Euskirchen – Zwölf Stunden nach der Geiselnahme im Euskirchener Parkhotel erinnert nichts mehr an die dramatischen Szenen, die sich am Donnerstagabend im Bereich der Rezeption abgespielt haben. Der Alltag ist zurück rund um den Bahnhof. Die Züge halten am Karfreitag wieder in der Kreisstadt, Passanten gehen über den Bahnhofsvorplatz zu den Gleisen oder spazieren in die Stadt.
Seine Geisel, ein 22 Jahre alter Hotelmitarbeiter, erlitt Schnittverletzungen. Der Geiselnehmer, der nach Angaben der Bonner Polizei aus dem Euskirchener Stadtgebiet stammt, hatte ihn mit einem Messer bedroht und dabei nach Angaben der Polizei an der Hand verletzt. Der Hotelangestellte konnte das Krankenhaus bereits wieder verlassen.
Geiselnahme in Euskirchen: Täter war bereits im Krankenhaus
Der angeschossene 26-Jährige wurde in einem Rettungswagen mit Notarzt ins Marien-Hospital gebracht – begleitet von der Polizei. „Wir gehen von einem Einzeltäter aus“, gab Euskirchens Polizeisprecher Franz Küpper schon am Donnerstagabend Entwarnung. Dies bestätigte am Karfreitag die Bonner Staatsanwaltschaft, die den Fall übernommen und eine Mordkommission gebildet hat.
Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen
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Wie Robin Faßbender, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, mitteilte, gehen die Ermittler derzeit davon aus, dass der 26-Jährige sich von Polizisten gezielt hatte erschießen lassen wollen. Entsprechende Hinweise ergaben sich laut Faßbender aus den polizeilichen Vernehmungen und Ermittlungen. Der 26-Jährige sei bereits am 31. März wegen einer versuchten Selbsttötung in ein Krankenhaus gebracht worden. Von dort habe er sich am Donnerstagmorgen selbstständig entfernt. Der Mann werde aktuell weiter engmaschig stationär betreut, so der Pressesprecher.
Euskirchen: Geiselnehmer spricht von Sprengstoff
Gegen 19 Uhr hatte die Euskirchener Polizei einen Anruf erhalten, wonach ein Mann einen Mitarbeiter des Hotels in seiner Gewalt halte. Zunächst sei die Polizei von einer Bedrohungslage ausgegangen, sagte Polizeisprecher Küpper: „Der Mann hat dann aber Geldforderungen gestellt.“ Er habe den Hotelmitarbeiter im Bereich der Rezeption mit einem Messer bedroht. Fortan sei das Ganze als Geiselnahme eingestuft worden. Zudem habe der Mann angegeben, im Besitz von Sprengstoff zu sein.
Die Euskirchener Polizei forderte Verstärkung an. Als die Beamten, darunter die Spezialeinsatzkräfte, aus Aachen und Köln eintrafen, wurden Ost-, Allee- und Bahnhofsstraße gesperrt. Auch der Bahnhof wurde abgeriegelt. Niemand durfte auf Anweisung der Polizei das Gebäude verlassen. Für Passanten und Bahnreisende, die vom Park&Ride-Parkplatz oder von den hinteren Gleisen in die Stadt wollten, war an der Treppe der Unterführung Schluss. Lediglich ein Lokführer wurde, nach dem er sich ausgewiesen hatte, von einem Polizisten zum Zug auf Gleis 1 geleitet. Für mehrere Stunden fuhren keine Busse und Taxen mehr. Die Züge aus Köln und Trier passierten den Euskirchener Bahnhof, ohne dort zu halten.
Gegen 20.29 Uhr macht sich in Euskirchen Hektik breit
Um 20.29 Uhr wurden die Passanten von den Polizeibeamten aufgefordert, die Bahnhofsunterführung zu verlassen. Hektik machte sich breit. Die etwa 20 in der Unterführung wartenden Menschen schauten sich ängstlich an. Kaum waren sie auf dem Parkplatz hinter dem Bahnhof angekommen, fiel der Schuss, der die Geiselnahme beendete.
Da der Tatverdächtige geäußert hatte, dass er im Hotel eine Sprengmittelvorrichtung angebracht habe, gab es zunächst noch keine Entwarnung. Diesem Hinweis habe man erst nachgehen müssen, erklärte Küpper. Sprengstoffspürhunde wurden eingesetzt, um zu prüfen, ob sich tatsächlich Sprengstoff im Hotel befand. Mit den Hunden wurde bis in den späten Abend Raum für Raum erkundet. Nach Angaben der Polizei wurde kein Sprengstoff gefunden.