- Ein ehemaliger Patient des Kreiskrankenhauses Mechernich erhebt Vorwürfe gegen seine Behandlung.
- Im Krankenhaus haben unhygienische Zustände geherrscht, sagt er.
- Jetzt räumte der Geschäftsführer Fehler ein.
Kreis Euskirchen – Nachdem der Marmagener Marcus Mühlhause am Mittwoch Vorwürfe gegen das Kreiskrankenhaus Mechernich erhoben hatte, sagte die Geschäftsführung im Gespräch mit dieser Zeitung eine Prüfung der Vorgänge zu. Am Freitag bezog die Geschäftsführung des Krankenhauses Stellung. Mühlhause sei nach den Regeln der ärztlichen Kunst behandelt worden und nicht mit dem Coronavirus infiziert, stellte Geschäftsführer Martin Hermann fest. „Dagegen ist aber auch festzuhalten, dass die Kommunikation und die Verhaltensweise auf beiden Seiten nicht optimal war“, räumt Herrmann ein: „Dafür entschuldigen wir uns.“
Er weist darauf hin, dass vor dem Hintergrund der Gesamtsituation durch das Coronavirus gegebenenfalls menschliche Fehler nicht ganz auszuschließen seien. „Darüber hinaus braucht auch das Personal eines Krankenhauses in vielen Fällen das Verständnis und die Unterstützung der Patienten während einer Behandlung.“
Die Hygiene im Isolierzimmer
Mühlhause sagte am Mittwoch, er habe sich wegen der aus seiner Sicht unhygienischen Zustände geweigert, die Nacht zum Montag in dem Isolierzimmer zu verbringen, wie es der behandelnde Arzt für medizinisch geboten gehalten habe. In seiner Stellungnahme stellt Herrmann klar: Isolierzimmer sollten immer in einem ordentlichen und angemessenen Zustand sein. „Vor dem Hintergrund der Beschwerde haben wir kurzfristig die Reinigungshäufigkeit im Bereich dieser Infektionsstation verdreifacht.“
Die Tests
Zwei Abstriche im Mund und einer in die Nase seien bei ihm am Sonntag genommen worden, so Mühlhause. Auch Blut sei ihm abgezapft worden. Am Montagabend habe ihm eine Klinikmitarbeiterin telefonisch mitgeteilt, dass die Ergebnisse negativ seien: kein Sars, keine Influenza, kein Corona.
12 Verdachtsfälle
Dem 63-jährigen Mann aus dem Stadtgebiet Bad Münstereifel, der an Corona erkrankt ist, gehe es soweit gut, erklärte Gesundheitsamtsleiter Christina Ramolla. Er ist der einzige im Kreis, der bislang positiv getestet wurde. Die Zahl der Verdachtsfälle habe sich seit dem Donnerstag von 11 auf 12 erhöht. (sch)
Wie der Geschäftsführer des Krankenhauses ausführt, sind die Proben aber erst am Dienstag im Labor getestet worden, die Übermittlung des Befundes habe am Mittwoch stattgefunden. Mühlhause hatte davon berichtet, dass ihm am Dienstag von einem Arzt mitgeteilt worden sei, aus unerklärlichen Gründen sei nur einer der drei Abstriche im Labor angekommen. Dass diese Mitteilung erfolgt ist, dem widerspricht die Krankenhausleitung nicht: „Das muss unter nicht optimaler Kommunikation eingestuft werden.“
Die Behandlung
Wie Mühlhause erklärte, habe er sich am Sonntag auf Anraten eines ihm bekannten Arztes mit einem Rettungswagen zum Kreiskrankenhaus nach Mechernich bringen lassen. Im Laufe des Tages habe er vermehrt unter Kopf- und Gliederschmerzen sowie ansteigendem Fieber gelitten. Vor dem Hintergrund, dass sein Mann kurz zuvor beruflich mit einer etwa 40-köpfigen Delegation aus Italien zu tun gehabt habe, sei er wegen der Symptome besorgt gewesen, an Corona erkrankt zu sein. Auch der ihm bekannte Arzt habe diese Gefahr gesehen.
Die Klinik erklärt dazu, dass inzwischen feststehe, dass Mühlhause nicht an Corona erkrankt sei. Das sei aus medizinischer Sicht von Anfang an mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagbar gewesen: „Herr Mühlhause gehörte zu keiner Zeit einer Hochrisikogruppe an.“
Abgesagt
Die für Sonntag, 15. März geplante Modellbahnbörse des Modelleisenbahnclubs Weilerswist 1989, die im Neuen Forum der Gesamtschule Weilerswist stattfinden sollte, wurde aus Gründen des Gesundheitsschutzes für Besucher und Mitglieder abgesagt.
Nicht stattfinden werden auch die 22. Euskirchener Gespräche, die sich am 18. März im Euskirchener Casino mit dem Thema „Stress in der Stadt – psychische Gesundheit und urbanes Leben“ beschäftigen sollten. Grund sei eine Instruktion der Ärztekammer Nordrhein, sämtliche Fortbildungsveranstaltungen in den folgenden Wochen abzusagen, sagte Dr. Hubertus Rüber.
Bereits zum zweiten Mal haben die Handballerinnen der HSG Euskirchen spielfrei. Nachdem am vergangenen Wochenende bereits ihre Heimpartie nicht stattfand, da der Gegner ASV SR Aachen wegen des Corona-Virus-Verdachts abgesagt hatte, fällt auch die für diesen Samstag auf dem Spielplan stehende Begegnung bei BTB Aachen aus. (sch/mez)
Der Marmagener sei nicht als begründeter Verdachtsfall geführt worden, weil er keinen direkten Kontakt zu einem Hochrisikogebiet hatte und zudem sein Ehemann keine Symptome aufgewiesen habe. „Ein weiterer Grund dafür, dass Herr Mühlhause nicht als ,begründeter Verdachtsfall’ geführt wurde, ist sein fehlender direkter Kontakt zu einer bereits auf das Corona-Virus positiv getesteten Person“, teilte die Klinik am Freitag mit. Eine Influenza sei bei ihm viel wahrscheinlicher gewesen, einen Corona-Test sähen die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts in einem solchen Fall nicht vor. Dass Mühlhause in einem zweiten Schritt dennoch auf Corona untersucht wurde, sei in erster Linie geschehen, um ihm Gewissheit zu verschaffen. Es sei verständlich, dass „Menschen mit grippalen Symptomen wie Herr Mühlhause besorgt sind, sich möglicherweise mit dem neuartigen Coronavirus infiziert zu haben“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Herrmann: „Für die medizinische Kompetenz im Umgang mit Corona-Verdachtsfällen verbürgt sich das Kreiskrankenhaus Mechernich. Wir stehen in nahezu täglichem Kontakt zum Gesundheitsamt des Kreises und dem Robert-Koch-Institut, um die Bevölkerung im Kreis Euskirchen bestmöglich zu schützen.“