Flutschäden auf BahnlinieDie Sanierung der Eifelstrecke dauert länger als geplant
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Kreis Euskirchen – Der Zoch kütt – nach Nettersheim aber erst im kommenden Jahr. Das war eigentlich anders geplant. Ursprünglich sollte der Abschnitt der Eifelbahnstrecke zwischen Kall und Nettersheim noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.
Doch daraus wird nichts, wie Werner Lübberink, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen, jetzt in der Sondersitzung des Ausschusses für Planung, Nachhaltigkeit und Mobilität im Euskirchener Kreishaus mitteilte.
Die Strecke Euskirchen-Bad Münstereifel bis Ende 2023 wieder befahrbar
Die Verzögerung ändere aber nichts am Vorhaben der Bahn, die Elektrifizierung der Strecken im Kreis Euskirchen bis 2026 abgeschlossen zu haben. „Wenn die Strecken einmal wieder hergestellt sind, lässt sich die Elektrifizierung im Anschluss ohne große Einschränkungen für die Fahrgäste umsetzen“, sagte Lübberink.
Die Strecke Euskirchen – Bad Münstereifel soll laut Bahn Ende 2023 wieder befahrbar sein. Momentan wird beispielsweise die durch die Flut zerstörte Brücke bei Arloff erneuert.
Die Bahn habe sich das Ziel gesetzt, die im Juli 2021 zerstörte Infrastruktur möglichst hochwasserresilient wiederaufzubauen. „Dafür müssen planrechtliche Maßgaben mit den Behörden größtmöglich genutzt werden“, so Lübberink: „Die Bürokratie in Deutschland hilft nicht, wenn es darum geht, auch mal eine Sache unkonventionell anzugehen.“
Auch im Weilerswister Rat standen Berichte zur Modernisierung der Bahnstrecken auf der Tagesordnung. Das Hochwasser habe das Elektrifizierungsprojekt der DB Netz AG vorangetrieben, erklärte Florian Bonn, Leiter der Kölner Projekte für Elektrotechnik. Nach der Katastrophe seien Gelder freigegeben worden, hinzu kamen Änderungen im Bau- und im Umweltrecht.
1,3 Milliarden Euro Schaden
Die Deutsche Bahn schätzt die Flutschäden an Strecken, Bahnhöfen und Fahrzeugen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro. 600 Kilometer Gleise seien betroffen sowie 50 Brücken und Dutzende Stationen und Haltepunkte. 180 Bahnübergänge, 40 Stellwerke und mehr als 1000 Oberleitungs- und Signalmaste seien schwer beschädigt, teilte die Bahn nach der Flutkatastrophe mit. Erneuert werden mussten und müssen auch ganze Streckenabschnitte. Im Kreis Euskirchen sind davon die Erfttalbahn, die Eifelbahn und die Voreifelbahn betroffen. Teilweise dauern die Arbeiten nach Angaben der Bahn bis Ende des kommenden Jahres.
„Jetzt wollen wir relativ schnell elektrifizieren“, sagte Bonn. Die Ausschreibungen liefen bereits, die Inbetriebnahme der neuen Bahnstrecke sei für Ende 2026 vorgesehen, so Bonn.
Zu elektrifizieren seien unter anderem die Eifelstrecke von Hürth-Kalscheuren nach Trier-Ehrang, die Erfttalbahn von Euskirchen nach Bad Münstereifel und die Voreifelbahn von Bonn nach Euskirchen.
Die Eifelstrecke werde dazu um 1500 Maste erweitert und auf rund 54 Kilometern zu einer zweigleisigen Strecke ausgebaut. Zusätzlich gelte es, den Kaller Tunnel zu modernisieren. Bonn sprach von einer „Aufweitung“. „Der Tunnel ist nämlich einfach zu klein“, so Bonn.
Die Voreifelbahn müsse man um rund 800 Maste und 56 Kilometer Gleis erweitern. Gegebenenfalls seien auf dieser Strecke außerdem Anpassungen an den Bauwerken „Schwarze Brücke“ und „Am Bleichgraben“ notwendig. Die Erfttalbahn wolle die DB um 200 Maste und rund 13 Kilometer eingleisige Strecke erweitern.
Zuerst wird an Bahntrassen nach Weltkriegsbomben im Boden gesucht
Vor dem Bau der elektrifizierten Strecken sei eine Kampfmittelsondierung unerlässlich. „Bombenfunde müssen ausgeschlossen werden“, sagte Bonn. Denn zuerst würden Rammpfähle in die Erde getrieben beziehungsweise „in den Boden vibriert“, erklärte Nikolai Kopnow, Projektleiter der Elektrifizierungsprojekte der DB Netz AG.
Der Strom für die elektrifizierte Bahn werde auf der Trasse mitgebracht, erklärte Kopnow im Weilerswister Rat: „Also nicht oben am Mast, sondern im Erdreich.“ Deswegen seien Bauarbeiten im Boden erforderlich. Um sie so schnell wie möglich erledigen zu können, bestehe die Möglichkeit, die Nacht als Hauptarbeitszeit zu nutzen.
Notfalls bietet die Bahn Anwohnern sogar die Ausquartierung an
Was das für die Anwohner bedeutet? „Falls es wirklich gar nicht anders geht, bieten wir den Anwohnern eine Ausquartierung an“, sagt der DB-Mitarbeiter: „Allerdings muss man sich uns als eine wandernde Baustelle vorstellen. Wir sind immer auch schnell wieder weg“, sagte Kopnow.