Euskirchen-Schweinheim – Die gute Laune und die Selbstironie haben die Schweinheimer nicht verloren. Und den Spaß an der Freude schon mal gar nicht. Trotz der Flut. Trotz zahlreicher zerstörter Häuser. Trotz unzähliger Zuckerrüben in den Kellern. Und die Flutrüben zogen nun, knapp sieben Monate nach dem Hochwasser, durch den Ort.
„Es gibt wohl kein Haus in Schweinheim, das keine Rüben im Keller hatte“, sagt Karl Kreuzberg. Mit Klaus Kessel, Beate Klinke, Peter Kaufhold, Conny Reuter und seiner Frau Alexandra Kreuzberg marschierte er anlässlich des 30. Kinderzugs in der Geschichte Schweinheims durch den Ort.
Fahrradhelm und Küchenrolle für's Kostüm
Die Plastikblätter der Rüben hatte die Gruppe in Fahrradhelme gesteckt, die wiederum mit braunem Vlies überzogen waren. „Leider gibt es derzeit keine echten Rübenblätter, sonst hätten wir natürlich die genommen“, so Kreuzberg.
Auch um den Oberkörper hatten die Schwener Jecken das Vlies gewickelt. Um ein bisschen stolzer und als gut gewachsene Rüben durchzugehen, hatte sich Klaus Kessel zwei Rollen Küchenkrepp auf die Schultern gepackt.
Jetzt geht’s los
D’r Zoch stellt sich op – mehr als 20 Gruppen und Vereine sind dem Aufruf zum virtuellen Karnevalszug gefolgt. In den kommenden Tagen stellen wir die Jecken vor – Alaaf. Hier finden Sie alle Gruppen, die mitmachen.
Wir beleuchten auch den Karneval in den Dörfern. Wie er sich entwickelt hat und wie er sich trotz Corona-Pandemie und Flutkatastrophe behauptet hat, nicht hat unterkriegen lassen.
Am Schluss der Aktion entsteht ein Video-Karnevalszug, der unsere Jecken in Szene setzt, auch wenn es in dieser Session auf der Straße nicht möglich sein wird. (eb)
Doch wo kamen die unzähligen Rüben in der Hochwassernacht her? „Von einem Feld oberhalb von Schweinheim. Das Wasser der Steinbach hat das Feld ausgespült – teilweise metertief“, so Karl Kreuzberg.
Die Flutnacht ist Thema
Doro Niederehe machte den Auftakt beim 30. Kinderzug von Schweinheim, den die Dorfbewohner aufwendig in Szene setzten. Als Arche von Schweinheim zog die leidenschaftliche Reiterin über die abgesperrte Schweinheimer Straße entlang der Kirchenmauer. Natürlich hatte auch dieses Motto etwas mit den Ereignissen rund um den 14. Juli zu tun. „Unser Haus ist glücklicherweise vom Wasser verschont geblieben und die zwölf Hunde aus der Nachbarschaft konnten bei uns unterkommen“, so Niederehe.
Der vierjährige Tim war an diesem Tag der Noah und zog mit einem kleinen Traktor die Arche hinter sich her. Und wie es sich gehört, war das Wurfmaterial auch tierisch. „Wir haben alle Plüschtiere zusammengesucht und sie für die Kameras geworfen“, so die Schweinheimerin.
„Wir möchten den Kindern eine Freude machen“
Die Idee für den virtuellen Kinderzug in Schweinheim ist nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr zogen einige Gruppen durch den Ort und ließen sich dabei filmen. Anschließend wurde der Clip zusammengeschnitten. „Wir möchten den Kindern eine Freude machen. Und den Erwachsenen, die Kind geblieben sind, auch“, sagt Markus Freischem alias Granny Muffin. Als herrlich jecke Hausfrau kommentierte der Landwirt vom Fensterbrett aus das Treiben vor seinem Haus.
Vor einigen Jahrzehnten habe man auch mal einen Kinderprinzen gehabt, so Freischem. Zuletzt mussten sich die Schweinheimer die jungen Tollitäten aber in der Nachbarschaft „ausleihen“. In diesem Jahr kam das Kinderprinzenpaar aus Vilich-Müldorf bei Bonn.
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Nicht auszuschließen ist aber, dass die Schweinheimer, die keinen Karnevalsverein im Ort haben, im kommenden Jahr eine Tollität stellen werden. Schließlich erfindet sich der Ort gerade wieder neu.