Alles wird teurer – deshalb müssen Frauen bei Sportveranstaltungen im Kreis Euskirchen oft nun Eintritt zahlen. Aber es gibt Ausnahmen.
Fußball und Co.Frauen zahlen im Kreis Euskirchen nun auch Eintritt – Ausnahmen in der Eifel
Die Zeiten, in denen Frauen sich Sonntagnachmittag auf dem Sportplatz kostenfrei ein paar schöne Stunden machen können, sind vorbei – zumindest auf den meisten Sportanlagen im Kreisgebiet. „Bei uns bleibt alles, wie es war und ist. Frauen zahlen bei unseren Fußballspielen keinen Eintritt“, sagt Jochen Kupp, langjähriger Vorsitzender des SV Schöneseiffen. Damit ist der A-Ligist fast schon eine Ausnahme.
Zahlreiche Vereine haben zu Beginn oder im Laufe der Saison eingeführt, dass auch Frauen Eintritt zahlen müssen. Oftmals fällt der aber geringer aus als der Obolus der Männer. „Es ist nicht mehr zeitgemäß, dass Frauen keinen Eintritt zahlen“, sagt Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises Euskirchen. Der hat eine Empfehlung des Fußballverbands Mittelrhein aufgegriffen. Grund für die empfohlene Anpassung: gestiegene Schiedsrichterkosten und die teurer gewordene Unterhaltung von Sportplätzen.
Kein Eintritt für Frauen beim Sport nicht mehr zeitgemäß?
Mager ist nicht nur Vorsitzende des Fußballkreises, sondern auch mit viel Herz Mitglied bei der SG Flamersheim/Kirchheim. Im Vorstand der SG FlaKi sei die Entscheidung für die Einführung von Eintrittspreisen für Frauen einstimmig gewesen. Die Alternative sei gewesen, so Mager, die Kosten für Getränke und Stadionwurst zu erhöhen. Oder den Männern mehr Eintrittsgeld abzuverlangen. Man habe aber die Frauenvariante genommen, um es möglichst auf die Allgemeinheit umzulegen.
Bei der SG FlaKi sei zudem die Dauerkarte für Spielerfrauen eingeführt worden. Die sei – noch – ein Geschenk für die Frauen der Kicker. Ob die Dauerkarte in der kommenden Spielzeit immer noch kostenfrei sein wird, müsse noch entschieden werden. „Das haben wir gemacht, damit an der Kasse keine Diskussion entsteht, dass die kostenlos rein darf, die andere Frau nicht. So kann man die Dauerkarte vorzeigen und gut ist“, erklärt Mager.
Katja Vissel, Vorsitzende des TuS Dom-Esch, sagt: „Wenn ich zum 1. FC Köln ins Stadion fahre, zahle ich als Frau den gleichen Eintritt wie Männer – ähnlich sieht es im Kino oder im Schwimmbad aus.“ Auch der B-Ligist führt die nun erhobenen Eintrittspreise für Frauen auf die gestiegenen Schiedsrichterspesen zurück. Beim TuS zahlen Frauen nun einen Euro – egal, ob sie die erste Mannschaft in der Kreisliga B oder die Zweitvertretung in der C-Klasse schauen wollen.
Für Wolfgang Vohsen, Vorsitzender von Schwarz-Weiß Stotzheim, steht ebenfalls zur Diskussion, ob ein Eintritt für Frauen eingeführt wird. „Wir hatten zuletzt häufiger ein Schiedsrichtergespann aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Dann werden schnell 90 Euro fällig“, erklärt er. Wenn zudem – wie aktuell beim A-Ligisten – die sportlichen Leistungen nicht stimmen, bleiben die Zuschauer aus. Teilweise kicken die Schwarz-Weißen vor einer Handvoll Interessierten. Ob da die ein, zwei kassierten Euro allerdings den Braten fett machen, sei dahingestellt, so Vohsen.
Frauenberg hat Eintritt für die Frauen beim Fußball eingeführt
Beim SV Frauenberg ist der Eintritt für Frauen eingeführt worden – ebenfalls aufgrund der gestiegenen Kosten und wegen der Empfehlung des Fußballkreises. Sebastian Kaiser, Spielertrainer beim A-Ligisten, sieht die Entscheidung mit gemischten Gefühlen.
„Frauen wollen immer gleichberechtigt sein“, sagt er, bricht aber direkt eine Lanze: „Viele Frauen verzichten schon fast den gesamten Nachmittag auf ihre Männer, weil die auf dem Sportplatz sind. Daher weiß ich nicht, ob man von denen unbedingt Eintritt nehmen muss.“ Die Frauen zahlen beim SVF die Hälfte vom Eintrittspreis der Männer, der in der A-Klasse drei Euro für das Spiel im „Loch“ beträgt.
Der SV Sötenich nimmt nach Angaben von Uwe Metternich, Sportlicher Leiter des A-Ligisten, keinen Eintritt für Frauen. „Natürlich haben auch wir Mehrkosten, aber die wälzen wir nicht auf die Frauen ab“, so Metternich: „Wir sind doch froh, wenn Frauen zum Spiel kommen.“ Und Spielerfrauen abzukassieren, sei so oder so ein Tabu.
Beim Kaller SC kann jeder gratis Handball gucken
Die Oberliga-Handballer des TV Palmersheim müssen für ein Schiedsrichtergespann tiefer in die Tasche greifen als die Fußballer. Bis zu 140 Euro werden inklusive der Fahrtkosten fällig. In der Kreisliga seien es 40 Euro inklusive der Fahrkosten, die bezahlt werden müssten, heißt es aus dem TVP-Vorstand. Frauen-Rabatt gibt es nicht. Sechs Euro kostet der Eintritt zum Oberligaspiel – genau wie für die Männer. TVP-Mitglieder erhalten aber einen Rabatt. Und der TVP hat eine Dauerkarte eingeführt. Auch dadurch wird der Eintritt auf die gesamte Spielzeit gesehen günstiger.
Bei der HSG Euskirchen hat nach Angaben von Judith Blauen jeder Spieler und jede Spielerin der ersten Mannschaften die Möglichkeit, für 25 Euro eine Dauerkarte zu erwerben. Wer diese nutzt, sei freigestellt. Vorgaben des Verbandes oder des Kreises gebe es nicht, wie hoch der Eintritt an der Tageskasse ist.
Das ist beim Fußball anders – zumindest, was den Mindestbetrag angeht. Im Terminplaner des Fußballkreises ist vermerkt, dass der Eintritt für die Kreisliga A mindestens zwei Euro kostet, für die Kreisliga B 1,50 Euro und für die C-Klasse ein Euro.
Wer ein Handballspiel des Kaller SC in der Kreisklasse sehen will, muss nach Angaben von Wolfgang Kirfel, Vorsitzender des KSC, keinen Eintritt zahlen – egal, ob männlich, weiblich oder divers.