thema. Darf ich das verraten?“, fragt sie die restlichen Mitglieder. Die Antwort ist eindeutig: „Nein!“, erwidern die anderen Höhner. „Aber wir machen schon Kostüme, wir sind schon dabei“, sagt die Mitgründerin: „Ich mach es aber immer auf den letzten Drücker. Ich bin wahrscheinlich erst im Januar fertig.“