Euskirchen – Den Stadtbus attraktiver machen und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes tun. Diese Ziele kombinierte die Euskirchener FDP-Fraktion in einem Antrag, den sie jetzt dem städtischen Haupt- und Finanzausschuss vorlegte. Sie schlug vor, samstags für Fahrten in den Bussen der städtischen Verkehrsgesellschaft SVE kein Beförderungsentgelt zu erheben. Der Ausschuss lehnte den Vorstoß aber mit großer Mehrheit ab. Allerdings ist das Thema damit grundsätzlich noch nicht vom Tisch. Denn einige andere Fraktionen präsentierten im Laufe der Debatte Ideen, die in eine ähnliche Richtung zielen.
FDP-Sprecher Manfred van Bahlen hatte argumentiert, dass es zum Schutz des Klimas erforderlich sei, den motorisierten Verkehr effizient zu gestalten. Man müsse also möglichst viele Verkehrsteilnehmer dafür gewinnen, das gut organisierte Stadtbus-System zu nutzen. Damit könne man auch die Parkhäuser entlasten. Zusätzliche Kosten würden nicht entstehen, so van Bahlen, allenfalls „Mindereinnahmen in überschaubarer Höhe“.
Bürgermeister rät vom Vorschlag ab
Um den Plan in die Tat umzusetzen, solle der Hauptausschuss den Mitgliedern des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung der SVE, die ja eine 100-prozentige Tochter der Stadt ist, eine entsprechende Weisung mit auf den Weg geben. Davon riet Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) ab. Er müsse darauf hinweisen, dass die Mitglieder des Aufsichtsrates „dem Interesse des Unternehmens verpflichtet sind und weisungsfrei entscheiden“, betonte Friedl mit Hinweis auf die Paragrafen des Aktiengesetzes und der Gemeindeordnung.
Überhaupt ließ der Verwaltungschef kaum ein gutes Haar an dem FDP-Antrag. Er warnte vor Einnahmeverlusten und vor einem Konzept, das nur auf die SVE zugeschnitten sei. Es sei „nur mit einer geringen Akzeptanz“ zu rechnen, wenn Stadtbuskunden in den Genuss eines fahrscheinfreien Samstags kämen, die Nutzer anderer Verkehrsunternehmen im Stadtgebiet, wie DB oder RVK, dagegen nicht. Auch bei Inhabern von Dauerkarten, so Friedl, könnte Unmut entstehen, denn sie hätten durch kostenlose SVE-Fahrten am Samstag keine Vorteile. Ebenfalls benachteiligt würden die Bewohner jener Ortsteile, die nicht ans Stadtbusnetz angeschlossen seien. Da nicht alle Euskirchener im gleichen Maße von einem solchen Angebot profitieren würden, so das Resümee des Bürgermeisters, sei der FDP-Antrag abzulehnen.
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Friedl könnte sich fahrscheinlose Samstage höchstens dann vorstellen, wenn sie im gesamten Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg angeboten und Dauerkarteninhaber anteilmäßig entschädigt würden.Friedl: „Zudem hätte dieses Thema zunächst im Aufsichtsrat der SVE behandelt werden müssen.“ Das war die richtige Vorlage für Sandra Eisermann (CDU), die der FDP einen „Schnellschuss“ vorwarf. Ihre Fraktion schlage einen anderen Weg vor, wobei auf jeden Fall die SVE eingebunden werden müsse.
Dichterer Takt für Busse?
Denkbar sei es, im Zuge eines Pilotprojekts jeden zweiten Samstag entgeltfreie SVE-Fahrten zu ermöglichen und nach einem halben Jahr Bilanz zu ziehen. Allerdings müsse man auch „wissen, was das kostet“, so Eisermann. Prompt wartete SPD-Fraktionschef Michael Höllmann mit dem nächsten Pilotprojekt auf: mit fahrscheinlosem Busfahren an den Samstagen, die verkaufsoffenen Sonntagen vorausgehen. Jan Fischer (Linke) brachte eine radikale Lösung ins Gespräch: Er regte an, ermitteln zu lassen, welche finanziellen Folgen es hätte, wenn man die SVE-Busse an allen Tagen gratis nutzen könnte. „Das würde uns geschätzt 1,5 Millionen Euro kosten“, sagte Bürgermeister Friedl.
Hans-Werner Ignatowitz (Grüne) verfolgte einen anderen Ansatz: „Die Attraktivität der SVE würde eher gestärkt, wenn die Busse auch samstags in den Kernzeiten öfter als nur stündlich führen.“ Die FDP blieb bei ihrem Antrag.„Nur so gewöhnt sich die Bevölkerung an diese Regelung“, sagte Manfred van Bahlen. Alle anderen Fraktionen und Bürgermeister Friedl lehnten das Konzept aber ab. Stattdessen – so beschloss es der Ausschuss gegen die Stimme von Jan Fischer – soll sich der SVE-Aufsichtsrat nun mit den Alternativkonzepten von CDU, SPD und Grünen auseinandersetzen. Van Bahlen ahnt, was passieren könnte: „Die CDU will unsere Idee unter anderen Modalitäten auflegen und dann für sich die Urheberschaft reklamieren.“