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Schlauchboot gegen StrömungPolizistinnen aus Euskirchen erzählen von der Flutnacht

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Als es im Streifenwagen nicht mehr weiter ging, gelang die Weiterfahrt auf der Ladefläche eines Abschleppwagens.

Kreis Euskirchen – Besondere Umstände erfordern mitunter besondere Maßnahmen – und dann ist auch für drei pflichtbewusste deutsche Polizeibeamtinnen ein „Dienst nach Vorschrift“ nicht mehr möglich. Für Lara Mertens, Elena Heinz und Saskia Hupp traf dies am 14. Juli des vergangenen Jahres in ganz besonderer Weise zu. Denn erstens hängten sie am Ende ihres normalen Dienstes kurzerhand noch eine weitere Nachtschicht dran – und zweitens nahm ihr Einsatz einen dramatischen Verlauf.

Doch der Reihe nach: „Wir hatten an dem Abend Spätdienst und eigentlich Feierabend, waren aber noch auf der Wache“, erinnert sich Saskia Hupp an den Beginn der Flutnacht. „Dann haben wir gehört, dass Kollegen draußen im Einsatz Hilfe brauchten“, berichtet die Polizeibeamtin im Interview beim Talk „Flut im Kreis Euskirchen – ein Jahr danach“, zu der Kölnische Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger gemeinsam mit Radio Euskirchen in den Saal des Gemünder Kurhauses eingeladen hatten.

Die Polizeibeamtinnen Lara Mertens, Elena Heinz und Saskia Hupp (v.l.n.r.) berichteten im Interview mit Norbert Jeub über ihren mutigen und selbstlosen Einsatz in der Flutnacht.

Polizisten: Im Einsatz selbst in Lebensgefahr

Dort standen die drei jungen Frauen beispielhaft für alle Polizisten und Helfer vor dem Mikrofon, die während der Flut über sich hinausgewachsen sind und bei ihren Einsätzen mitunter selbst in Lebensgefahr gerieten.

Zu viert ging es im Streifenwagen also wieder los zum Einsatz. „Zum Teil waren die Einsatzorte aber schon gar nicht mehr wegen Überflutungen erreichbar“, ergänzt Elena Heinz. Was also tun? „Bei einem Einsatz in einem Ort vor Euskirchen haben wir dann einfach gefragt, ob nicht jemand ein Boot hätte – und tatsächlich gab es Anwohner, die zwei Schlauchboote hatten“, beschreibt Lara Mertens, wie es beim Einsatz weiterging.

Menschen aus von Wassermassen eingeschlossenen Wohnungen gerettet

Ein Besen ersetzte ein fehlendes Paddel, und mit aneinander geknoteten Hundeleinen, die sie an Verkehrszeichen befestigten, sicherten die Polizistinnen die Boote in den reißenden Fluten gegen das Abtreiben: „Wir haben uns dann von Gebäude zu Gebäude weiter vorgearbeitet und aufgepasst, dass wir nicht von der Strömung mitgerissen wurden.“ Etliche Menschen konnten die Polizistinnen aus ihren überfluteten oder von den Wassermassen eingeschlossenen Häusern und Wohnungen bringen. „In der Nacht haben wir nicht mitgezählt, wie viele Menschen wir auf diese Weise gerettet haben. Wir waren einfach um jeden Menschen froh, den wir retten konnten“, sagt Saskia Hupp.

Ein älterer Mann, der in seiner Wohnung in der Euskirchener Innenstadt bis zum Hals im Wasser gestanden habe und von den Schlauchboot-Polizistinnen in Sicherheit gebracht werden konnte, sei so glücklich gewesen, dass es sich mit Handküssen bei seinen Retterinnen bedankt habe. „Das war wirklich ein emotionaler Moment“, denkt Lara Mertens an diesen Teil ihres Flut-Einsatz zurück.

Die Schlauchboote wurden auf dem Autodach festgezurrt.

Mit Abschleppwagen durch die gestiegene Erft

Um vom einen Einsatzort zum nächsten zu kommen, schnallten die Beamtinnen die Schlauchboote einfach auf dem Dach des Streifenwagens fest. Als dann aber die Hochwasser führende Erft, die längst auch die Brücken überspülte, den Beamtinnen den Weg ans andere Flussufer versperrte, musste eine neue Lösung her – und auch in dieser Situation hatten die Polizistinnen das Glück der Mutigen auf ihrer Seite: „Zufällig kam ein Abschleppwagen vorbei, und dann sind wir mit dem Streifenwagen und den Schlauchbooten obendrauf auf den Abschleppwagen gefahren, der uns dann auf die andere Seite der Erft gebracht hat“, schildert Lara Mertens, wie es gelang, die Fahrt weiter fortzusetzen.

Was die Polizeibeamtinnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Privat waren zwei der jungen Frauen, die in Schleiden wohnen, ebenfalls vom Hochwasser betroffen. Auch zu den im Flutgebiet lebenden Eltern gab es keinen telefonischen Kontakt. „Das war schon eine sehr belastende Situation“, erinnert sich Saskia Hupp.

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Als sie dann endlich vom Frühdienst abgelöst wurden, versuchten die beiden Schleidenerinnen gemeinsam, mit dem Auto nach Hause zu fahren, mussten aber in Gemünd feststellen, dass dies wegen der versperrten und beschädigten Straßen nicht möglich war. „Wir haben dann eine Kollegin angerufen und dort geschlafen“, erzählt Saskia Hupp. Wie viele Stunden Schlaf sie letztendlich an diesem Tag bekam, weiß sie nicht mehr. Und am Nachmittag stand für die Beamtinnen auch schon die nächste Schicht mit neuen Herausforderungen an.